Ein von Surfside Beach (USA) aufgenommenes Foto, das den Abschuss des chinesischen Ballons zeigen soll. | REUTERS

Mutmaßliche Spionage USA schießen Ballon ab - China empört

Stand: 05.02.2023 06:33 Uhr

Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons vor der Küste des US-Bundesstaates South Carolina hat sich das chinesische Außenministerium verärgert über die USA geäußert. Präsident Biden erntet aber auch Kritik im eigenen Land.

Von Ralf Borchard, ARD-Studio Washington

Kurz nachdem der Ballon die Küste des Bundesstaats South Carolina überflogen und das offene Meer erreicht hatte, wurde er von der Rakete eines US-Kampfflugzeugs abgeschossen. Auf den Videos von Augenzeugen war direkt nach dem Abschuss im Internet zu sehen, wie der beschädigte weiße Ballon am fast wolkenlosen Himmel nach unten Richtung Wasseroberfläche sank.

Ralf Borchard ARD-Studio Washington

US-Präsident Joe Biden bestätigte kurz darauf den Abschuss und betonte, er habe den Befehl dazu schon vor mehreren Tagen erteilt: "Am Mittwoch, als ich über den Ballon informiert wurde, habe ich das Pentagon angewiesen, ihn so bald wie möglich abzuschießen", so Biden. Man habe sich entschieden, das Objekt erst über dem Atlantik abzuschießen, um möglichen Schaden für Menschen am Boden zu vermeiden, betonte der Präsident.

Bergung der Trümmerteile im flachen Küstengewässer

Direkt nach dem Abschuss begannen die US-Streitkräfte in den relativ flachen Küstengewässern, Trümmerteile zu bergen. Diese sollen genau untersucht werden. Die USA erhoffen sich Aufschluss über die genauen technischen Fähigkeiten des chinesischen Ballons.

In ersten Reaktionen blieben republikanische Politiker bei ihrer Kritik, Präsident Biden habe zu spät und unentschlossen gehandelt: "Ich denke, es hätte nie bis zu diesem Punkt kommen dürfen", so Russel Fry, republikanischer Kongress-Abgeordneter aus South Carolina im Fernsehender Fox News. "Wir hätten den Ballon abschießen sollen, noch bevor er in unseren Luftraum eingedrungen ist."

Blinken will Gesprächskanäle offenhalten

Der demokratische Abgeordnete Adam Smith aus dem Bundesstaat Washington betonte, es komme nun auf weiteres entschiedenes Vorgehen gegenüber China an. China verhält sich wie ein rücksichtsloser Rüpel. Wir müssen gemeinsam mit anderen Ländern daran arbeiten, dem entgegen zu treten, China abzuschrecken, ohne einen tatsächlichen Krieg mit China zu beginnen", sagte er.

US-Außenminister Antony Blinken hatte betont, die Gesprächskanäle nach Peking offen zu halten und seinen zunächst abgesagten China-Besuch nachholen zu wollen, sobald es die Umstände erlaubten.

Scharfe Kritik aus China

China reagierte auf den Abschuss des Ballons durch die USA mit scharfer Kritik. Die USA hätten eindeutig überreagiert und durch den Einsatz von Gewalt internationale Gepflogenheiten verletzt, man behalte sich das Recht auf weitere notwendige Reaktionen vor, hieß es in einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums.

Gleichzeitig hat Kolumbien Angaben des US-Verteidigungsministeriums bestätigt, dass über Südamerika ein zweiter mutmaßlich chinesischer Ballon gesichtet wurde, der dem nun über den USA abgeschossenen Objekt ähnelt.