Äthiopische Regierungssoldaten fahren im Mai 2021 auf der Ladefläche eines Militär-Lastwagens auf einer Straße in der Nähe von Agula in der Region Tigray

Umkämpfte Tigray-Region Äthiopische Armee erobert wichtige Stadt

Stand: 18.10.2022 16:55 Uhr

Seit zwei Jahren bekämpfen sich in Äthiopien Regierungstruppen und Rebellen. Jetzt hat die äthiopische Armee eine wichtige Stadt in der Tigray-Region eingenommen. Die UN warnten vor einer Eskalation des Konflikts.

In Äthiopien ist den Regierungstruppen ein wichtiger Sieg im fast zwei Jahre andauernden Kampf gegen die Rebellen der Volksbefreiungsfront in der Region Tigray im Norden des Landes gelungen. Beide Seiten bestätigten, dass die Armee Shire eingenommen hat, eine der größten Städte in Tigray. Die Armee hat außerdem nach eigenen Angaben zwei weitere Städte im Norden Tigrays erobert. Die äthiopische Regierung verkündete, dass sie alle Flughäfen und Regierungsgebäude in der Region unter ihre Kontrolle bringen wolle.

Der Berater für nationale Sicherheit der äthiopischen Regierung in Addis Abeba, Redwan Hussien, erklärte, man warte nun darauf, dass die Afrikanische Union (AU) einen Termin für Friedensverhandlungen bekannt gebe. Die Rebellen hatten sich bereits im September zu Verhandlungen unter AU-Vermittlung bereit erklärt. Damals hatte aber die Regierung nicht auf das Gesprächsangebot reagiert.

Im November 2020 war in Tigray ein Krieg ausgebrochen, der auch auf Nachbarregionen übergriff. Im vergangenen März wurde eine Waffenruhe vereinbart, was Hoffnungen auf Friedensgespräche schürte. Im August war es dann nach fünf Monaten relativer Ruhe erneut zu Kämpfen zwischen den Rebellen und Regierungstruppen gekommen. An den Kämpfen ist auch das Nachbarland Eritrea beteiligt, das die Rebellen bekämpft, die bis zur Wahl von Ministerpräsident Abiy Ahmed zum Regierungschef 2018 dominierende Kraft im Staat waren.

Die Karte zeigt die Region Tigray in Äthiopien.

Millionen Menschen leiden Hunger

Die Kämpfe in Afrikas zweitbevölkerungsreichster Nation haben Millionen Menschen vertrieben, Tausende Zivilisten wurden getötet. Millionen von Menschen haben nicht genug zu essen, Hunderttausende sind laut UN-Schätzungen auf der Flucht. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Der neue UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, warnte die Regierung vor Kriegsverbrechen. Luftangriffe und Artillerieeinschläge in der Region Tigray könnten die verheerende Lage von Zivilisten verschlimmern. Absichtliche Angriffe auf Zivilisten oder zivile Objekte seien nach internationalem Recht Kriegsverbrechen.

Die Zentralregierung in Addis Abeba hatte trotz der Ankündigung von Friedensgesprächen am Montag weitere Angriffe verteidigt, um den Flughafen in der Region unter ihre Kontrolle zu bringen.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres forderte ein sofortiges Ende der Gewalt und eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den Konfliktparteien. Die Gewalt und die Zerstörung in dem ostafrikanischen Land seien alarmierend, erklärte Guterres auf Twitter. Die Vereinten Nationen seien bereit, die AU in jeder Hinsicht dabei zu unterstützen, den Albtraum für die Menschen zu beenden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. Oktober 2022 um 23:59 Uhr.