Israelische Rettungskräfte und Sicherheitskräfte stehen neben einer abgedeckten Leiche am Ort eines gemeldeten Anschlags in einem Siedlerviertel im israelisch abgetrennten Ostjerusalem. | AFP

Anschlag in Israel Angreifer tötet in Jerusalem sieben Menschen

Stand: 27.01.2023 21:50 Uhr

In Ost-Jerusalem hat am Abend ein bewaffneter Angreifer das Feuer auf Gläubige eröffnet, die aus einer Synagoge kamen. Laut offiziellen Angaben wurden sieben Menschen getötet und drei verletzt. Die Polizei erschoss den Schützen und sprach von einem Terroranschlag.

Ein bewaffneter Angreifer hat in Ost-Jerusalem mehrere Menschen erschossen. Die Polizei nannte die Zahl von sieben Toten, nachdem sie anfangs von acht Todesopfern gesprochen hatte. Laut Rettungsdienst sind zudem mindestens drei weitere Menschen verletzt worden. Zuvor war von zehn Verletzten die Rede gewesen. Die Behörden stuften den Angriff als Terroranschlag ein.

Der Angriff ereignete sich gegen 20.15 Uhr Ortszeit vor einer Synagoge in Neve Yaakov, einer israelischen Siedlung im Nordosten von Jerusalem. Der Schütze eröffnete das Feuer, als die Besucher die Synagoge nach dem Schabbat-Gebet verließen. Der mutmaßliche Attentäter versucht nach der Tat, mit einem Auto zu fliehen. Israelische Sicherheitskräfte erschossen ihn. Der israelische Polizeipräsident Kobi Schabtai sagte, das Gebiet um den Tatort werde durchsucht, um auszuschließen, dass es weitere flüchtige Täter gebe.

Mutmaßlicher Täter stand offenbar Hamas nahe

Es ist einer der schwersten Anschläge in Israel seit Langem. "Ein Anschlag am Beginn des Schabbat auf Gläubige, die aus einer Synagoge kommen - das ist eine neue Dimension", sagte ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann bei tagesschau24. Sie sagte, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 22-jährigen Palästinenser handeln soll, der der Hamas nahegestanden habe. Laut israelischen Medien soll er aus dem Flüchtlingslager Schuafat stammen.

Angespannte Sicherheitslage

Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich verschärft. Am Donnerstag hatte es bei einer Razzia der israelischen Armee in einem Flüchtlingslager in der Stadt Dschenin im Westjordanland Zusammenstöße gegeben, bei denen neun Palästinenser getötet und 20 verletzt wurden. Unter den Getöteten war auch eine ältere Frau.

Sieben der Getöteten wurden von palästinensischer Seite als Extremisten identifiziert: Der bewaffnete Flügel der radikalislamischen Hamas gab an, vier der Toten hätten ihm angehört. Die Terrorgruppe Islamischer Dschihad erklärte, drei andere seien Mitglieder von ihr gewesen. Die palästinensischen Sicherheitsbehörden kündigten nach der Razzia an, ihre Kooperation mit den israelischen Sicherheitskräften zu beenden.

In der Nacht zum Freitag waren aus dem Gazastreifen zwei Raketen auf Israel abgefeuert worden, die israelische Luftwaffe flog daraufhin Angriffe auf Ziele im Gazastreifen.

Menschen feiern Anschlag in Jerusalem

Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden Hamas teilte mit, bei dem Anschlag in Jerusalem handele es sich um eine Vergeltung. Im Gazastreifen versammelten sich an mehreren Orten Menschen und feierten die Attacke. Einige verteilten Süßigkeiten. Ähnliches wurde auch aus Ramallah im Westjordanland gemeldet.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid rief dazu auf, terroristische Drohungen und ihre Absender "mit aller Härte" zu ahnden. Der Terrorismus dürfe nicht wieder aufleben, schrieb er auf Twitter.

USA verurteilen Anschlag

Eine Sprecherin des US-Außenministeriums sagte, die USA verurteilten "diesen offensichtlich terroristischen Anschlag aufs Schärfste". Die Tat sei entsetzlich. "Unsere Gedanken, Gebete und unser Beileid gelten denjenigen, die bei diesem abscheulichen Gewaltakt getötet und verletzt wurden."

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, verurteilte die Tat: "Ein übler Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag", schrieb Seibert auf Twitter und sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus.

Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Studio Tel Aviv

Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. Januar 2023 um 21:15 Uhr.