Blick auf Bahrains Finanzbezirk in der Hauptstadt Manama

Repression und Unterdrückung Die dunkle Seite von Bahrain

Stand: 06.12.2020 05:55 Uhr

Bahrain wartet auf den Besuch von Israels Premier Netanyahu - die beiden Staaten nahmen unlängst diplomatische Beziehungen auf. Ein politischer Coup für beide Staaten - dabei ist das politische Klima in Bahrain repressiv.

Das Image von Bahrain ist so schlecht, dass das Land seit Jahren viel Geld für Lobbyisten in Washington ausgibt. Israels neuer Freund am Persischen Golf ist nicht nur keine Demokratie, sondern ganz besonders repressiv - ein harter Polizeistaat, in dem die sunnitische Minderheit über die schiitische Mehrheit herrscht.

Seit König Hamad bin Isa al-Khalifa im Frühjahr vor neun Jahren die Demokratiebewegung blutig niederschlagen ließ, regiert die Angst. Bei den größten Kundgebungen waren damals mehr als 100.000 Menschen zusammengekommen, nicht weniger als ein Fünftel des Staatsvolkes, prozentual mehr als in jedem anderen Land des Arabischen Frühlings. Die Menschen wollten den König an sein Versprechen erinnern: dass er Bahrain auf den Weg zu einer konstitutionellen Monarchie bringen würde.

Demonstranten auf dem zentralen Platz in Bahrains Hauptstadt Manama

Im Februar 2011 begehrte Bahrains Bevölkerung auf. Der Perlen-Platz in Manama war über Wochen Ort großer Demonstrationen.

Konflikt mit Vergangenheit

Der Konflikt in dem winzigen Staat reicht Dekaden zurück. Im Kern geht es darum, dass sich die schiitische Bevölkerungsmehrheit vom sunnitischen Königshaus wie Bürger zweiter Klasse behandelt fühlt. Der Konflikt ist aber kein religiöser, denn die Forderungen an den König sind ausschließlich politischer Art. So, wie einige wichtige schiitische Familien das Herrscherhaus stützen, finden sich auch Sunniten im Lager der Opposition.

Einige Wochen lang schauten sich 2011 die anderen Golfstaaten den "Arabischen Frühling" in Bahrain an - dann schickten Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Truppen. Soldaten beendeten die Proteste mit Gewalt und machten das Zentrum der Demonstrationen, den Perlen-Platz in Manama, dem Erdboden gleich.

Panzer blockieren Zufahrtstraßen zum Pearl-Platz in Bahrains Hauptstadt Manama im März 2011

Am Ende schlug die Armee mit Unterstützung von Militär aus den Nachbarstaaten den Aufstand nieder.

Mit dem Öl kommt der Einfluss des Westens

Bahrain - ein Inselstaat so groß wie Hamburg - war das erste Land am Golf, das Öl exportierte - schon 1934. Entsprechend früh kam es mit dem Westen in Berührung. Das prägte: Schon vor Jahrzehnten gab es hier Gewerkschaften. Alkohol ist frei verkäuflich. Saudis fahren gerne über die Brücke in den Nachbarstaat, um sich in Bahrain zu amüsieren. Hier können sie jedem Laster frönen.

Ebenfalls einzigartig am Golf: In Manama steht eine kleine Synagoge, Bahrains jüdische Gemeinde zählt rund 30 Mitglieder. Eines ihrer Mitglieder schaffte es sogar zur Botschafterin in Washington. Das Engagement des Königs für die jüdische Gemeinde ist aber nicht unumstritten. Kritiker sagen, der Monarch wolle nur sein Image im Westen befördern.

Ein anderes Land

Mit der Niederschlagung der Demokratiebewegung 2011 änderte sich der Charakter des Landes auf erschreckende Weise, so damals der Journalist Mansour al-Jamri. Vorher habe es eine "lebendige Zivilgesellschaft" gegeben, eine freie Debatte, eine unabhängige Zeitung. Mit der Niederschlagung sei "praktisch jeder zum Schweigen gebracht" worden. Und wer doch etwas sage, riskiere sein Leben oder seine berufliche Karriere.

Für ausländische Journalisten ist Bahrain seit damals weitgehend dicht. Auf dem Index der Pressefreiheit führt "Reporter ohne Grenzen" das Land auf Platz 169, einen Platz vor Saudi-Arabien.

Als Heimathafen für die Fünfte Flotte der US-Marine ist Bahrain jedoch von strategischer Bedeutung. Das hat das Königshaus stets vor allzu scharfer Kritik aus Washington geschützt. Eine wichtige Rolle beim Übertünchen des schlechten Rufs des Landes spielt die Formel 1, die 2004 zum ersten Mal ein Rennen in Bahrain fuhr. Noch viel wirkungsvoller ist schon jetzt der Friedensschluss mit Israel. Für ihn bekam Bahrain weltweit bereits eine überwältigend positive Presse.

Wandel unter neuem Ministerpräsidenten?

Knapp ein Jahrzehnt nach dem "Arabischen Frühling" hat Bahrain jetzt vielleicht die Chance, einen neuen Weg einzuschlagen. Kürzlich starb Khalifa bin Salman, Onkel des Königs und seit der Staatsgründung vor rund 50 Jahren Ministerpräsident. Der Prinz, ein knallharter Scharfmacher, war vielen Bahrainern verhasst. Sie hielten ihn für den Dreh- und Angelpunkt der Korruption im Land.

Mit Khalifas Tod verloren die Hardliner Macht. Zum neuen Regierungschef ernannte der König seinen Sohn Salman. Er gilt als moderat und reformorientiert. Ob das an den Zuständen in Bahrain etwas ändert, ist jedoch fraglich. Denn Herr seines Schicksals ist das Land nicht mehr. Spätestens seit 2011 fallen die wichtigen Entscheidungen für Bahrain letztinstanzlich in Riad.