Umringt von Anwälten und Angehörigen hält die Mutter des getöteten Irvo Otieno bei einer Pressekonferenz ein Foto ihres Sohnes.

USA Anklage nach tödlichem Polizeieinsatz erhoben

Stand: 17.03.2023 10:26 Uhr

Erneut ist ein Schwarzer bei einem Polizeieinsatz in den USA getötet worden. Ein Video zeigt, wie sieben Polizisten den gefesselten Mann minutenlang fixieren, bis er erstickt. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen die Beamten erhoben.

Bei einem weiteren Fall mutmaßlicher Polizeigewalt gegen einen Schwarzen in den USA ist gegen sieben Polizisten und drei Klinikmitarbeiter Anklage wegen Totschlags erhoben worden. Den Polizisten wirft die Staatsanwaltschaft vor, den 28-jährigen Schwarzen Irvo Otieno in einer psychiatrischen Klinik im Bundesstaat Virginia zu siebt elf Minuten lang so auf dem Boden fixiert zu haben, dass er erstickt sei. Das habe die Obduktion ergeben. Otieno trug dabei den Angaben zufolge Hand- und Fußfesseln und hat sich nicht gewehrt.

Video wurde den Angehörigen gezeigt

Von dem Vorfall gibt es ein Überwachungsvideo, das die Staatsanwaltschaft bislang aber nicht veröffentlicht. Otienos Angehörige konnten es aber einsehen. "Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund", sagte die Mutter anschließend gegenüber US-Medien. "Mein Sohn wurde gefoltert."

Der US-Sender CNN zitierte die Staatsanwältin, derzufolge das Video "extrem klar" und "extrem alarmierend" sei.

Prominenter Anwalt hilft der Familie

Der Bürgerrechtsanwalt Ben Crump sagte laut CNN, das Video zeige, wie unmenschlich Strafverfolgungsbeamte Menschen, die eine psychische Krise hätten, behandelten: als Kriminelle anstatt als Menschen, die Hilfe brauchten. Otieno habe keine Bedrohung dargestellt. "Er ist ihnen gegenüber nicht gewalttätig oder aggressiv." Man könne sehen, wie er bewusstlos zu sein scheine, aber dennoch "brutal mit einem Knie an seinem Hals", fixiert werde. Crump hatte bereits die Familie des von US-Polizisten getöteten George Floyd unterstützt.

Otieno war Anfang März wegen eines Einbruchs festgenommen worden. Seiner Mutter zufolge soll er zu diesem Zeitpunkt bereits psychische Probleme gehabt haben. Am 6. März wurde er vom Gefängnis in eine staatlichen Psychiatrie-Einrichtung verlegt, dort starb er während der Aufnahme. Laut Polizei sei er "kämpferisch" geworden und habe zurückgehalten werden müssen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 17. März 2023 um 06:00 Uhr.