IWF macht offenbar Druck auf Eurostaaten Bekommt Zypern einen Schuldenschnitt?

Stand: 20.12.2012 10:44 Uhr

Im Ringen um ein Hilfen für Zypern verlangt der Internationale Währungsfonds (IWF) laut "Süddeutscher Zeitung" einen Schuldenerlass. Der IWF sei nicht bereit, das bislang geplante Hilfspaket in seiner jetzigen Form mitzutragen. Deutsche Banken sähen in einem solchen Schuldenschnitt eine mögliche Lösung.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist einem Zeitungsbericht zufolge nicht dazu bereit, das geplante Hilfspaket der Euro-Länder für Zypern in der bisher diskutierten Form mitzutragen. Der IWF verlange einen Teilerlass der zyprischen Staatsschulden ähnlich dem bereits erfolgreich umgesetzten Forderungsverzicht privater Gläubiger für Griechenland, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Verhandlungskreise. Andernfalls werde das Land auch nach Abschluss aller Reformen nicht in der Lage sein, seine Zinslast zu tragen.

Weitere Gefahr für Glaubwürdigkeit der EU

Der Vorschlag sei unter den Euro-Ländern umstritten, berichtete das Blatt weiter. Während einige Regierungen einen Schuldenschnitt für Zypern befürworteten, sähen andere Euro-Staaten einen solchen Schritt skeptisch. Schließlich habe man beim erzwungenen Forderungsverzicht der privaten Banken gegenüber Griechenland stets betont, dass es bei diesem Einzelfall bleiben solle. Breche man dieses Versprechen nun, werde die gesamte Euro-Zone erneut an Vertrauen und damit an Kreditwürdigkeit verlieren.

Lage schlimmer als befürchtet

Eine Lösung ist offenbar nicht in Sicht. "Die Lage in Zypern ist wesentlich dramatischer als die in Griechenland", sagte ein ranghoher EU-Beamter der Zeitung. Für Deutschland dürfte ein Hilfspaket für Zypern ohne Beteiligung des IWF keine Option sein. So hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Vergangenheit ein Mitwirken des Fonds bei Hilfsprogrammen stets als essenziell bezeichnet.

Fünf Milliarden aus Russland?

Als eine denkbare Lösung gilt dem Bericht zufolge, dass Russland fünf Milliarden Euro an den IWF überweist, der das Geld seinerseits nach Nikosia weiterreicht. Damit bliebe der Fonds formal an Bord, müsste aber kein eigenes Geld in die Hand nehmen. Russische Bürger haben riesige Guthaben auf zyprischen Konten geparkt.

Bankenverband offen für Schuldenschnitt

Der deutsche Bankenverband sieht in einem solchen Schuldenerlass eine denkbare Lösung der Finanzprobleme Zyperns. "Vielleicht ist ein Schuldenschnitt auch in diesem Fall die Ultima Ratio", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Banken, Michael Kemmer, im Deutschlandfunk. Die von Zypern angeforderten Hilfen von 17 Milliarden Euro sei im internationalen Kontext überschaubar und die Krise daher lösbar.

Einen möglichen Schuldenschnitt werde keine ausschließen können, so Kemmer weiter. "Wir haben ja alle in der Schuldenkrise gelernt, dass man mit absoluten roten Linien und dem Ausschließen bestimmter Alternativen vorsichtig sein sollte."

Vor allem Zyperns Banken betroffen

Zyperns Finanzminister Vassos Shiarly hatte Ende November erklärt, Zypern benötige 17 Milliarden Euro an Hilfen über eine Vierjahresperiode bis einschließlich 2016. Die Summe entspricht fast dem Bruttoinlandsprodukt des Landes. Davon dürften mehr als zehn Milliarden Euro in den relativ großen Bankensektor des Landes fließen, der eng mit dem Krisenherd Griechenland verflochten ist.

Irland will bessere Bedingungen für Rettungskredite

Irlands Arbeitsminister Richard Bruton hat bessere Bedingungen der Rettungskredite für sein Land gefordert. Angesichts der vorbildlichen Umsetzung der Auflagen für die Hilfen erwarte Irland "dass die Euro-Partner uns entgegenkommen werden, wenn es darum geht, die Schulden zur Bankenrettung zu strecken und die Konditionen zu lockern", sagte Bruton der Zeitung "Die Welt". Der Zinssatz für die Kredite müsse auf ein vernünftiges Maß gesenkt werden.