Eine Tropfflasche tropft.

Ungeklärte Todesfälle Indonesien verbietet flüssige Medikamente

Stand: 20.10.2022 11:33 Uhr

Nach etwa 100 Todesfällen von Kindern im Zuge von Nierenschäden will die indonesische Regierung vorerst flüssige Medikamente verbieten. Im Verdacht: drei gefährliche Substanzen, die als Verunreinigung in solchen Arzneien enthalten sein können.

Indonesien hat nach dem Tod von etwa 100 Kindern vorübergehend den rezeptfreien Verkauf von allen flüssigen Medikamenten verboten. Die Kinder, die zumeist jünger als fünf Jahre waren, seien in den vergangenen Monaten im Zuge von Nierenschädigungen gestorben, teilte Gesundheitsminister Budi Gunadi Sadikin mit.

"Das Ministerium hat bei Untersuchungen festgestellt, dass Säuglinge, die an einer akuten Nierenschädigung litten, drei gefährliche Chemikalien zu sich genommen hatten - Ethylenglykol, Diethylenglykol und Ethylenglykol-Butylether", sagte Sadikin. Die drei Substanzen seien Verunreinigungen aus ungefährlichem Polyethylenglykol (PEG). Dieses wird in vielen flüssigen Arzneimitteln verwendet, um eine bessere Löslichkeit der Inhaltsstoffe zu ermöglichen.

Mehr als 200 Fälle von akuten Nierenschäden

Seit Januar seien in 20 Provinzen des Inselstaates mehr als 200 Fälle von akuten Nierenschäden bekannt geworden. Besonders seit August sei die Zahl deutlich gestiegen. Zudem sei es möglich, dass es eine hohe Dunkelziffer gebe, so der Minister.

Eltern, deren Kinder dringend Arzneien in Form von Sirup benötigten, wurden aufgefordert, unbedingt einen Kinderarzt aufzusuchen.

Todesfälle in Gambia

Auch in Gambia hatte es ähnliche Todesfälle gegeben: In dem westafrikanischen Land sind bereits 69 Kinder infolge der Einnahme von verunreinigten Husten- und Erkältungssäften laut dem Gesundheitsministerium gestorben. In einem vorläufigen Untersuchungsbericht hatte die gambische Polizei erklärt, dass der Tod der Kinder durch akute Nierenschäden mit den in Indien hergestellten und über ein US-Unternehmen importierten Hustensäften in Verbindung gebracht wird.

Am vergangenen Samstag hatte Adama Barrow, der Präsident Gambias, außerdem die Lizenz für den in Verdacht stehenden indischen Pharmahersteller Maiden Pharmaceuticals Limited beendet. Auch nach WHO-Angaben stehen die in Gambia vertriebenen Husten- und Erkältungssäfte im Verdacht, akutes Nierenversagen auszulösen. Bei den Toten handelt es sich demnach um Kinder, die unter fünf Jahre alt waren.

Mit Blick auf die Vorgänge in Gambia fing auch Indonesien an, zu prüfen, ob der Tod der indonesischen Kinder wegen akuter Nierenschäden in Zusammenhang mit den Produkten von Maiden stehen könnte.

Indien stoppt Hustensaftproduktion

Nach den Todesfällen in Gambia stoppte Indien bereits die Produktion in einer Fabrik von Maiden Pharmaceuticals. Im indischen Bundesstaat Haryana inspizierten die Behörden eine Maiden-Fabrik in der Nähe der Stadt Sonipat und stellten dabei zwölf Verstöße gegen die gute Herstellungspraxis fest, wie der Gesundheitsminister von Haryana, Anil Vij, sagte. Maiden lehnte eine Stellungnahme dazu ab.