
Nach Putsch in Mali Macron droht mit Truppenabzug
Die westafrikanischen Staaten beraten über Sanktionen, Macron droht damit, seine Anti-Terror-Truppen abzuziehen: Nach dem zweiten Putsch in Mali binnen eines Jahres steht das Land vor der Isolation.
Mit Sorge beobachtet die internationale Gemeinschaft den erneuten Putsch in Mali - und es werden Drohungen laut. Anfang der Woche setzte das Militär die amtierende Übergangsregierung ab. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte, sollte sich der westafrikanische Krisenstaat nun in eine islamistische Richtung entwickeln, werde er die französischen Truppen aus Mali abziehen. "Radikaler Islamismus mit unseren Soldaten dort? Niemals", sagte Macron in einem Interview mit der Zeitung "Journal du Dimanche". In Mali gebe es derzeit die "Versuchung", sich dem radikalen Islamismus anzunähern.

Nach dem Umsturz in Mali gibt es auch Proteste gegen den Einfluss Frankreichs in dem Land. Bild: AFP
Gegenüber den westafrikanischen Staats- und Regierungschefs habe er deutlich gemacht, dass diese keine Regierung unterstützen dürften, die "keine demokratische Legitimität" mehr habe, sagte Macron weiter.
Sondergipfel der Ecowas in Ghana
Die westafrikanischen Staaten der Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas treffen sich am Nachmittag zu einem Sondergipfel in Ghana, um über die Lage in Mali zu beraten. Es soll auch um mögliche Sanktionen gehen. Der neue Übergangspräsident, Armee-Oberst Assimi Goita, sei zu dem Treffen eingeladen worden, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben des malischen Präsidialamtes sei Goita bereits in die ghanaische Hauptstadt Accra aufgebrochen.
Nach einem ersten Putsch im August 2020 hatte die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas die Grenzen zu Mali geschlossen und die finanziellen Transaktionen sowie den Handelsaustausch mit dem Land gestoppt. Die politische Situation in Mali ist seit 2012 von starker Instabilität geprägt. Die meist islamistisch motivierte Gewalt hat in den vergangenen Jahren auch die benachbarten Länder in der Sahel-Zone erreicht.
EU will Militäreinsatz fortsetzen
Neben der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich ist auch Deutschland mit der Bundeswehr im Rahmen von Missionen der EU und der UNO in Mali im Einsatz, um zur Stabilisierung des Landes beizutragen. Die EU hatte schon am Freitag erklärt, ihren Militäreinsatz in Mali ungeachtet der chaotischen Situation fortzusetzen. Von dem Einsatz profitierten auch andere Länder in der Sahel-Region und auch die EU selbst, sagte der Außenbeauftragte Josep Borrell nach einem Treffen der Verteidigungsminister in Lissabon.