Sendungsbild

Trump bei CNN Lügen, Spott und große Versprechen

Stand: 11.05.2023 06:51 Uhr

Er würde den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden und Randalierer vom Kapitol-Sturm begnadigen: Ex-US-Präsident Trump hat sich auf CNN Bürgerfragen gestellt - und ordentlich ausgeteilt.

Es dauerte nur wenige Minuten, dann war klar, dass Donald Trump sich an diesem Abend treu bleiben würde. "Wenn man nicht eine sehr dumme Person ist, sieht man, was passiert", sagte er. "Die meisten Leute verstehen, dass das eine manipulierte Wahl war."

Da war sie wieder, Trumps Lüge von der gestohlenen Wahl, und offenbar will er sie auch im kommenden Wahlkampf wieder zu seinem Leitmotiv machen. Immer wieder kehrte er zu diesem Thema zurück und ließ sich auch von CNN-Moderatorin Kaitlan Collins nicht davon abbringen. Die Wahl sei nicht manipuliert gewesen, so grätschte sie ihm immer wieder in seinen Redefluss, er könne das nicht den ganzen Abend lang behaupten. Doch, konnte er - und viele Zuschauer im Saal gaben ihm recht.

Erster Auftritt seit sieben Jahren

CNN hatte die etwa einstündige Diskussion mit Trump in Manchester im Bundesstaat New Hampshire angesetzt. Eingeladen waren Anhänger der Republikaner und unentschlossene Wähler. Und sie bildeten eine mehr als freundliche Kulisse für Trumps ersten CNN-Auftritt seit sieben Jahren.

Viele applaudierten lautstark, lachten über seine Kommentare und amüsierten sich, wenn er die Moderatorin angriff. Sie sei eine fiese Person, meinte Trump etwa nach einem Schlagabtausch über Collins. Auch gegen die Autorin E. Jean Carroll teilte er aus. Er kenne sie nicht, sie sei eine Spinnerin, behauptete Trump. Auch dafür gab es Gelächter - einen Tag, nachdem Trump wegen sexueller Übergriffe gegen sie verurteilt worden war.

Ex-US-Präsident Trump gibt Sender CNN ein Interview

Torben Börgers, ARD Washington, Morgenmagazin, 11.05.2023 05:30 Uhr

Jubel zur besten Sendezeit

Trump konnte erleben, wie seine Themen zur besten Sendezeit live vor Publikum zündeten. Jubel für seine Ankündigung, einen großen Teil der verurteilten Randalierer vom 6. Januar zu begnadigen. Jubel für seine Bekräftigung, nicht das Gewehr drücke den Abzug, sondern der Mensch, weshalb er das Recht auf Waffenbesitz verteidigen werde. Jubel für seine Behauptung, wenn er Präsident wäre, würde er den Krieg gegen die Ukraine in 24 Stunden beenden.

Wie? Indem er den russischen und den ukrainischen Präsidenten zusammenbrächte. Ob die Ukraine gewinnen soll? Darauf wollte sich Trump nicht festlegen. Er denke nicht in den Begriffen "Gewinnen" oder "Verlieren". Er denke daran, das so zu regeln, dass man aufhören könne, all diese Leute zu töten.

Kritik an CNN

Eins scheint klar nach dieser Diskussion: Trump muss nicht fürchten, dass seine Anhänger sich von ihm abwenden könnten. Nein, meinte auch er, das könnten so viele nicht sein. Seine Umfragewerte seien gerade nach oben gegangen.

Trump war 2016 zuletzt bei CNN aufgetreten. Dass CNN ihm nun die beste Sendezeit einräumte, war vorab kritisiert worden. Ob der Sender damit nach rechts rücken wollte, fragten andere Fernsehsender, oder ob es richtig sei, jemandem, der zum Sturm aufs Kapitol aufgerufen habe, eine solche Plattform zu geben. Andere verteidigten die Entscheidung, schließlich sei Trump eine wichtige politische Figur.

Trump selbst hat im Herbst eine Verleumdungsklage gegen CNN eingereicht. Der Sender habe Tausende Male den Begriff "große Lüge" benutzt - im Zusammenhang mit Trumps Behauptung, die Wahl 2020 sei manipuliert worden. Damit habe CNN ihn diffamieren und politisch erledigen wollen. Gestern Abend jedenfalls dürfte das nicht gelungen sein.

Katrin Brand, ARD Washington, tagesschau, 11.05.2023 06:17 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 11. Mai 2023 das ARD-Morgenmagazin um 05:40 Uhr und Inforadio um 07:12 Uhr.