
Angriff beim Schabbat-Gebet Sieben Menschen in Jerusalem erschossen
Israels Polizeichef spricht von "einem der schlimmsten Angriffe seit Jahren": Sieben Israelis sterben, als ein bewaffneter Mann das Feuer auf sie nach dem Besuch der Synagoge eröffnet. Der Schütze wurde von der Polizei erschossen.
Die Tat ereignete sich am Schabbat, dem Ruhetag für religiöse Juden, in Neve Jaakov. Die israelische Siedlung liegt am Rand von Jerusalem, im von Israel besetzten und annektierten Ostteil der Stadt. Der Schütze feuerte den Berichten zufolge auf Menschen, die gerade nach dem Abendgebet aus einer Synagoge kamen. Laut Polizei wurde er, beim Versuch zu fliehen, erschossen. Es soll sich um ein Mitglied der Hamas aus dem Flüchtlingslager Shuafat handeln, das nördlich von Jerusalem liegt.
Neben den Toten gab es mehrere Schwerverletzte, berichtete der israelische Rettungsdienst Magen Adom.
Der Chef der israelischen Polizei Kobi Shabtai bezeichnete den Anschlag als einen "der schlimmsten der vergangenen Jahre", er sagte am Tatort: "Der Attentäter gelangte hierher und begann auf jeden zu schießen, der ihm in den Weg kam. Dann ging er zurück zum Wagen und fuhr 300 Meter weiter. An der Kreuzung traf er auf ein Team von Polizisten. Er eröffnete das Feuer auf sie, sie schossen zurück und neutralisierten ihn. Wie gesagt, handelt es sich um einen Einzeltäter, nach jetzigem Wissensstand."
"Hamas hat sich auch schon bekannt", Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu Schüssen in Ost-Jerusalem
Auch Israels Premierminister Benjamin Netanyahu und der Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben Gvir besuchten den Tatort. Sie gaben dort keine Erklärungen ab.
Palästinenser feiern die Tat als Vergeltung
Im Gazastreifen und in palästinensischen Städten des Westjordanlandes gingen Menschen auf die Straße und feierten die Tat. Ein Sprecher der Hamas erklärte den Anschlag zu einer Racheaktion Am Donnerstag waren in Dschenin im nördlichen Westjordanland neun Palästinenser bei einem israelischen Militäreinsatz getötet worden, darunter eine ältere Frau.
In der Nacht fing die israelische Luftabwehr dann zwei Raketen ab, die aus dem Gazastreifen abgefeuert worden waren. Als Reaktion darauf flog die israelische Luftwaffe Angriffe auf Ziele im Gazastreifen.
"Ich würde von einem Wendepunkt sprechen"
Uzi Rabi, Professor an der Tel Aviv University sagte im israelischen Channel 13 zu der Tat: "Ich würde von einem Wendepunkt sprechen, an dem der israelisch-palästinensische Konflikt von der säkularen zur religiösen Seite wechselt. Und wenn dieser Wechsel eintritt, kommen wir auf eine andere Ebene. In Ost-Jerusalem gibt es noch viele, die wie dieser Attentäter sind. Das sind Menschen, die ihren Anstoß aus dem Internet erhalten. Es ist sehr schwer, sie zu benennen. Und deswegen muss sich das ganze Verständnis davon, wie man mit diesem Phänomen umzugehen hat, grundsätzlich ändern."
Ein "übler Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag"
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, verurteilte die Tat: Der Anschlag sei ein "übler Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag", schrieb er auf Twitter.
Ein Sprecher des Außenministeriums der USA bezeichnete den Anschlag als "absolut entsetzlich". US-Präsident Joe Biden sicherte Israel volle Unterstützung zu. Anfang der kommenden Woche kommt US-Außenminister Blinken zu Gesprächen mit der israelischen und der palästinensischen Seite in die Region. Die angespannte Sicherheitslage dürfte diesen Besuch überschatten.
UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Tat nach Angaben eines Sprechers scharf. Es sei "besonders abscheulich, dass dieser Angriff auf eine religiöse Stätte und am internationalen Holocaust-Gedenktag stattfand".
Netanyahu kündigt entschlossene Reaktion an
Später am Abend meldete sich Netanyahu noch einmal zu Wort Es habe eine Sicherheitsbewertung gegeben, er habe sich für "sofortige Maßnahmen" entschieden, sagte er zu Reportern am Hauptquartier der Nationalpolizei. Er werde für Samstagabend sein Sicherheitskabinett einberufen, um weitere Schritte zu erörtern. Die Öffentlichkeit rief er dazu auf, keine Selbstjustiz zu üben.