Aprilrückblick: Temperaturmittel für Deutschland

Wetterthema Abwechslungsreicher April

Stand: 30.04.2024 12:31 Uhr

Der April 2024 dürfte verschiedenartige Erinnerungen hinterlassen haben. Vielleicht denken Sie noch an die sommerlichen Tage, vielleicht aber auch an den Kälterückfall. Wie ist der April einzustufen?

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Der April 2024 brachte es im Mittel über ganz Deutschland auf eine Temperatur von 10,0 Grad. Er war damit, und das mag angesichts der fast winterlichen Witterung in der zweiten Monatshälfte überraschend erscheinen, wärmer als im langjährigen Mittel. Gegenüber der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 macht die Abweichung 2,6 Grad aus, gegenüber der neuesten Periode von 1991 bis 2020 immer noch 1,0 Grad. Die Palette des Niederschlags reichte von Regen über Graupel bis hin zu Schnee. In der Summe über ganz Deutschland war der April je nach Referenzperiode ein wenig oder spürbar zu feucht. Regional gab es dabei aber große Unterschiede. Sehr nass zeigte sich der April im Nordwesten Deutschlands. Im Osten und im Süden war er hingegen zu trocken. In Sachen Sonnenschein verlief der April vergleichsweise normal.

Hinter den Monatsmitteln versteckt sich ein sehr abwechslungsreicher Verlauf. Die erste Monatshälfte war sehr warm. Die Tage vom 6. bis 8. April hatten Juliniveau. Vielerorts konnten Sommertage (Maximum der Temperatur von 25,0 Grad und mehr) beobachtet werden. Mit 30,1 Grad gab es am 6. April in Ohlsbach am Oberrhein den frühesten heißen Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Genau zur Monatsmitte kühlte es empfindlich ab. Am 21. April schneite es in Bad Hersfeld 10 Zentimeter. Dort hatte es nie zuvor so spät im Jahr eine solche Schneehöhe gegeben. In den Nächten zum 22. und 23. April gab es fast bundesweit Frost, im Osten war es mit Werten um -5 Grad am kältesten. Der Frost verursachte zum Teil erhebliche Schäden in der Natur.

Im Netz sind prompt, kaum dass es mal für 10 Tage kalt war, Stimmen laut geworden, die den Klimawandel in Frage stellten. In diesem Zusammenhang können die folgenden Tatsachen nicht oft genug wiederholt werden: Wenn man beurteilen will, ob sich das Klima verändert, muss man sich auch Klimadaten anschauen und nicht kurze Witterungsabschnitte. In den vergangenen 100 Jahren ist es in Deutschland um 1,6 Grad wärmer geworden. Außerdem sind es nicht einzelne Rekorde, die zählen. Weder ein Hitzerekord, noch ein Schnee- oder Kälterekord stellen eine Aussage über Klimaveränderungen dar. Die Summe aller Rekorde ist hingegen sehr wohl ein Indikator. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Anzahl von Wärmerekorden, sowohl in Deutschland, als auch weltweit, signifikant erhöht. Kälterekorde gibt es nach wie vor, aber immer seltener. Und wenn man schon eine derart kurze Phase wie die Tage ab den 15. April für eine Aussage heranzieht, so sollte man mal schauen, wie das Jahr 2024 ansonsten bisher verlaufen ist. Unsere Abbildung zeigt die Tagesmitteltemperaturen für Deutschland im Jahr 2024 (graue Kurve) und die entsprechenden über 100 Jahre gemittelten Werte (grüne Kurve). Da es um eine Einstufung der Witterung vor dem Hintergrund des Klimawandels geht, wurde absichtlich diese Vergleichsperiode gewählt. Die Mittelwerte über das gesamte 20. Jahrhundert entsprechen im übrigen recht genau der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Die Abbildung zeigt, dass es dieses Jahr bisher fast immer extrem zu warm war. Ausnahmen waren ein kalter Witterungsabschnitt im Januar und der jüngste Kälterückfall im April. Wir haben dieses Jahr bereits den wärmsten Februar und den wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Und genau deshalb konnten die Aprilfröste große Schäden anrichten. Nicht die erreichten Minusgrade waren ungewöhnlich, da war es Ende April schon kälter. Durch die Wärme zuvor war die Vegetation schon viele Wochen weiter als früher üblich und somit empfindlicher gegen Frost.