Ein chinesischer Ballon über Kolumbien (Archivbild vom 3.2.2023) | AP

Mutmaßliche Spionage Chinesischer Ballon auch über Costa Rica

Stand: 07.02.2023 08:50 Uhr

Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons in den USA ist ein ähnlicher Flugkörper über Costa Rica aufgetaucht. Die chinesische Botschaft bedauert den Vorfall und spricht von einem Versehen.

Ein weiterer mutmaßlicher chinesischer Spionageballon setzt über Lateinamerika offenbar seine Reise fort. Nach Sichtungsberichten aus Kolumbien und Venezuela gibt es jetzt Meldungen aus Costa Rica, man habe ebenfalls einen Ballon im Luftraum entdeckt. Unklar ist, ob es sich bei den Sichtungen jeweils um denselben Flugkörper handelt. Das Außenministerium des mittelamerikanischen Landes teilte mit, die chinesische Botschaft in San José bedauere den Vorfall.

Nach Angaben der Botschaft diene der Ballon ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken und sei, genau wie der Ballon im US-amerikanischen Luftraum, vom Kurs abgekommen. Grund für die Irrfahrt seien die vorherrschenden Wetterverhältnisse und eine generelle schlechte Manövrierbarkeit des Flugkörpers.

Spionageverdacht belastet bilaterale Beziehungen

Nach dem ersten Zwischenfall mit einem Ballon über den USA hatte das Außenministerium in Peking bereits eingeräumt, dass ein zweiter ziviler Ballon bei einem Flugversuch auf Abwege gekommen sei und über Lateinamerika fliege.

Das US-Militär hatte den ersten chinesischen Beobachtungsballon vor der Küste von South Carolina über dem Atlantik abgeschossen. Peking kritisierte den Akt als "offensichtliche Überreaktion". Washington warf China hingegen vor, mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren zu wollen.

Die chinesischen Ballons tauchen zu einem ungünstigen Zeitpunkt auf. Das Verhältnis zwischen den USA und China gilt als ohnehin schon angespannt, der bilaterale Tonfall beider Supermächte wird zusehends kühler. Man gibt sich bemüht deeskalierend, doch beschuldigt sich mit gegenseitigem Fingerzeig der Aggression.

China sieht sich als Opfer

Nach Entdeckung des Ballons über den USA vergangene Woche hatte Außenminister Antony Blinken seine Reise nach Peking abgesagt. Es wäre die erste Visite eines US-Außenministers in China seit mehr als vier Jahren gewesen. Beide Seiten hatten vorher ihr Interesse zu erkennen gegeben, mit den Gesprächen von Blinken in Peking das stark angeschlagene Verhältnis zu stabilisieren.

China betrachtet sich jetzt als Opfer der innenpolitischen Auseinandersetzung in den USA. Das Abschießen des Ballons hätte die Affäre nicht etwa beendet, sondern die Rhetorik der US-Politiker über eine "Bedrohung durch China" angefeuert.

"Der rüde Umgang mit dem Ballon-Zwischenfall durch die USA ist eine ernste Provokation, die riskiert, dass die Beziehungen zwischen den China und den USA aus der Bahn geworfen werden", heißt es in der staatsnahen chinesischen Volkszeitung "Global Times".

USA wollen Ballon untersuchen

Nach dem Abschuss des Ballons über den USA läuft vor der Küste South Carolinas die Bergung der Trümmerteile. Am Montag wurden weitere Details zu dem Flugobjekt bekannt. Der Ballon sei rund 61 Meter hoch gewesen und habe vermutlich so viel wie ein kleines Linienflugzeug gewogen, sagte der Befehlshaber des Nördlichen Kommandos der Vereinigten Staaten, Glen VanHerck. Die Ermittler wollen so viel wie möglich bergen - auch um die Geräte an Bord auszuwerten.

Das Trümmerfeld habe eine ungefähre Größe von 1500 mal 1500 Metern, sagte VanHerck. Aufgrund des Seegangs seien die Arbeiten unter Wasser zunächst erschwert worden. Der Einsatz finde in rund 15 Metern Wassertiefe statt.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Februar 2023 um 09:00 Uhr.