Polizisten patrouillieren auf der Westminster Bridge in London
FAQ

Angriffe in London Der Stand der Ermittlungen

Stand: 24.03.2017 21:21 Uhr

Weitere Festnahmen und Durchsuchungen an mehreren Orten: Die britischen Behörden gehen der Frage nach, ob Khalid Masood Komplizen hatten und wie er sich radikalisierte. Was ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt bekannt? Ein Überblick über den Stand der Ermittlungen.

Von Mit Informationen von Stephanie Pieper, ARD-Studio London

Wer ist der Täter?

Bei dem Täter handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 52-jährigen Mann namens Khalid Masood. Auf die Welt kam er in Kent im Süden Englands als Adrian Russell. Wann der spätere Attentäter seinen Namen in Khalid Masood geändert hat, ist bislang nicht bekannt. Er soll auch den Namen Khalid Choudry verwendet haben. Wann und warum er zum Islam konvertiert ist, ist ebenfalls unklar. Zuletzt lebte er vermutlich in der Region Birmingham.

Was ist über Masood bekannt?

Er wurde mehrfach verurteilt, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung. Seine erste Verurteilung, wegen Sachbeschädigung, datiert bereits aus dem Jahr 1983. Zuletzt wurde er 2003 wegen des Besitzes eines unerlaubten Messers verurteilt. Masood saß Medienberichten zufolge mindestens zwei Mal im Gefängnis. Dies nährt Spekulationen, dass er womöglich dort radikalisiert wurde. Die Frage, ob Masood über persönliche Kontakte oder mit Hilfe von Terror-Propaganda im Internet radikalisiert wurde, ist ein Teil der Ermittlungen.

Außerdem will die Polizei herausfinden, ob Masood Verbindungen zu terroristischen Netzwerken hatte und ob er allein handelte oder Unterstützer hatte. Der sogenannte "Islamische Staat" bezeichnete Masood als einen seiner "Soldaten" und reklamierte den Anschlag für sich. Allerdings: Kontakte zum IS sind bislang nicht bestätigt.

Hatten die Sicherheitsbehörden Masood vor dem Anschlag im Blick?

Ja und nein: Er war dem Inlandsgeheimdienst MI5 vor einigen Jahren am Rande einer Ermittlung aufgefallen, stand unmittelbar vor dem Anschlag allerdings nicht unter Beobachtung. Der Angreifer stand auf keiner Liste mit Terrorverdächtigen, galt also nicht als Gefährder.

Wie weit sind die Ermittlungen zurzeit?

Nach Aussage der Polizei sitzen nunmehr vier Personen in Gewahrsam. Die beiden Festnahmen in der Nacht zu Freitag, eine in der Region Birmingham, eine im Nordwesten Englands, bezeichnete die Polizei als "bedeutsam". Insgesamt wurden mehr als 20 Wohnungen in London, Birmingham und anderen Orten durchsucht. Die Polizei stellte zahlreiche Computer sicher, die sie jetzt untersucht. Indizien für weitere bevorstehende Gefahren für die Öffentlichkeit gibt es derzeit nach Polizeiangaben nicht.

Was ist über den Tathergang bekannt?

Nach Angaben der Ermittler raste der Täter mit einem Auto in Passanten auf der Westminster-Brücke. Er fuhr wenige hundert Meter weiter und krachte mit dem grauen Hyundai i40 in den Zaun des Parlamentsgebäudes. Danach sprang er aus dem Wagen und stach einen unbewaffneten Polizisten nieder. Anschließend wurde er von einem anderen Beamten erschossen.

Was ist über Tote und Verletzte bekannt?

Es gab neben dem Angreifer vier Tote. Auf der Westminster-Brücke starben ein etwa 50-jähriger Tourist aus den USA und eine 43-jährige Britin. Ein 75-jähriger Mann aus London erlag am Donnerstag seinen Verletzungen. Der getötete Polizist war 48. Mindestens 50 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Zwei Opfer befinden sich weiterhin in einem kritischen Zustand, eines schwebte noch in Lebensgefahr. Auch eine Deutsche ist unter den Verletzten.

Menschen aus elf Ländern mussten im Krankenhaus behandelt werden. Unter anderem drei französische Schüler, zwei rumänische, zwei griechische und vier südkoreanische Staatsbürger sowie ein Pole, ein Italiener, ein Amerikaner, ein Chinese und ein Ire. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 24. März 2017 u.a. NDR Info um 13:00 Uhr im "Mittagscheo", die Tagesschau um 12:00, 14:00 und 16:00 Uhr.