Beamte der Polizei Gelsenkirchen verfolgen ein Fußballspiel im Stadion in Gelsenkirchen.

Innere Sicherheit Generalprobe für die Heim-EM

Stand: 16.05.2024 16:54 Uhr

Weniger als einen Monat vor Beginn der Heim-EM bereitet sich auch die Polizei vor. Für die Beamten in Gelsenkirchen war das Duell Schalke gegen Rostock die Generalprobe. Es gilt als Hochrisikospiel.

Im Oberrang des Stadions in Gelsenkirchen wird es kurz hektisch. Hier befindet sich die Befehlsstelle der Polizei - ein Raum mit zahlreichen Monitoren, auf denen die Bilder der Überwachungskameras flimmern. Ein Beamter hat auf einer der Kameras eine Gruppe vermummter Männer entdeckt. "Es sind etwa 15 Leute, alle mit Pyro in der Hand. Die seht ihr, wenn ihr aus dem Fenster schaut", ruft er seinen Kollegen zu.

Auch sein Vorgesetzter, Andreas Morbach, Leiter der Polizeiinspektion Gelsenkirchen, hat die Personen im Blick. "Wir haben hier immer wieder Probleme, dass Pyrotechnik gezündet wird. Dazu nutzen die problematischen Fans häufig Banner, um sich darunter zu vermummen - und dann kommen sie mit Pyrotechnik wieder raus", erklärt Morbach. Man könne die Fans in diesem Moment allerdings lediglich filmen, um so im Nachhinein mögliche Straftäter zu ermitteln. In die Situation hineinzugehen sei zu gefährlich für die Polizei.

Blick auf das Spielfeld im Stadion in Gelsenkirchen.

Das Spiel Schalke gegen Rostock im Gelsenkirchener Stadion galt als Hochrisikospiel.

Keine getrennten Fanblöcke bei der EM

Ein Zweitliga-Spiel wie in diesem Fall ist für die Polizei fast schon Routinearbeit. In weniger als einem Monat beginnt allerdings die Europameisterschaft. Bei der steht die Polizei vor neuen, teils größeren Herausforderungen. Die UEFA schreibt vor, dass es in den Stadien - anders als im Ligaalltag - keine abgetrennten Fanblöcke gibt. Das ist ein potenzielles Problem beim ersten Spiel in Gelsenkirchen zwischen Serbien und England.

Aus beiden Lagern rechnet die Polizei mit "Problemfans", wie sie von den Beamten bezeichnet werden - also Fans, die als gewaltbereit gelten und unter besonderer Beobachtung stehen. "Es wird wahrscheinlich einen Anteil von zwei Dritteln an englischen Fans geben, die auch sehr stark verteilt sitzen werden. Das macht es für uns natürlich schwieriger, die Gruppen zu separieren und vielleicht auch eine Fantrennung vorzunehmen", sagt Tobias Szech, der für die Hundertschaften der Polizei in Gelsenkirchen verantwortlich ist.

Szenekundige Polizisten aus dem Ausland unterstützen

Im Einsatz sind deshalb auch szenekundige Beamte, die die Fanszene kennen, so wie Christof Burghardt. Seit Jahren beschäftigt er sich intensiv mit den Schalke-Fans. Er soll während der EM vor allem einen Blick auf die lokalen Fans aus Gelsenkirchen haben.

Verstärkung kommt aus dem Ausland. "Beim ersten Spiel werden uns serbische und englische Kollegen unterstützen", sagt Burghardt. Sie sollen Risikopersonen aus den beiden Nationen identifizieren.

Beamte der Polizei Gelsenkirchen verfolgen ein Fußballspiel im Stadion in Gelsenkirchen.

Beamte der Polizei Gelsenkirchen haben die Fanszene im Stadion im Blick.

Urlaubssperre für die Polizei während der EM

Auch die Polizeistelle in der Stadt ist dringend auf personelle Hilfe angewiesen. In Nordrhein-Westfalen besteht für Polizeibeamte in den ersten zwei Wochen der Europameisterschaft eine komplette Urlaubssperre. Unterstützung kommt von umliegenden Kreispolizeibehörden.

"Bei der Europameisterschaft ist der große Unterschied zum Ligaalltag, dass wir vier Wochen im Dauereinsatz sind", sagt Peter Both, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr bei der Polizei Gelsenkirchen. Zusätzlich zum Stadion seien sie auch beim Public Viewing in der Stadt gefordert.

"Keine Horrorszenarien entwerfen"

Er rechne zu 99 Prozent mit einem friedlichen Fanfest, sagt Both. "Vor allem alkoholbedingt kommt es aber immer wieder zu Problemen." Für das Spiel gegen Serbien rechnet er mit etwa 40.000 bis 60.000 Menschen in der Stadt. Diese Masse an Menschen erfordere von der Polizei ein hohes Maß an personellem Aufwand.

"Wir sollten trotzdem aufhören, Horrorszenarien zu entwerfen", sagt Both. Die Polizei hätte ausreichend Kräfte zur Verfügung und genügend Erfahrung in solch schwierigen Situationen.

Während und nach dem Spiel Schalke gegen Rostock kommt es neben dem Einsatz von Pyrotechnik zu keinen größeren Zwischenfällen. Der letzte Test der Polizei Gelsenkirchen vor dem Start in die Europameisterschaft ist geglückt, die Abläufe stimmen - eine wichtige Erkenntnis vor dem ersten EM-Spiel in der Arena auf Schalke am 16. Juni. Bei der wird die Polizei direkt zum Auftakt stark gefordert sein.