
US-Latinos Stammwähler - das war einmal
Lange Zeit konnten sich die US-Demokraten auf die Stimmen der Latinos verlassen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Viele Latinos sind Wechselwähler geworden oder stimmen für die Republikaner. Was bedeutet das für die Zwischenwahlen?
Im Railyard Arts District von Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico reiht sich eine teure Galerie an die nächste. Die Stadt ist "hip" geworden, und das hat Folgen für die Bewohner. Hernan Gomez Chavez kann sich das Leben in Santa Fe kaum mehr leisten. Der Sohn mexikanischer Einwanderer ist Künstler und arbeitet nebenher auf dem Bau, um überleben zu können.
"Die vergangenen paar Jahre wurde es immer schwieriger. Es ist traurig, man hat gar keine Chance mehr. Für viele Leute, die ich kenne, wird das Leben immer härter. Weil es so teuer wird."
Fast die Hälfte der Bevölkerung von New Mexico sind Latinos - oder Hispanos, wie sie hier im Südwesten der USA heißen. Vielen geht es so wie dem 30-jährigen Chavez. Die extrem hohen Lebenshaltungskosten und Mieten machen vor allem Bürgern mit niedrigem Einkommen zu schaffen. Und davon gibt es in der spanischsprachigen Community viele.
Was das Wahlverhalten beeinflusst
Die große Mehrheit - rund zwei Drittel - hat bislang immer für die Demokraten gestimmt, weil diese versprechen, was viele Latinos brauchen: bezahlbaren Wohnraum, eine Krankenversicherung oder gleiche Bildungschancen. Auch Chavez will deshalb bei den Zwischenwahlen für die Demokraten stimmen.
Latinos sind allerdings keine homogene Gruppe. Ihr Herkunftsland und wie lange sie schon in den USA leben, beeinflussen ihre politische Haltung und damit ihr Wahlverhalten.
Sicherheit zum Beispiel wird für viele immer wichtiger, sagt Politologe Gabriel Sanchez von der New Mexico University. "Kriminalität ist eines der wichtigsten Themen für Latinos in New Mexico. Ein Großteil hat mehr Vertrauen in die Republikaner und deren hartes Vorgehen bei der Verbrechensbekämpfung."
Trump zieht auch bei den Latino-Wählern
Die Republikaner arbeiten seit längerem hart daran, zumindest einen Teil der Latino-Community für sich zu gewinnen. Mit Erfolg: 2020 stimmten rund acht Prozent mehr spanischsprachige Wähler für Trump als 2016.
Politikwissenschaftler Geraldo Cadava von der Northwestern University in Illinois ist der Ansicht, dass die religiösen und wirtschaftlichen Argumente wirklich wichtig waren für die Latino-Anhänger von Trump.
Das habe ihm geholfen, den Anteil der Wählerschaft zu erhöhen. Gleichzeitig hätten die Demokraten die Latino-Stimmen als selbstverständlich betrachtet. Ein Türöffner für die Republikaner.
Schnell wachsende Wählergruppe
Die Demokraten sind lange davon ausgegangen, dass ihnen der demographische Wandel in die Hände spielt. Umgekehrt fürchten sich die Republikaner davor, dass die Weißen bald deutlich in der Minderheit sein werden. Tatsächlich wächst die Wählergruppe der Latinos rasend schnell. Alle 30 Sekunden wird ein Latino in den USA 18 - und damit wahlberechtigt.
Für die Demokraten gilt: Je größer die Wahlbeteiligung - das heißt: je mehr People of Color wählen -, desto besser ihre Chancen auf einen Wahlsieg. In den Wechselwählerstaaten könnten Latinos die Wahl entscheiden, sagt Professor Cadava.
Latino-Wähler sind im ganzen Land verteilt. Heutzutage leben Hunderttausende in Pennsylvania, Wisconsin, Michigan - einfach überall. Vor allem in den Swing States, wo es so knapp ist, gibt es genug Latinos, um die Wahl in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen.
Umfragen sagen voraus, dass die Republikaner wahrscheinlich die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen werden. Wer die Mehrheit im Senat gewinnt, steht auf der Kippe. Das liegt auch daran, dass sich ein Viertel aller Latinos noch nicht für eine Partei entschieden hat.