Reisende neben einer Anzeige mit verspäteten Flügen in Orlando, USA | AP

Veraltetes System Computerpanne sorgt für Chaos im US-Flugverkehr

Stand: 11.01.2023 22:07 Uhr

Eine Computerpanne hat den US-Flugverkehr massiv durcheinandergebracht. Tausende Flüge waren verspätet oder wurden gestrichen. Die Ursache ist unklar. Das Weiße Haus geht nicht von einem Cyberangriff aus.

Eine Computerpanne bei der US-Flugaufsichtsbehörde FAA hat für Chaos im inneramerikanischen Luftverkehr gesorgt. Millionen Passagiere konnten ihre geplanten Flüge nicht antreten, weil diese entweder ganz abgesagt wurden oder um viele Stunden verspätet waren.

Für mehrere Stunden vom frühen Morgen bis 9.00 Uhr US-Ostküstenzeit mussten nach einer Anordnung der FAA alle Inlandsflüge am Boden bleiben. Hintergrund war der Ausfall eines veralteten Computersystems namens Notice to Air Missions Systems (Notam). Piloten müssen dort vor jedem Flug mögliche Einschränkungen für ihre Route abfragen, seien es Bauarbeiten auf einer Startbahn, die Möglichkeit von Eisbildung oder andere potenzielle Probleme.

Früher lief Notam noch über das Telefon und auch am Dienstagabend (US-Ostküstenzeit), als es ausfiel, musste wieder auf eine Telefon-Hotline umgestellt werde. Über Nacht ging das noch gut, doch am Morgen war das Flugaufkommen so nicht mehr zu bewältigen.

Mehr als 1100 Flüge gestrichen, 7700 verspätet

Bis zum Mittag waren mehr als 1100 Flüge gestrichen und 7700 verspätet, wie die Webseite FlightAware berichtete. Durch die nachgeholten Flüge hielt das Chaos den ganzen Tag über an. Mehr als 21.000 Flüge sollten in den USA starten, die meisten mit Zielen im Inland, wie das Luftfahrtdatenunternehmen Cirium mitteilte. Große Flughäfen in Los Angeles, New York und Atlanta meldeten Verspätungen bei 30 bis 40 Prozent ihrer Flüge.

Das Weiße Haus teilte mit, es gebe keine Hinweise auf einen Cyberangriff. Dennoch wies Präsident Joe Biden das Verkehrsministerium an, die Ursache für die Störung zu untersuchen. Verkehrsminister Pete Buttigieg sagte dem Sender CNN, man müsse Lehren aus dem Chaos ziehen. "Wir müssen ein System entwickeln, das nicht so anfällig ist."

Veraltetes, anfälliges Computersystem

Erst über Weihnachten waren in den USA wegen eines Wintersturms und fehlenden Besatzungen bei Southwest Airlines Hunderte Flüge gestrichen worden. Experten sagten allerdings, sie glaubten nicht, dass es schon einmal durch ein technologisches Problem zu einem solchen massiven Flugausfall gekommen sei. "Ich kann mich nicht erinnern, dass das Notam-System jemals so zusammengebrochen ist", sagte John Cox, ein ehemaliger Airline-Pilot und jetziger Berater für Flugsicherheit. "Ich fliege seit 53 Jahren."

Ähnlich äußerte sich auch der der frühere American-Airlines-Spitzenmanager Tim Campbell. "Periodisch hat es hier und da örtlich begrenzte Probleme gegeben, aber das hier ist historisch ziemlich bedeutsam" sagte er. Bedenken wegen des Notam-Systems habe es bereits seit Längerem gegeben. Es sei zwar grundsätzlich verlässlich, aber einfach veraltet, sagte Campbell.

Europäische Flüge in die USA waren offenbar größtenteils nicht von dem Problem betroffen. Die irische Fluggesellschaft Aer Lingus teilte mit, ihr Betrieb in die USA gehe weiter. Von Dublin sollten Flüge nach Newark, Boston, Chicago und Los Angeles wie geplant starten. Auch die Lufthansa meldete keine Einschränkungen.