
Waffenstillstand in Äthiopien Frieden nach zwei Jahren Krieg?
Der Krieg hat die Menschen im Norden Äthiopiens zermürbt - Hunderttausende sind getötet worden. Ein Waffenstillstand zwischen der Zentralregierung und den Tigray-Rebellen soll das Leid beenden. Doch kann der zum Frieden führen?
Der Verhandlungsführer zeigte sich äußerst zufrieden. "Heute steht Äthiopien vor einem Neubeginn. Und mit ihm das Horn von Afrika und der ganze Kontinent", sagte der frühere Präsident Nigerias, Olusegun Obasanjo. Tagelang hatte er die Gespräche zwischen Vertretern der äthiopischen Regierung und der sogenannten Volksbefreiungsfront von Tigray TPLF geleitet. Jetzt konnte er verkünden: Sie waren erfolgreich - zumindest teilweise.
Die Parteien einigten sich auf einen Waffenstillstand. Das kann der Auftakt zu einem Friedensprozess sein, meinte TPLF-Sprecher Getachew Reda. Er schien aber noch nicht so ganz daran zu glauben, dass der zweijährige Bürgerkrieg jetzt wirklich beendet sein könnte.
"Wir sind hier, um ein Abkommen darüber zu unterschreiben, dass wir prüfen, ob Frieden möglich ist", stellte er klar. "Das wird eine Erleichterung für die Menschen in Tigray und für die gesamte äthiopische Bevölkerung sein. Es ist meine Hoffnung und meine Erwartung, dass beide Parteien alles dafür geben, die Vereinbarungen umzusetzen."

Menschen leiden Hunger
Der Krieg hat die Menschen im Norden Äthiopiens zermürbt. Hunderttausende sind Schätzungen zufolge getötet worden. Die meisten davon Zivilisten. Die Menschen leiden Hunger, weil Lebensmittellieferungen nicht durchkommen. Es fehlt auch an wichtigen Medikamenten. Die Krankenhäuser können ihre Patienten nicht mehr versorgen.
Darum wird ein Punkt des Abkommens besonders wichtig sein, den der Vertreter der äthiopischen Regierung Redwan Hussein vortrug: "Wir haben vereinbart, dass die Regierung ihre Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen ausbauen wird, um alle zu erreichen, die Unterstützung brauchen."
Mögliche Kriegsverbrechen
Eine Kriegspartei fehlte allerdings bei den Gesprächen in Südafrika: Das Nachbarland Eritrea. Seine Soldaten hatten Seite an Seite mit der äthiopischen Armee gegen die TPLF gekämpft. Dabei sollen sie teils brutal gegen die Zivilbevölkerung vorgegangen sein.
UN-Berichte genauso wie Zeugenbefragungen von Menschenrechtsorganisationen zeigen, dass alle am Konflikt beteiligten Parteien mögliche Kriegsverbrechen begangen. Die Rede ist von Folter, Massenhinrichtungen und immer wieder von sexueller Gewalt.
Vieles muss aufgearbeitet werden
Amnesty International hatte deshalb noch in der vergangenen Woche umfassende Untersuchungen gefordert. "In diesem Konflikt sind auf schockierende Art und Weise die Menschenrechte verletzt worden", sagte Fisseha Tekle von der Organisation. "Wenn man sich die Gräueltaten anguckt, sind sie strafbar nach internationalem Recht."
Vieles muss nach zwei Jahren Bürgerkrieg aufgearbeitet werden. Der Handschlag unter Applaus in Südafrika wird darum nur ein erster Schritt sein. "Ein Abkommen zu unterzeichnen, ist eine Sache. Doch sich daran zu halten, etwas komplett anderes", sagte TPLF-Vertreter Getachew Reda. Um dauerhaften Frieden zu erreichen, müssen alle Parteien im Gespräch bleiben - und auch Eritrea mit einbinden.