Die chinesische Flagge weht an einem Mast in Shanghai.

Todesstrafe in China Die weltweit meisten Hinrichtungen

Stand: 15.11.2022 13:42 Uhr

Kein Land der Welt richtet mehr Menschen hin als China - laut Schätzungen. Denn wie hoch die Zahl tatsächlich ist, verschweigt die kommunistische Staatsführung.

Rund 50 Straftatbestände können im chinesischen Rechtssystem mit dem Tod bestraft werden. Dazu zählen auch einige gewaltfreie Delikte wie beispielsweise Drogenschmuggel, Korruption oder Verrat von Staatsgeheimnissen. Hingerichtet wird in China mit der Giftspritze und mit Schusswaffen.

Daten bleiben Staatsgeheimnis

Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass jedes Jahr in der Volksrepublik tausende Menschen mit dem Tod bestraft werden. So schätzt Amnesty International, dass China auch im vergangenen Jahr weit mehr Menschen hingerichtet hat als der Rest der Welt zusammen.

Die genaue Zahl ist ein Staatsgeheimnis. Eine Dokumentation ist deshalb nicht möglich. Die Staats- und Parteiführung sagt, dass nur in seltenen Fällen die Todesstrafe vollstreckt werde und dass die Zahl der Hinrichtungen weniger geworden sei. Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht.

Kaum faire Prozesse

Menschenrechtler bezeichnen die Todesstrafe als unmenschlich und fordern die kommunistische Staatsführung auf, Hinrichtungen komplett abzuschaffen. So auch Sophie Richardson, die China-Direktorin von Human Rights Watch. Die chinesische Regierung hat laut Richardson in den vergangenen Jahren gesagt, dass Todesurteile im Rechtssystem auf höheren Ebenen effektiver überprüft werden. "Es ist nicht hinnehmbar, Menschenrechtsverletzungen effizienter durchzuführen. Man sollte sie komplett beseitigen", sagt sie.

Beobachtende kritisieren, dass Gerichtsverfahren in China nicht den internationalen Standards für faire Prozesse entsprechen. In China herrscht keine Rechtsstaatlichkeit, Prozesse finden häufig hinter verschlossenen Türen statt, fast alle Anklagen enden mit einer Verurteilung. Angeklagte und ihre Familienangehörigen werden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen zudem oft eingeschüchtert, Geständnisse werden erpresst.

Benjamin Eyssel, Benjamin Eyssel, ARD Peking, 15.11.2022 11:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 15. November 2022 um 10:05 Uhr.