Joe Biden und Dr. Anthony Fauci | REUTERS

Corona in den USA Impf-Appell gegen Omikron-Welle im Januar

Stand: 18.12.2021 13:12 Uhr

Impfen - dazu haben US-Präsident Biden und Immunologe Fauci aufgerufen, denn sie erwarten im Januar eine heftige Omikron-Welle. Von Experten errechnete Verbreitungsszenarien seien teils beängstigend, hieß es.

Von Ralf Borchard, ARD-Studio Washington

Noch vor wenigen Wochen, als die Omikron-Variante in Europa schon breit diskutiert wurde, schien Nordamerika von diesem Thema weit entfernt. Doch jetzt dominieren Warnungen vor einer neuen Corona-Welle die Debatte auch in den USA.

Ralf Borchard ARD-Studio Washington

Präsident Joe Biden wählte drastische Worte: "Ungeimpften steht ein Winter schwerer Krankheitsverläufe und Todesfälle bevor. Ungeimpfte bringen sich selbst und ihre Familien in Gefahr und Krankenhäuser an Kapazitätsgrenzen." Bei seinem jüngsten Corona-Briefing im Weißen Haus sagte er weiter: "Aber es gibt auch gute Nachrichten: Wenn Sie geimpft sind und Ihre Booster-Impfung bekommen haben, sind Sie gegen schwere Krankheitsverläufe und Tod geschützt."

USA hinkt Europa bei Impfquote hinterher

Auch der bekannteste Immunologe des Landes, Präsidentenberater Anthony Fauci, gibt derzeit wieder täglich Interviews. Er nennt Omikron die bisher ansteckendste Corona-Virusvariante überhaupt, die die aktuell dominierende Delta-Variante bald ablösen könnte. Fauci fordert mit eindringlicher Stimme zum Impfen auf: "Wenn Sie Ihre Booster-Impfung bekommen, erhöht diese Booster-Dosis Ihre effektive Abwehrfähigkeit gegen Covid-Symptome auf 75 Prozent."

Die Impfquote liegt in den USA hinter der Quote vieler europäischer Länder. Bei einer Gesamtbevölkerung von 330 Millionen verzeichnen die US-Behörden derzeit im Durchschnitt 1150 Covid-Todesfälle täglich.

Optimistischstes Szenario: 190.000 Infizierte pro Tag

Ein Team von Wissenschaftlern an der Universität Austin in Texas hat unter Leitung von Professorin Lauren Ancel Meyers 16 Szenarien durchgerechnet, wie schnell sich die Omikron-Variante in den USA ausbreiten könnte und welche Folgen dies jeweils hätte. "Die pessimistischsten Szenarien sind beängstigend", so Meyers.

Demnach könnten sich bis Ende Januar landesweit rund 500.000 Menschen täglich infizieren, mehr als doppelt so viele wie in der Corona-Welle des vergangenen Winters. Dabei könnten laut Modellrechnung täglich bis zu 3900 Todesfälle zu verzeichnen sein. Das optimistischste Szenario geht von täglich landesweit rund 190.000 Neuinfektionen und 1400 Todesfällen in Verbindung mit einer Covid-Infektion aus.

Zurück zum Homeschooling

Während Präsident Biden und Berater Fauci neue Lockdowns vor wenigen Wochen noch ausgeschlossen hatten, gibt es inzwischen Entwicklungen, die zumindest in diese Richtung deuten.

Der erste größere Schulbezirk im US-Bundesstaat Maryland hat wieder ausschließlich virtuellen Unterricht angeordnet und alle Schulen geschlossen. In Ohio erhält das erschöpfte Klinikpersonal ab kommenden Montag Unterstützung von mehr als 1000 Kräften der Nationalgarde. Am New Yorker Broadway mussten vergangene Woche mehrere Vorstellungen wegen positiv getesteter Ensemble-Mitglieder abgesagt werden. Auch die Profiligen im American Football, Basketball und Eishockey mussten mehrere Partien wegen infizierter Spieler absagen oder verschieben. Nach Einschätzung des US-Impfstoffhersteller Pfizer wird die Pandemie bis ins Jahr 2024 dauern.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Dezember 2021 um 12:29 Uhr in der Sendung "Informationen am Mittag".