Container werden am Hafen von Lamu in Kenia entladen.

Kenia und Chinas Investitionen Wie raus aus den Schulden?

Stand: 23.04.2023 15:25 Uhr

China hat viel in Kenia investiert - in Straßen, Häfen und Bahnstrecken. Und das afrikanische Land hat sich dafür bei China stark verschuldet. Wie kommt Kenia wieder raus aus diesen Schulden?

Seit einem Jahr können Autofahrer auf einem Expressway den verstopften Straßen von Nairobi entfliehen.

Hoch über Nairobi schlängelt sich die neue Schnellstraße auf Stelzen durch das Herz der kenianischen Hauptstadt. Sie verbindet den Flughafen mit dem zentralen Geschäftsviertel. Finanziert und gebaut wurde sie von China.

"Nairobi Expressway" in Nairobi

Kritiker bezeichnen ihn als Schnellstraße für Reiche: der von einem chinesischen Unternehmen gebaute Expressway durch Nairobi.

Neuer Tiefseehafen

Ein weiteres chinesisches Großprojekt ist der Hafen von Lamu. Er soll Platz für größere Schiffe bieten und den Tiefseehafen in Mombasa entlasten, über den der Fernhandel mit ganz Ostafrika läuft.

Kritiker halten den neuen Tiefseehafen von Lamu für überdimensioniert: Sie bezweifeln, dass sich das teure Projekt langfristig rentieren wird und kritisieren die Umweltzerstörung, die mit dem Bau einherging.

Bahnstrecke ist größte Investition

Das größte chinesische Infrastrukturprojekt in Kenia ist die Bahnlinie von der Mombasa nach Nairobi. Sie soll rund fünf Milliarden US-Dollar gekostet haben, von denen etwa zwei Milliarden in dunklen Kanälen verschwunden sein sollen.

Korruption ist ein großes Problem in Kenia. Eigentlich sollte die Bahnstecke noch hunderte Kilometer weiter gebaut werden - doch dann ging das Geld aus.

Die Bahnstrecke sei eine Fehlinvestition, weil sie nicht profitabel ist, sagt der Ökonom Aly-Khan Satchu. Die Last, den Kredit zurückzahlen, sei ziemlich groß, weil Kenia mit der Bahnstrecke kein Geld mache.

Sorge vor politischer Einflussnahme

Wie hoch Kenias Schulden in China genau sind, ist schwer zu sagen. Es dürften viele Milliarden US-Dollar sein. Hinzu kommt, dass Kenia zum Teil hohe Zinsen für die chinesischen Kredite zahlen muss.

Die afrikanischen Staatsschulden bei China können langfristige Folgen haben. Mit dem wirtschaftlichen könne auch der politische Einfluss wachsen, warnt der Wirtschaftsexperte James Shikwati: "Wenn wir nicht zurückzahlen können, besteht die Möglichkeit, dass China kontrollieren will, was in den Ländern passiert."

Allein werde Kenia nicht aus den chinesischen Schulden herauskommen, meint der Ökonom Aly-Khan Satchu. Kenias Wirtschaft stehe unter enormem Druck.Der Dollar ist stark, der Kenia-Shilling verfällt, die hohen Preise für Lebensmittel und Energie belasten die Wirtschaft ebenso wie die Nachwehen der Corona-Pandemie. Viele afrikanische Länder befänden sich in einer massiven Schuldenkrise, sagt Satchu.

"Weiter gebracht als Jahrzehnte westlicher Entwicklungshilfe"

China ist ein enger Wirtschaftspartner für viele afrikanische Länder. In Kenia ist die Haltung gegenüber China als Investor höchst umstritten: Die einen beklagen eine große Abhängigkeit und undurchsichtige Knebelverträge.

Die anderen feiern den Fortschritt. Mancher ist der Meinung, dass Chinas Investitionspolitik Kenia trotz aller Nachteile weiter gebracht habe als Jahrzehnte westlicher Entwicklungshilfe. Aber China sei nicht der Weihnachtsmann, der Geschenke bringe, sagt Satchu. China wolle für seine Investitionen Gewinne einfahren.

China investiert wieder weniger

Doch China ist vorsichtiger geworden und investiert seit einiger Zeit weniger Geld in Kenia. Neue Großprojekte werden vorab sorgfältiger geprüft, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.

Auch deshalb wendet sich Kenia wieder verstärkt alten Bekannten zu: den US-Amerikanern und Europäern, Japanern und Südkoreanern, sowie dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.

Denn sie alle geben frisches Geld. Und ein beträchtlicher Anteil dieses Geld, erklärt Ökonom Satchu, werde verwendet, um die Schulden zurückzahlen, die Kenia in China gemacht hat.

Karin Bensch, Karin Bensch, ARD Nairobi, 21.04.2023 16:01 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. April 2023 um 05:40 Uhr.