
Corona-Ausbruch in Nordkorea Kim Jong Un schickt Soldaten in Apotheken
Nordkorea kämpft mit der plötzlichen Ausbreitung der Epidemie. Wie Staatsmedien berichten, wurden nun Soldaten an alle Apotheken in Pjöngjang entsandt. Sie sollen nun Medikamente an die Bevölkerung verteilen.
Nordkorea versucht, den Corona-Ausbruch im eigenen Land unter Kontrolle zu bringen und verstärkt eigenen Angaben zufolge seine Maßnahmen gegen die Ausbreitung von "Fieberfällen". Zu dem Zweck hat das Militär nun Soldaten in alle Apotheken der Hauptstadt Pjöngjang geschickt, wie Staatsmedien berichten.
Militär übernimmt im Lockdown
Die Entsendung der Truppen blieb demnach auf die Drei-Millionen-Stadt beschränkt. Auf Anordnung von Machthaber Kim Jong Un sollen aber alle Regionen im Land abgeriegelt worden und im Lockdown sein.
Kim übte laut der staatlichen Nachrichtenagentur "scharfe Kritik" an der "unverantwortlichen Arbeitseinstellung" der zuständigen Beamten im Kabinett und den Gesundheitsbehörden. Er beanstandete demnach insbesondere, dass Apotheken nicht rund um die Uhr geöffnet seien. Nun seien die Soldaten dabei, in den Apotheken "Medikamente in einem 24-Stunden-System zu verteilen".
Offizielle Zahlen werden bezweifelt
Nordkorea hatte am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal offiziell Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Seitdem spricht es von der landesweiten Ausbreitung einer Epidemie. Offiziell gibt es in der vollkommen ungeimpften Bevölkerung seitdem 1,5 Millionen Corona-Infektionen und 56 Todesfälle. Allein am Montag sollen 270.000 "Fieberfälle" registriert worden sein.
Doch die Datenlage ist unklar. Weder ist sicher, wie viele der gemeldeten Todesfälle und Fieber-Patienten tatsächlich auf eine Erkrankung durch das Coronavirus zurückgehen. Noch trauen Experten den Behauptungen des Regimes, dass es vor der jüngst vermeldeten epidemischen Lage keine Covid-Fälle im streng abgeschotteten Land gegeben habe.
Gesundheitssystem völlig überfordert
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist wegen des Covid-19-Aubruchs besorgt. Das Gesundheitssystem im Land gilt als rudimentär und vollkommen überfordert. "Weil das Land bisher keine Covid-19-Impfung eingeleitet hat, besteht das Risiko, dass sich das Virus rasch unter den Massen ausbreitet", sagte die WHO-Regionalleiterin für Südostasien, Khetrapal Singh.
Über das UN-Beschaffungsprogramm Covax angebotene Impfstoffe hat die Führung in Pjöngjang bisher abgelehnt. Ein Annahme der Vakzine wäre mit internationalen Kontrollen verbunden. Experten nehmen an, dass Nordkorea auch die Kapazitäten für die Durchführung von Massentests fehlen und dass es nicht genug Anti-Virus-Medikamente und Intensivstationen gebe. Zudem gilt der Ernährungszustand der 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner als schlecht.