Anfang des Jahres in Aleppo. Eine Gruppe von Menschen betrachtet die Zerstörungen in der Stadt.
Hintergrund

Akteure in Syrien Stellvertreterkrieg für viele Mächte

Stand: 08.04.2017 10:12 Uhr

Der syrische Bürgerkrieg hat sich zu einem Stellvertreterkrieg gewandelt. Russland und der Iran sowie die Türkei und Saudi-Arabien sind seit längerem verwickelt. Mit dem Angriff auf Assads Armee haben nun auch die USA ihre Syrien-Politik radikal geändert. Eine Übersicht:

Regierungstruppen: Die syrische Armee wurde in der Frühzeit des Konflikts durch die Desertion zahlreicher Soldaten geschwächt. Immer wieder schien es, als würde sie zerfallen. Durch die Militärhilfe Russlands und des Irans hat sie sich jedoch stabilisiert. Assads Armee gilt aber weiter als zu schwach, um ihn allein an der Macht zu erhalten. Unterstützt wird sie von den Schabiha-Milizen, die als eine Art Hilfstruppen fungieren. Sie werden immer wieder für viele Gräueltaten verantwortlich gemacht.

Rebellen: Die aus Assad-Gegnern gebildete Freie Syrische Armee (FSA) war in den ersten Jahren des Bürgerkriegs die wichtigste Rebellengruppe. Inzwischen hat sich die Opposition in Hunderte kleine Gruppen und Brigaden unterschiedlicher politischer Ausrichtung aufgespalten und teilweise stark radikalisiert. Sie bilden wechselnde Bündnisse und streiten um Gebiete und Ressourcen - bisweilen kämpfen sie dabei auch gegeneinander.

Terroristische Islamisten: Dank der Unterstützung aus den Golfstaaten gewann der syrische Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front in Aleppo und Idlib zunächst an Macht. Die Gruppe, die sich heute Fatah al-Scham nennt, ist dort noch immer eine der stärksten Kräfte. Im Juni 2014 brachte der sogenannte "Islamische Staat" (IS) weite Gebiete Syriens unter seine Kontrolle, wurde aber durch die internationale Anti-IS-Koalition zuletzt zunehmend auf seine Hochburg al Rakka zurückgeworfen.

Russland: Moskau zählte von Anbeginn zu den wichtigsten Unterstützern Assads. Das Land blockiert seitdem im UN-Sicherheitsrat immer wieder Resolutionen zu Syrien. Im September 2015 intervenierte die russische Luftwaffe direkt auf Seiten der syrischen Armee. Der Einsatz, der sich offiziell gegen Terroristen richtet, erlaubt es dem syrischen Militär, die Rebellen zurückzudrängen und die Großstadt Aleppo zurückzuerobern.

Hisbollah: Die libanesische Miliz intervenierte im April 2013 im Auftrag des Iran erstmals direkt im Syrien-Konflikt, um den bedrängten Regierungstruppen zu Hilfe zu kommen. Die Hisbollah, die vom Iran finanziell und militärisch unterstützt wird, ist inzwischen mit Tausenden Kämpfern in Syrien im Einsatz. Zusammen mit anderen schiitischen Milizen aus dem Irak und Afghanistan ist sie eine wichtige Stütze Assads.

Libanesische Hisbollah-Truppen nehmen an einer Parade teil

Kämpfer der schiitischen Hisbollah-Miliz agieren auch in Syrien.

Iran: Das Land ist seit Jahrzehnten ein zentraler Verbündeter Syriens. Beide Länder unterhalten enge politische und militärische Beziehungen. In den ersten Jahren des Bürgerkriegs unterstützte Teheran Assad nur mit Waffen und "Militärberatern". Inzwischen sind die iranischen Revolutionsgarden aber mit Tausenden Soldaten präsent, und die hohe Zahl ihrer Opfer zeigt, dass sie stark in die Kämpfe involviert sind.

Türkei: Ankara forderte frühzeitig den Sturz von Assad und stellte sich entschieden hinter die Rebellen. Im August 2016 entsandte Präsident Recep Tayyip Erdogan Truppen nach Nordsyrien, um islamistische Terroristen sowie kurdische Milizen zurückzudrängen. Die Türkei näherte sich auch Russland an, mit dem sie den Abzug der Rebellen aus Aleppo vermittelte. Teile der Opposition empfanden dies als Verrat.

USA: Als der ehemalige US-Präsident Barack Obama im August 2013 nach einem Giftgasangriff bei Damaskus mit einem Angriff drohte, sagte Assad die Zerstörung aller syrischen Chemiewaffen zu. Im September 2014 ordnete Obama Luftangriffe auf die IS-Miliz an und entsandte auch Spezialkräfte. Dennoch lehnte er trotz breiter Kritik eine militärische Intervention gegen Assad ab. Ob sein Nachfolger Donald Trump mit dieser Politik nun wirklich bricht, indem er nach dem Bombardement weitere Attacken folgen lässt, ist noch offen.

(Quelle: AFP)

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der Brennpunkt am 07. April 2017 um 20:15 Uhr.