Elizabeth Maruma Mrema bei der Weltnaturkonferenz

Weltnaturkonferenz Wie wird den Entwicklungsländern geholfen?

Stand: 16.12.2022 06:07 Uhr

Die Weltnaturkonferenz geht in die heiße Phase: Rund 120 Umweltminister sind zusammengekommen, um einen Fahrplan gegen das Artensterben und die weitere Ausbeutung des Planeten zu erarbeiten.

Von Antje Passenheim, New York

Es sind solidarische Töne, die Chinas Staatschef nach einem Naturfilm per Videobotschaft in die Konferenz schickt. Zusammenhalt sei der einzige Weg, um weltweiten Artenschutz voranzutreiben. Dabei müssten die ärmeren Länder unterstützt werden, mahnt Xi Jinping, dessen Land der Konferenz sonst weitgehend schweigend vorsitzt.

Die stellvertretende UN-Generalsekretärin, Amina Mohammed, betont: Die Menschheit sei an einem Scheideweg.

Unsere Spezies hat viel zu lange Mutter Erde ruiniert. Wir haben ihre Wälder und ihr Land zerstört und ihre Ressourcen ausgebeutet. Wir haben ihre Ozeane verschmutzt und das Klima aus der Balance gebracht. Als Ergebnis verschwindet die Natur wie niemals zuvor in der Geschichte.

Versammeltes Gremium allein ein Signal

Dass rund 120 Umweltminister zusammengekommen sind, um bis zum Montag einen verbindlichen Fahrplan zum Gegensteuern zu verabschieden, sehen viele als starkes politisches Signal. Allerdings liege vor ihnen noch ein großes Stück Arbeit, sagt auch der Chef des UN-Entwicklungsprogramms, Achim Steiner. "Jetzt wird sozusagen nochmal ein wichtiger Schritt stattfinden, nämlich das politische Austarieren: Wo ist Kompromissmöglichkeit vorhanden, und wo sind die roten Linien."

Einer der dicksten, strittigen Posten auf der Agenda bleibt die Finanzierung des Artenschutzes. Dass dafür eine starke Erklärung nötig sei, das zweifle inzwischen niemand mehr an.

Doch das Problem sei, dass zwischen dieser Wahrnehmung und den Ansprüchen, wer was wie machen solle, "wir uns immer noch in einer Welt bewegen, wo die reiche Welt, die ja letztlich sehr viel Natur in 200 Jahren Industrialisierungsgeschichte zerstört hat, sich zunehmend an die Entwicklungsländerwelt wendet und sagt: Ja, aber ihr habt ja den Großteil der Artenvielfalt. Könnt ihr sie bitte nicht anfassen, nicht nutzen", so Steiner.

Eine Herde Davidshirsche, auch als Milu bezeichnet, stehen an einem Wasserloch im Dafeng Milu Nationalen Naturschutzgebiet in China.

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Wie werden die Entwicklungsländer unterstützt?

Entwicklungsländer würden mit immer mehr hohen Ansprüchen konfrontiert, zu immer mehr Selbstverpflichtung gedrängt. Aber gleichzeitig seien wenige Länder dazu bereit, sie dafür finanziell zu unterstützen.

Deswegen komme man in diesen Verhandlungen immer wieder an einen Punkt, der die Welt spalte, so Steiner. "Nämlich: Was ist eigentlich ein gerechter Lastenausgleich in so einer Diskussion?"

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Deutschland will Mittel für den Naturschutz verdoppeln

In ihrer kurzen Eröffnungsrede betonte auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke: Die globale Vereinbarung müsse in mutige nationale Ziele und Maßnahmen übersetzt werden. Deutschland will seine Mittel für den Artenschutz weltweit auf 1,5 Milliarden Euro verdoppeln.

Die Bundesrepublik zählt mit anderen EU-Staaten zu den stärksten Zahlern. Lemke forderte die anderen Geldgeber auf, nachzuziehen. Es sei Zeit, entschlossen zu handeln, und das werde jetzt getan.

Noch bis zum Wochenende haben die Minister diese Zeit. Schon am Montag sollte eigentlich die Abschlusserklärung fertig sein. Doch immer mehr Teilnehmer gehen inzwischen davon aus, dass die Konferenz in die Verlängerung gehen könnte.

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Antje Passenheim, Antje Passenheim, ARD New York, zzt. Montreal, 16.12.2022 06:06 Uhr