Eine Frau erhält in einer Privatklinik in Hongkong eine Dosis des BioNTech-Impfstoffs gegen das Coronavirus.

BioNTech-Impfstoff Chinesen lassen sich in Hongkong impfen

Stand: 01.02.2023 11:32 Uhr

Nach dem Ende der Null-Covid-Politik in China können Chinesen einfacher nach Hongkong reisen - viele lassen sich dort mit dem BioNTech-Vakzin impfen. In Festland-China sind bis heute keine mRNA-Impfstoffe zugelassen.

Es ist nur ein Stich, für den Festland-Chinesen in Hongkong nun auch bezahlen müssen. Bis zu umgerechnet knapp 200 Euro für eine Dosis mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech, den es in Festland-China nicht gibt. Vielen Chinesinnen und Chinesen ist es das wert. Hunderte von ihnen kommen nach ARD-Recherchen pro Tag in die einzelnen privaten Kliniken, die den Impfstoff in Hongkong gegen Bezahlung anbieten. Denn in Festland-China sind nur chinesische Impfstoffe gegen Corona zugelassen. Das sind klassische Totimpfstoffe, die nachweislich weniger wirksam sind als mRNA-Impfstoffe.

"Ich habe mich drei Mal in Festland-China impfen lassen", sagt ein Mann aus der Nachbarstadt Zhuhai im südlichen chinesischen Landesteil Guangdong. "Natürlich vertraue ich unseren eigenen Impfstoffen, dass sie definitiv wirken. Aber sind sie genauso wirksam wie der Impfstoff von BioNTech? Ich denke, wir müssten eingestehen, dass der Schutz mit dem Impfstoff von BioNTech höher ist."

BioNTech hat bei vielen einen guten Ruf

Auch die 23-jährige Studentin Hu ist extra in die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong gekommen, um sich impfen zu lassen. Sie kommt aus der Stadt Hangzhou an der chinesischen Ostküste. Bisher habe sie sich nicht mit Corona infiziert, sagt sie. "Ich habe gehört, dass es in Hongkong die Auffrischungsimpfung von BioNTech gibt, die besonders wirksam gegen Omikron-Varianten sein soll. Ich habe immer schon gehört, dass BioNTech berühmt ist für die Wirksamkeit seines Impfstoffs. Auch wenn die Nebenwirkungen vielleicht etwas heftiger ausfallen können. Am Ende ist es doch wichtiger, dass es gut wirkt. Deshalb ist es mir auch egal, ob der Impfstoff in China oder im Ausland hergestellt wurde. Ich entscheide mich für den, der am besten ist", sagt sie.

Seitdem China Anfang Januar die Einreisequarantäne aufgehoben hat und weitere Grenzübergänge zwischen Festland-China und der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong geöffnet worden sind, wurde ein Ansturm von Reisenden auf beiden Seiten erwartet.

Einige lokale Ärzte in Hongkong mahnten, Hongkonger sollten bei den Covid-Impfungen priorisiert werden - auch vor dem Hintergrund, dass durch Reisende aus Festland-China eine neue Corona-Infektionswelle in Hongkong befürchtet wurde. Die Behörden entschieden: Festland-Chinesen können den Impfstoff zwar bekommen, müssen ihn aber bezahlen, wie auch alle anderen, die ihren Wohnsitz nicht in Hongkong haben. Zuvor war der Impfstoff frei für alle zugänglich.

China lehnt EU-Angebot für kostenlose Impfstoffe ab

Bislang hat China im eigenen Land keinen mRNA-Impfstoff zugelassen und lehnt auch jegliche Angebote und Zusammenarbeit aus dem Ausland ab. Klar ist, dass China zu Beginn der Pandemie in der mRNA-Technologie noch nicht so weit war wie BioNTech und Moderna.

Doch auch ein Deal zwischen BioNTech und dem chinesischen Pharma-Unternehmen Fosun kam nicht zustande - nur für die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong war das möglich. Trotz der derzeitigen Infektionswelle in China hat die Volksrepublik im Januar auch ein Angebot der Europäischen Union abgelehnt, kostenlose Impfstoffe gegen Covid aus der EU zu erhalten.

Internationale Beobachter werten die Zurückhaltung Chinas als Zeichen des Nationalstolzes, im eigenen Land nur chinesische Impfstoffe zuzulassen und selbst einen eigenen mRNA-Impfstoff entwickeln zu wollen.

Es gibt mehrere Kandidaten für mRNA-Impfstoffe gegen Covid in China, die sich in den für die Zulassung nötigen Testphasen befinden. Diese sind in China allerdings noch nicht abgeschlossen. In Indonesien allerdings schon, dort wurde ein chinesischer mRNA-Impfstoff namens Awcorna im September vergangenen Jahres zugelassen. Er wird in Indonesien produziert.

Eva Lamby-Schmitt, Eva Lamby-Schmitt, ARD Shanghai, 01.02.2023 11:05 Uhr