Der Mehrheitsführer im US-Senat, der Republikaner McConnell

US-Republikaner McConnell wird 80 - Wie mächtig ist er noch?

Stand: 20.02.2022 00:33 Uhr

Während Trumps Amtszeit war Fraktionschef McConnell ein loyaler Weggefährte des Präsidenten. Seit dem Sturm auf das Kapitol gelten sie als politische Rivalen. Wie viel Macht hat er noch?

Von Sebastian Hesse, ARD-Studio Washington

In Washington begeht ein politisches Urgestein am Sonntag seinen 80. Geburtstag: Mitch McConnell, Fraktionschef der Republikaner im Senat, und vermutlich nach Donald Trump der zweitmächtigste Mann in seiner Partei. Seit dem Sturm auf das Kapitol kann man fast die Uhr danach stellen: Sobald Amerikas Republikaner den Sturm umzudeuten versuchen, widerspricht McConnell.

Zuletzt Anfang Februar, nachdem ein republikanisches Spitzengremium den Aufstand zum "legitimate political discourse" erklärt hatte, zum "legitimen politischen Diskurs": "Das war ein gewalttätiger Aufstand mit dem Ziel, einen friedlichen Machtwechsel nach einer rechtmäßigen Wahl zu verhindern", so der Fraktionschef, der das Geschehen vom 6. Januar vergangenen Jahres hautnah miterlebt hatte.

Trump hat sich auf McConnell eingeschossen

Dem Idol der Aufständischen las McConnell mit verblüffend scharfen Worten die Leviten: Es bestehe keinerlei Zweifel daran, dass Präsident Trump praktisch und moralisch die Verantwortung für den Sturm aufs Kapitol trägt, so das republikanische Urgestein. Obwohl McConnell nicht so weit ging, beim Impeachment für eine rückwirkende Amtsenthebung Trumps zu stimmen, war das Tischtuch zwischen den einstigen Weggefährten zerschnitten. Trumps Furor entlädt sich seither bei jeder Gelegenheit: McConnell sei eine "alte Krähe", "an old crow"; ein missmutiger Narr, der niemals lächelt; ein RINO, "republican in name only", ein Pseudo-Republikaner.

Dass McConnell Biden zur Wahl gratulierte, brachte Trump zur Weißglut, lautet doch sein Narrativ, dass eigentlich er, Trump, der legitime Wahlsieger sei. McConnell sei ein Loser, ein Verlierer, ohne Mumm, wettert Trump. Der Geschmähte lässt es an sich abperlen: Als Trump anfing, ihn unermüdlich als "alte Krähe" zu beschimpfen, meinte er nur: Old Crow, das sei sein Lieblings-Bourbon.

Der US-Republikaner McConnell

Die McConnells - alter Adel der Partei

McConnell, mit vollem Namen Addison Mitchell McConnell III., kam am 20. Februar 1942 zur Welt. Seit 1984 vertritt der frühere Anwalt seinen Heimatstaat Kentucky im Senat. McConnells zweite Ehefrau Elaine Chao war Arbeitsministerin unter Präsident George W. Bush und Verkehrsministerin unter Donald Trump. Die McConnells gehören zum republikanischen Altadel, beide Blaublüter in der Partei.

Die Dauerfehde McConnell versus Trump sehen viele in der Partei gar nicht gerne, etwa Senator Lindsey Graham aus South Carolina. McConnell und Trump hätten so viel gemeinsam erreicht und jetzt gingen sie sich an die Kehle: Graham fürchtet, der Zwist mindere die Erfolgschancen seiner Partei bei den Parlamentswahlen im Herbst. Und Graham macht keinen Hehl daraus, wen er für am ehesten verzichtbar hält:

"Ich würde zu McConnell sagen: Ja, Trump kann anstrengend sein, aber er ist und bleibt die führende Persönlichkeit in der Partei!" Ohne ihn sei keine Wahl zu gewinnen.

McConnell will Trumps Populismus überwinden

McConnell und sein Netzwerk jedoch wollen den Trump’schen Populismus hinter sich lassen und zu der traditionellen Wertegemeinschaft von einst zurückkehren. Schwer zu sagen, wie das Ringen um die Vorherrschaft in der Partei ausgeht. Anders als Trump ist McConnell kein Prahlhans, sondern eher ein Tiefstapler, der sich gerne unterschätzen lässt.

Als Fraktionschef sei man eine Art Friedhofsgärtner, so eines von McConnells Bonmots: Man habe zwar alle unter sich, aber keiner höre einem zu.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. Dezember 2020 um 05:06 Uhr.