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Rehe werden auf Fuldaer Friedhof ins Visier genommen

Ein Reh steht auf einer Lichtung. Ein Fadenkreuz zeigt, dass es ins Visier eines Jägers geraten ist.

Rehe fressen seit längerem auf einem Fuldaer Friedhof Blumen und Pflanzen von Gräbern. Jetzt bläst die Stadt mit einer Sondergenehmigung zur Jagd. Friedlichere Methoden seien zuvor gescheitert.

Die Stadt Fulda wird Rehe, die sich auf dem Zentralfriedhof über Blumen, Gewächse und anderen pflanzlichen Grabschmuck hermachen, bald abschießen. Es gebe dort seit längerer Zeit ein "flächendeckendes Problem", erklärte die Stadt auf Anfrage.

Weil andere Versuche gescheitert seien, habe man die Erteilung einer "Ausnahme-Regelung für einen jagdlichen Eingriff" erwirkt. Die Erlaubnis wurde von der Unteren Jagdbehörde beim Landkreis Fulda erteilt, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte und einen Bericht der Fuldaer Zeitung bestätigte.

Seit drei Jahren werden Pflanzen abgefressen

Wildschäden seien auf dem Fuldaer Zentralfriedhof viele Jahre kaum ein Problem gewesen. Hier und da habe es mal abgeknabberte Grabpflanzen gegeben. Doch seit dem Jahr 2021 erreichten die Friedhofsverwaltung regelmäßig Beschwerden. Beklagt wurden zerstörte Blumenrabatte, abgezupfte Blüten und herausgezogene Pflanzen.

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Die Verursacher hat die Stadt schnell ausfindig gemacht: Rehe. Gleich sieben Exemplare sollen dort aktuell ihr Unwesen treiben - und nun erlegt werden. Auch um weitere Inzucht zu vermeiden.

Jagd in befriedetem Raum nur in Ausnahmefällen

Die Tiere schnell unschädlich zu machen, ist für die Stadt nicht so einfach. Denn wie auch Wohngebiete zählen Friedhöfe zu sogenannten befriedeten Bezirken. Dort ist die Jagd im Normalfall untersagt, sie wird nur in begründeten Ausnahmefällen erlaubt.

Doch nach der Erteilung der Jagd-Erlaubnis soll es nun bald losgehen. Wann begonnen werden soll, teilte die Stadt nicht mit. So soll der Besuch von Schaulustigen vermieden werden.

Tierarzt scheiterte mit Betäubung

Die Stadt erklärte, dass sie sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Ein vorangegangener Versuch zur Lösung des Problems sei gescheitert: Ein Tierarzt wollte die Rehe betäuben und in ein benachbartes Waldrevier umsiedeln. "Leider erfolglos", erklärte ein Stadtsprecher. Der engagierte Tierarzt verfehlte seine Ziele.

Um den Rehen derweil den Appetit zu verderben, sprach die Stadt Empfehlungen für die Bepflanzung auf dem Friedhof aus. Grabbesitzer könnten selbst dazu beitragen, dass die Tiere weniger schmackhafte Nahrungsquellen bekämen.

So sollen Blumen und Sträucher gepflanzt werden, die Rehe nicht mögen: Hortensien statt Rosen, Lavendel statt Margeriten, Flieder- statt Himbeerbusch. Die Rehe fressen mit Vorliebe frische Rosenblätter, Tulpen, aber auch getrocknete Kranz-Beeren. Chrysanthemen, Narzissen, Astern, Dahlien und Hyazinthen hingegen scheinen ihnen nicht zuzusagen, schrieb die Stadt in einem Info-Flyer. Zudem könne man die Gräber mit feinen Netzen sichern.

Hochsitze auf Friedhof aufgestellt

Doch weil dies das Wildproblem nicht bei der Wurzel packt, sollen die Rehe bejagt werden. Ein Grund dafür ist auch die Inzucht der Tiere, die sich anfangs auf das 15 Hektar große, nicht komplett eingezäunte Gelände verlaufen haben. Sie haben sich dort aber vermehrt, mit negativen Folgen. Es gab laut der Stadt wegen der Inzucht bereits Totgeburten und kranke Tiere. Wegen der Folgen der Inzucht wolle man die Tiere auch nicht mehr einfangen und an einen anderen Ort bringen - sondern lieber schießen.

Die Stadt hat bereits Hochsitze auf dem Friedhof aufgestellt - eine Vorgabe der Jagdbehörde aus Sicherheitsgründen. "Der Schuss aus einer erhöhten Position nach unten garantiert den Kugelfang durch den Erdboden", erklärte die Stadt. Die Ausnahme-Erlaubnis für die Jagd ist örtlich auf den Friedhof begrenzt. Denn generell gilt zwischen März und September eine Schonzeit.

Die Jagd werde natürlich außerhalb der Öffnungszeiten des Friedhofs erfolgen, kündigte die Stadt an. Die Jagdbereiche würden abgesperrt und zusätzlich durch Aufsichtspersonen gesichert. Um zu verhindern, dass sich danach wieder Rehe auf dem Gelände breitmachen, soll das Gelände zusätzlich durch einen Wildschutzzaun gesichert werden.

Kaninchen schon mehrfach bejagt

Das Problem Wildfraß gab es auch schon auf anderen Friedhöfen im Landkreis - aber wohl nicht so gravierend, wie die Fuldaer Zeitung berichtete. Im benachbarten Künzell (Fulda) sagte Bürgermeister Timo Zentgraf (parteilos): "Wir wissen nicht, ob es Rehe, Hasen oder Kaninchen sind, die bei uns auf dem Friedhof etwas wegfressen." Dort habe sich vor Jahren auch schon mal ein Jäger auf die Lauer gelegt.

Kaninchen wurden nach Angaben des Regierungspräsidiums (RP) Kassel vor einiger Zeit auf einem Frankfurter Friedhof aufs Korn genommen. Die Schäden durch Wildfraß konnten dadurch verringert werden, wie das RP berichtete.

Abschuss auf Friedhöfen schwierig

Wie oft solche Schießgenehmigungen wie nun in Fulda auf hessischen Friedhöfen erteilt werden, dazu haben das RP Kassel und der Landesjagdverband keine Angaben vorliegen. Nach Einschätzung eines Verbandssprechers handelt es sich aber um Ausnahmefälle.

Der Verband erklärte auch, dass die Bejagung auf einem Friedhof grundsätzlich nicht einfach sei – angesichts der vielen Grabsteine und Objekte, die den Rehen als Schutz vor Schüssen dienen können.

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