Tibetische Schülerinnen und Schüler in einer Unterrichtsklasse

Förderung von Mandarin China setzt auf sprachliche Konformität

Stand: 01.12.2021 12:34 Uhr

Bis 2025 sollen 85 Prozent der chinesischen Bürger Mandarin sprechen. Dies sei notwendig, um die Erfordernisse der modernen Wirtschaft zu erfüllen, argumentiert die Regierung. Sie geht damit aggressiv gegen Minderheitensprachen vor.

China startet eine aggressive Kampagne zur Förderung der chinesischen Sprache Mandarin. Bis 2025 würden 85 Prozent der chinesischen Bürger Mandarin sprechen, teilte der Staatsrat der Volksrepublik mit.

Der Schritt dürfte chinesische Regionalsprachen und Dialekte wie Kantonesisch und Hokkien weiter unter Druck setzen. Auch Minderheitensprachen wie das Tibetische, die mongolische und die uigurischen Sprache könnten zurückgedrängt werden.

"Erfordernisse der modernen Wirtschaft"

Einer Anordnung des Staatsrats zufolge bleibe die Nutzung von Mandarin bislang "unausgewogen und unzureichend" und müsse gefördert werden, um die Erfordernisse der modernen Wirtschaft zu erfüllen. Zusammen mit dem Ziel für 2025 zielt die Politik darauf ab, Mandarin bis 2035 praktisch zur Universalsprache zu machen, auch in ländlichen Regionen und unter ethnischen Minderheiten.

Die Politik der sprachlichen Vereinheitlichung wird durch gesetzliche Anforderungen unterstützt. Die Anordnung ruft zu einer verstärkten Aufsicht auf, um "sicherzustellen, dass die nationale gemeinsame gesprochene und geschriebene Sprache als Amtssprache von Regierungsbehörden und als Grundsprache von Schulen, Nachrichten und Publikationen, Radio, Film und Fernsehen, öffentlichen Diensten und anderen Bereichen" genutzt wird.

Aufgerufen wird auch dazu, "den internationalen Status und Einfluss des Chinesischen" in der akademischen Welt, internationalen Organisationen und bei globalen Versammlungen zu stärken.

Minderheitensprachen unter Druck

Kritiker monieren, diese Reformen hätten die Rolle von Minderheitensprachen fortschreitend untergraben. Die Bevorzugung von Mandarin gegenüber anderen Sprachen führte etwa im vergangenen Jahr zu Protesten in der Inneren Mongolei, als die mongolische Sprache als Unterrichtssprache durch Mandarin ersetzt wurde.

Die regierende Kommunistische Partei weist derartige Proteste als eine Form von Separatismus zurück und unterdrückt sie rücksichtslos. Sie steht auf dem Standpunkt, dass sprachliche Konformität zum Wohle der Wirtschaft und der nationalen Einheit notwendig ist.

Bestrebungen der Regierung, Mandarin durch das weltweite Netzwerk der Konfuzius-Institute - einer staatlichen chinesischen Bildungsorganisation - zu fördern, sorgten in der Vergangenheit für Kontroversen und wurden von Kritikern als Versuch kritisiert, die Agenda der Kommunistischen Partei zu befördern und Diskussionen über Themen wie die Menschenrechtsbilanz zu unterbinden.