
Nach Tötung von Dschihad-Chef Zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert
Aus dem Gazastreifen sind zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert worden. Zuvor hatte Israel mit einer großangelegten Militäraktion Ziele im Gazastreifen angegriffen - und einen militanten Palästinenserführer getötet.
Militante Palästinenser haben nach der gezielten Tötung ihres Anführers Raketen auf Israel abgefeuert. In mehreren Städten bis zum südlichen Rand der Küstenstadt Tel Aviv waren am Abend Sirenen zu hören. Israelischen Medienberichten zufolge gingen die Raketen auf offenem Gelände nieder oder wurden vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. Die Stadt Tel Aviv öffnete laut Medienberichten aus Sorge vor weiteren Angriffen öffentliche Luftschutzräume.
Mehr als 100 Raketen abgefeuert
Der militärische Arm der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) erklärte am späten Abend: "Wir greifen Tel Aviv und die Städte des Zentrums und der Umgebung mit mehr als 100 Raketen an." Dies sei die Antwort auf die Ermordung ihres Anführers Taisir al-Dschabari.
Israels Streitkräfte hatten ihn zuvor nach Drohungen der Organisation bei einer großangelegten Militäroperation im Gazastreifen getötet. Der hochrangige Kommandeur war der Armee zufolge verantwortlich für zahlreiche Raketenangriffe aus dem Gazastreifen und geplante Angriffe auf Zivilisten. Der Islamische Dschihad wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.
PIJ-Mitglieder festgenommen
Am Morgen wurde bekannt, dass israelische Einheiten bei Razzien im Westjordanland 19 Mitglieder der Organisation festgenommen haben. Bei den Einsätzen am frühen Samstagmorgen hätten Soldaten und Angehörige des Geheimdienstes Schin Bet insgesamt 20 Menschen festgenommen, erklärte die israelische Armee. Davon würden 19 dem Islamischen Dschihad angehören.
Israel mobilisiert 25.000 Reservisten
Nach palästinensischen Angaben waren bei der großangelegten Militäraktion Israels am Freitag mit mehreren Luftangriffen mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, darunter neben Al-Dschabari ein fünfjähriges Kind. Mindestens 75 Menschen seien verletzt worden.
Israels Regierungschef Jair Lapid nannte den Angriff einen "präzisen Anti-Terror-Einsatz", um eine "unmittelbare Bedrohung" abzuwehren. Und: "Israel ist nicht an einer breiten Operation im Gazastreifen interessiert, hat aber auch keine Angst vor ihr." Die israelische Regierung werde es Terrororganisationen nicht erlauben, die Agenda in den Ortschaften am Rande des Gazastreifens zu bestimmen und israelische Bürger zu bedrohen. "Wer Israel angreifen will, muss wissen, dass wir zu ihm gelangen werden", sagte Lapid.
Israels Verteidigungsminister Benny Gantz genehmigte derweil die Mobilisierung von 25.000 Reservisten. Die Entscheidung fiel dem Militär zufolge nach Beurteilung der Sicherheitslage.
Ähnlicher Vorfall bereits 2019
2019 hatte Israel bereits Dschihad-Militärchef Baha Abu al-Ata gezielt getötet. Darauf folgten massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte sowie Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mithilfe Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.
Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Menschen. Die von der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Gebiets, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Staaten begründen die Maßnahme mit Sicherheitsinteressen.