Eine Wahlkampfveranstaltung für den Senatskandidaten Raphael Warnock. | REUTERS

US-Bundesstaat Georgia Vielleicht wieder das Zünglein an der Waage

Stand: 12.11.2022 03:56 Uhr

In den USA geht die Hängepartie um die Kontrolle des Kongresses nach den Midterms weiter. Während in Nevada das Senatsrennen noch ausgezählt wird, ist in Georgia klar: Hier kommt es im Dezember zur Stichwahl.

Von Nina Barth, ARD-Studio Washington

"Herr, wir vertrauen auf Dich, dass Du dafür sorgst, dass unsere Stimmen Senator Warnock im Amt bestätigen“, betet eine Gruppe von Demokraten in Atlanta. Viele Schwarze sind es, die den Demokraten Raphael Warnock unterstützen, und die Sorge haben, dass sich der Republikaner Herschel Walker im Rennen um den Senatssitz in Georgia durchsetzen könnte.

Nina Barth ARD-Studio Washington

Viele befürchten, dass der Rassismus zunehmen könnte, wenn die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat an die Republikaner gehen würde. Walker ist - wie auch Warnock - Afroamerikaner. Aber der Unterschied sei, erklärt Warnock-Anhänger Laurence, dass Warnock für Demokratie stehe und ein Kandidat für alle in Georgia sei, nicht nur für eine ethnische Gruppe.

Wut auf Walker, den ehemaligen Football-Star

Joy wird sauer, wenn sie an Herschel Walker denkt, weil er sich als Schwarzer zum Spielball der Republikaner machen lasse. "Er ist wie ein Hündchen, wie ein Clown, er ist noch nicht mal menschlich als Senator geeignet", ist Joy überzeugt.

Herschel Walker, der ehemalige Football-Star, war in die Schlagzeilen geraten, weil er - als kategorischer Abtreibungsgegner im Wahlkampf - zwei Frauen zu Abtreibungen gedrängt haben soll. Er bestreitet das. Unbestreitbar ist er ein Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, von dem er auch unterstützt wird.

Und genau das ist das Problem, sagt Reginald Jackson. Er ist der Bischof der über 500 schwarzen Methodisten-Kirchen in Georgia. Jackson betont, er habe auch schon Republikaner unterstützt. Aber nicht diesmal. Der Bischof macht sich Sorgen um die Demokratie - auch wegen Kandidaten wie Walker. "Er und viele andere Republikaner im Land haben es ganz klar gesagt, ihre Loyalität gehört Trump, nicht dem Land, nicht der Verfassung. Das ist gefährlich", so der Bischof.

Stichwahl am 6. Dezember

Cory Ruth dagegen ist Republikaner. Der Geschäftsmann aus Atlanta kann das ganze Gerede über eine Gefahr für die Demokratie nicht verstehen: "Ich wünschte, wir könnten aufhören so zu tun, als ob die älteste Demokratie der Welt in Gefahr sei, nur weil jemand Wahlergebnisse anzweifelt", erklärt Ruth. Er wird in der Stichwahl erneut für Herschel Walker stimmen. Ein demokratischer Senator aus Georgia sei genug, auch die republikanische Stimme aus Georgia müsse im Senat zu hören sein.

Die Entscheidung fällt am 6. Dezember in einer Stichwahl - so wie schon nach der Wahl 2020. Nachdem Georgia jahrzehntelang republikanisch gewählt hatte, gingen in der Stichwahl beide Senatssitze an die Demokraten. Diesmal geht es um einen Sitz. Sollte sich im ebenfalls noch offenen Rennen in Nevada der republikanische Kandidat durchsetzen, wird Georgia darüber entscheiden, ob die Demokraten ihre hauchdünne Mehrheit behalten.

Über dieses Thema berichtete Inforadio am 12. November 2022 um 07:44 Uhr.