
China Im Glanz des Skifahrens
China hat, seit es den Zuschlag für die Winterspiele 2022 erhielt, viel Geld in Anlagen für Wintersport gesteckt. Zwar sind die meisten Skigebiete vergleichsweise klein. Doch Skifahren ist ein Statussymbol geworden.
300 Millionen Wintersport-Fans würden durch Olympia in China entstehen, so warb Chinas Regierung 2015. Damals wollte sie das Internationale Olympische Komitee (IOC) davon überzeugen, dass China ein guter Ort sei, um die Spiele auszutragen.
Für das IOC war dieses Argument überzeugend. Vergangene Woche lobte IOC-Präsident Thomas Bach den chinesischen Staats- und Parteiführer Xi Jinping, dass er dieses Ziel erreicht habe. "Die 300 Millionen Menschen, die jetzt mit dem Wintersport vertraut gemacht wurden, werden letztlich das große Vermächtnis dieser Olympischen Winterspiele sein", so Bach.
Doch was mit Wintersport-Fans gemeint war, bleibt bis zuletzt genauso schwammig wie die Zählung der Million. Tatsache ist aber, dass sich der Ski- und Eislauf-Markt in China rasant entwickelt.
Hunderte Skigebiete
Landesweit seien seit 2015 mehr als 450 Eisbahnen und 300 Schneesportanlagen gebaut worden, sagte Li Sen, Direktor der Abteilung für allgemeine Planung des Pekinger Olympia-Organisationskomitees. Insgesamt gibt es nun in China etwa 800 Skigebiete.
Auch die Zahl der Skifahrer wuchs rasant: Im Jahr 2015 wurden etwa zwölf Millionen Lift-Tickets verkauft, im Jahr 2019 schon mehr als 20 Millionen, so das offizielle Weißbuch zur Ski-Industrie in China. Wie viele nur einmal auf die Piste gehen und dann nie wieder, wird nicht erfasst. Die Zahl könnte hoch sein. Denn wenige hätten Ambitionen, das Skifahren richtig zu erlernen, heißt es in einer Studie der Firma Daxue Consulting. Für die meisten ist es eine touristische Erfahrung - mit viel Zeit für Selfie-Fotos.
Die wenigsten Skianlagen sind vergleichbar mit denen in den Alpen. Die meisten haben nur einen Schlepplift und sehr kurze Abfahrten. Die Anlagen im Harz wären in China schon ein großes Skigebiet. Nur vier Prozent der etwa 800 Skigebiete in China haben Pisten mit einem Höhenunterschied von mehr als 300 Metern. In Sölden - beispielsweise - ist der Höhenunterschied 1990 Meter.

Ausrüstung, Skipass - all das kostet auch in China teures Geld und macht den Sport auch zu einem Statussymbol.
Indoor-Ski boomt
Indoor-Ski hat ebenfalls einen Boom erlebt. Die größten Anlagen dafür stehen in China: Hallen, so groß wie sieben Fußballfelder, teilweise mit mehreren Liften. Selbst im tropischen Süden Chinas sind sie ein Touristenmagnet. Nach eigenen Angaben fuhren 2020 fast zwei Millionen Menschen auf dem künstlichen Schnee in sogenannten Sunac Snow Park in der Provinz Guangzhou.
"Die Berge in die Stadt bringen" ist das Motto der österreichischen Firma Snow51, die in teuren Einkaufszentren von Chinas Megastädten Skisimulatoren betreibt und Skiunterricht gibt. Henrik Stefes ist Mitgründer der Firma und betreibt die Anlagen in China. "Die Chinesen, die Skifahren lernen, leben hauptsächlich in den Städten und haben einen Mangel an Zeit, daher müssen wir ihnen möglichst effizient Skifahren beibringen. Dafür sind unsere Anlagen ausgerichtet, erklärt der Unternehmer.
Im Apès-Ski-Bereich von Snow51 im Einkaufszentrum tummeln sich vor allem Familien. "Wir bieten ein Hobby für die ganze Familie", sagt Stefes. Und hier kann sich die gehobene Mittelschicht vernetzen. Das Skitraining auf dem Simulator ist nur für Mitglieder möglich. Ski, sagt Stefes, sei "so etwas wie Gold, Tennis oder Fechten - es hat ein gewisses Statussymbol. Es ist ein Sport für die gehobene Mittelschicht und Oberschicht."

Drinnen ist auch beliebt - viele Chinesen bevorzugen Indoor-Skihallen.
Innerhalb von zwei Jahren ist Snow51 von 30 auf knapp 400 Skilehrer gewachsen. Der Unterricht findet vor allem auf dem Simulator statt. Ein etwa 15 Meter langes, sehr breites Laufband in Schräglage, auf dem die Skischüler runtergleiten. Der Markt boomt. Stefes geht davon aus, dass China schon in einigen Jahren zahlenmäßig die Skination Nummer eins wird.
China zeigt immer wieder, dass fast nichts unmöglich ist. Je nach Definition könnte es in China auch die von Staatsführer Xi Jinping anvisierten 300 Millionen Wintersport-Fans geben. Aber China ist auch ein Land der Gegensätze. Denn gleichzeitig leben im Land noch immer etwa 600 Millionen Menschen von weniger als etwa 150 Euro im Monat.