
Amoklauf in Uvalde "Warum ausgerechnet an meiner Schule?"
Für viele Anwohner in Uvalde im US-Bundesstaat Texas bleibt nach dem Amoklauf an der Grundschule die Frage nach den Gründen. Die Waffengesetze werden hingegen von vielen nicht infrage gestellt.
Weiterhin kommen Dutzende Menschen an die Grundschule in Uvalde, mit Blumen im Arm oder Stofftieren. Noch immer ist das, was in ihrer kleinen Stadt passiert ist, für viele unfassbar. Warum? Das ist die Frage, die sie sich hier immer wieder stellen. Und ein kleines Mädchen fragt: "Warum? Warum ist er ausgerechnet an meine Schule gekommen?" Sie geht in die erste Klasse, eine ihrer Freundinnen wurde erschossen. Ihre Mutter sagt: "Wir haben einfach nicht genug Schutz für unsere Schulen."
Bei dem Attentat in Uvalde war es offenbar so, dass der 18 Jahre alte Täter durch eine unverschlossene Tür in die Schule kam. Dann dauerte es rund eine Stunde, bis Spezialeinsatzkräfte der Polizei vor Ort waren. Polizisten aus dem Ort, die nach ein paar Minuten da waren, seien beschossen worden - und hätten nicht die entsprechende Ausrüstung für so einen Einsatz, sagte Victor Escalon vom Ministerium für öffentliche Sicherheit in Texas. "Die Polizisten haben Verstärkung gerufen. Die Spezialeinsatzkräfte waren maximal eine Stunde später da und haben die Schule gestürmt", so Escalon.
Kritik am Einsatz der Polizei
Der Täter wurde erschossen. Aber viele fragen sich, ob die Polizei zu langsam gehandelt hat. In der US-amerikanischen Presse gibt es viel Kritik. Die Mutter der Erstklässlerin sagt: "Ich bin sicher, sie sind so schnell gekommen, wie sie konnten. Unsere Gemeinde ist auf so etwas nicht vorbereitet. Sie sind sicher so schnell gekommen, wie sie konnten."
Kenneth sieht das anders. Auch er ist nach Uvalde gekommen, um seine Solidarität zu zeigen. Er wohnt rund eine dreiviertel Stunde entfernt. Kenneth sagt: "Sie hätten viel schneller da sein müssen, wenn so etwas Schlimmes passiert, müssen sie wirklich etwas schneller da sein, um eingreifen zu können."
Kenneth ist 18 Jahre alt, genauso wie der Attentäter. Und auch er hat bereits Waffen: "Ich lebe auf einer Ranch. Natürlich habe ich Waffen, die sind aber in einem Extra-Waffenschrank. Das letzte Mal, dass ich sie benutzen musste, war weil ich auf wilde Schweine schießen musste."
"Jeder sollte das Recht auf Waffen haben"
Die nun wieder neu entfachte Diskussion über ein schärferes Waffenrecht in den USA verfolgt Kenneth aufmerksam. Er ist gegen ein schärferes Waffenrecht. "Jeder sollte das Recht auf Waffen haben, um sich verteidigen zu können", ist er überzeugt. Und so sehen das einige, insbesondere in republikanisch geführten Staaten wie Texas.
Dass sich nach dem Attentat mit 19 getöteten Schülerinnen und Schülern und zwei getöteten Lehrerinnen am Waffengesetz etwas ändern wird - daran scheinen selbst viele Demokraten nicht zu glauben. "Und es würde auch gar nichts ändern", sagt eine Frau, die auch gerade zu der Grundschule in Uvalde gekommen ist. Sie ist überzeugt: "Die Leute, die Waffen haben wollen, werden sie auch bekommen. So oder so."
Worum es gehe, sei wieder mehr Respekt voreinander zu haben, mehr aufeinander zu achten. Dann geht sie weiter zur Grundschule, wo jetzt so viele Blumen liegen. Und inzwischen stehen dort - genauso wie auf einem großen Platz in der Mitte des Stadtzentrums - 21 weiße Holzkreuze. Auf jedem ein Name eines Opfers. An den Kreuzen sind blaue Herzen aus Holz angebracht. Menschen können darauf Nachrichten hinterlassen. Und oft steht da: "Why?" Warum?