Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro

Nach Treffen beider Länder Venezuela lässt zwei US-Bürger frei

Stand: 09.03.2022 07:46 Uhr

Zwei US-Bürger sind aus der Haft in Venezuela freigekommen - unter ihnen der Manager einer Ölfirma. Dem voraus ging ein überraschendes, geheimes Treffen der beiden Regierungen, das Präsident Maduro als "herzlich" beschrieb.

Die venezolanische Regierung hat zwei inhaftierte US-Bürger freigelassen. Es handle sich um den 2017 verhafteten Manager einer Ölfirma und einen Mann, der im vergangenen Jahr unter fadenscheinigen Vorwürfen festgesetzt worden sei, teilte das Weiße Haus mit. "Diese Männer sind Väter, denen wertvolle Zeit mit ihren Kindern und allen, die sie lieben, verloren gegangen ist. Und ihre Familien haben jeden Tag ihrer Abwesenheit gelitten", erklärte Präsident Joe Biden.

Überraschendes Treffen

Am Wochenende hatten Mitglieder der US-Regierung überraschend geheime Gespräche in Venezuela geführt. Dabei seien auch die Gesundheit und das Wohlergehen inhaftierter US-Bürger zur Sprache gekommen, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki.

Dem jetzt freigelassenen Manager, Gustavo Cárdenas, und fünf weiteren Führungskräften der US-Tochterfirma Citgo des staatlichen venezolanischen Ölkonzerns waren 2017 Korruption vorgeworfen worden. Die sogenannten "Citgo 6" waren zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Cárdenas verbrachte vier Jahre im Gefängnis. Nach Angaben der Zeitungen "New York Times" und "El Mundo" handelt es sich bei dem zweiten Freigelassenen um einen US-Bürger mit kubanischen Wurzeln, der im Februar 2021 als Tourist in Venezuela festgenommen wurde. Ihm sei Terrorismus vorgeworfen worden, weil er eine Drohne mit ins Land gebracht habe.

Bald bessere Beziehungen wegen des Öls?

Bei den Gesprächen ging es Psaki zufolge auch um das Thema Energie. Die USA haben wegen des Angriffs auf die Ukraine den Import von russischem Öl verboten, was bedeutet, sie müssen nach Alternativen für Öl-Lieferungen suchen. Venezuela, das relativ nah an den USA liegt, ist das Land mit den größten Ölreserven der Welt, gegen das die USA aber auch zahlreiche Sanktionen verhängt haben.

Nun machten die Vereinigten Staaten einen Schritt auf Venezuela zu: Anfang der Woche berichtete Präsident Nicolás Maduro bei einer Sitzung mit seinem Kabinett über das Treffen gut gelaunt: "Wir hatten ein respektvolles, herzliches und sehr diplomatisches Treffen mit der Delegation der Vereinigten Staaten. Die Flaggen Venezuelas und der Vereinigten Staaten sahen wunderschön aus so nebeneinander, vereint, wie es sich gehört. Wir haben uns fast zwei Stunden lang unterhalten."

Maduro signalisiert Interesse an besseren Beziehungen

Einige Stunden vor der Freilassung der beiden US-Gefangenen signalisierte Maduro Interesse an verbesserten Beziehungen zu den USA. Diese wiederum bemühen sich, russischen Einfluss in Lateinamerika zurückzudrängen. Venezuela ist der wichtigste Verbündete Moskaus in der Region und stärkte dem Kreml nach dem Angriff auf die Ukraine den Rücken. Aber Venezuela ist eben auch ein führender Ölexporteur. Deshalb könnte ein Wiedereintritt des Landes in die US-Energiemärkte die Auswirkungen des Ölembargos der USA gegen Russland an den US-amerikanischen Zapfsäulen abmildern.

Diplomaten, Lobbyisten und Ölmanager drängen die US-Regierung seit Monaten, die bisher erfolglose Kampagne maximalen Drucks zum Sturz Maduros zu überdenken, die von der Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump ausgerufen wurde.

Mit Informationen von Anne Demmer, ARD-Studio Mexiko

Anne Demmer, Anne Demmer, ARD Mexiko City, 09.03.2022 07:16 Uhr