
Sudan Tote bei Gewalt gegen Demonstranten
Sudanesische Truppen sind mit Gewalt gegen Tausende Demonstranten vorgegangen. Mindestens vier Menschen sollen getötet worden sein. Die Proteste richten sich gegen die Militärs, die sich an die Macht geputscht hatten.
Die Militärjunta im Sudan ist mit Gewalt gegen Tausende Demonstrierende in mehreren Städten vorgegangen. Die Truppen setzten Tränengas und scharfe Munition ein. Nach Angaben des sudanesischen Ärzte-Komitees wurden mindestens vier Menschen getötet. Die Todesopfer seien in Khartums Zwillingsstadt Omdurman zu beklagen. Viele Demonstranten seien zudem verwundet worden.
Das Ärztekomitee rief Mediziner dazu auf, in die Krankenhäuser der Stadt zu kommen und bei der Versorgung der Verletzten zu helfen, da sich viele von ihnen in kritischem Zustand befänden. Mit dem Staat verbündete Milizen hätten Krankenwagen und Sanitäter daran gehindert, die Verwundeten zu erreichen, hieß es weiter. Das Komitee ist Teil des Sudanesischen Berufsverbands, der an der Spitze des Massenaufstands stand, der 2019 zum Sturz des langjährigen Autokraten Omar al-Baschir führte.
Bevölkerung fordert Zivilregierung
Die Proteste richten sich gegen die Militärs, die sich am 25. Oktober an die Macht geputscht haben und derzeit an einer Übergangsregierung beteiligt sind. Diese war auf nationalen und internationalen Druck hin im November gebildet worden. In der Hauptstadt Khartum skandierte die Menge: "Revolution. Das Militär gehört in die Kasernen."
Teilnehmer schwenkten sudanesische Flaggen und schleuderten auch Steine auf Sicherheitskräfte und gepanzerte Polizeifahrzeuge, aus denen Tränengas abgefeuert wurde. Sie gelangten bis auf wenige hundert Meter an den Präsidentenpalast heran, das Hauptquartier von Militärchef Abdel Fattah al-Burhan.
Zuvor hatten Polizei und Militär die Brücken gesperrt und Patrouillen eingerichtet, um eine Ausgangssperre durchzusetzen. Telefon- und Internetverbindungen wurden gekappt, berichtete die Internet-Gruppe NetBlocks, über die Aktivisten zum Protest aufgerufen und ihre Aktionen übertragen hatten.
Morde und Vergewaltigungen
Bei den seit Wochen andauernden Protesten gegen die Militärjunta wurden nach Angaben eines Ärzte-Komitees mindestens 48 Menschen getötet. Die Menschen verlangen eine Rückkehr zur zivilen Regierung des Landes.
Zuletzt waren die Nil-Brücken in Khartum am 26. Dezember gesperrt worden, als es Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmern gegeben hatte. Aktivisten prangerten auch sexuelle Übergriffe auf Frauen bei den Protesten vom 19. Dezember an.
Damals wurden nach UN-Angaben mindestens 13 Frauen und Mädchen Opfer von Vergewaltigungen. Die EU und die USA verurteilten den Einsatz sexueller Gewalt "als eine Waffe, um Frauen von Demonstrationen fernzuhalten und ihre Stimmen zum Schweigen zu bringen".