GM-Chef Whitacre gibt Posten ab "Der richtige Zeitpunkt zurückzutreten"

Stand: 12.08.2010 22:15 Uhr

Von der Beinahepleite zu Milliardengewinnen: Ed Whitacre sanierte General Motors innerhalb von wenigen Monaten - obwohl er, wie er selbst sagt, "nicht viel Ahnung von Autos" hat. Nun sieht Whitacre seine Aufgabe erfüllt und verlässt den Chefsessel. Verwaltungsratsmitglied Dan Akerson nimmt Platz.

Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington

Nein, alt werden wolle er als GM-Konzernchef nicht, hatte der 68-jährige Texaner und Verwaltungsratsboss Ed Whitacre bereits im vergangenen Dezember gescherzt, als er Fritz Henderson kurzerhand aus dem Amt drängte und dessen Kern-Entscheidung für null und nichtig erklärte. "Ich bin Ed Whitacre von General Motors und mit mir wird es keinen Verkauf von Opel geben. Schon gar nicht an russische Investoren", lautete die Devise des kernigen Texaners. Denn der Technologieträger Opel gehöre zu den wertvollsten Konzernbestandteilen, und die verschleudere man nicht. Auch von europäischen Subventionen für die Tochter wollte Whitacre nichts hören.

Vom "neuen GM" schwärmte Whitacre in den Fernsehspots des Detroiter Konzerns. Und der Texaner griff durch: Fabriken wurden saniert, 7500 Jobs gerettet. Und ein Großteil von Obamas Milliarden-GM-Rettungsgeldern wurde vorzeitig zurückgezahlt. Denn auf Staatsgelder reagiert der Texaner Whitacre allergisch.

Sanierung innerhalb von wenigen Monaten

Der 68-jährige Texaner sei für GM geradezu eine Verjüngungskur, schwärmten Amerikas Autoexperten. Die Milliardenverluste sind Vergangenheit. Mit 1,3 Milliarden Dollar Nettogewinn steht GM im zweiten Quartal 2010 geradezu solide da - und so gut wie seit 2004 nicht mehr. Unter Whitacre stieg die Auslastung der GM-Fabriken von 40 auf 84 Prozent.

Man habe die Europa-Operationen restrukturiert, so Whitacre. So entschlossen er an Opel festhielt, so entschieden trennte er sich von Saab. Die Absatzschwäche der europäischen Töchter Vauxhall und Opel führt er auch auf die langen imageschädigenden Verkaufs-Diskussionen zurück. Whitacre ist sich mit seinem acht Jahre jüngeren Konzernboss-Nachfolger Dan Akerson einig: Opel hat eine Zukunft. 2011 soll die Tochter aus der Verlustzone fahren und ab 2012 genauso wie die Detroiter Mutter schwarze Zahlen schreiben. Auch der GM-Börsengang im Herbst - organisiert von seinem Nachfolger -  werde das Opel-Image in Europa verbessern, hofft Whitacre.

Chevy Volt - das neue Öko-Zugpferd

Er wird nicht müde, das jüngste GM & Opel Gemeinschafts-Produkt als bahnbrechend zu loben. Der im Rüsselsheimer Technologie-Zentrum entwickelte Elektrowagen Chevy Volt wird das neue Öko-Zugpferd von GM. Bereits jetzt muss die Produktion des 40.000 Dollar Autos in den USA hochgefahren werden, weil das Interesse trotz des hohen Verkaufspreises alle Erwartungen übersteigt. "GM kommt wieder mit Vollgas zurück", freuen sich die US-Medien.

2011 kommt der Elektro-Wagen als Opel Ampera auf den deutschen Markt. GM sei auf der Überholspur, so Whitacre. Das sei der richtiger Zeitpunkt, um den Konzernboss -Posten an seinen GM-Verwaltungsratskollegen Akerson abzugeben. Eines verbindet Whitacre und Akerson: beide sind knallharte Sanierer. Beide bekennen, von Autos eigentlich nicht allzu viel zu verstehen. Und beide kamen auf Initiative der Obama-Regierung in den GM-Verwaltungsrat.

Dem zukünftigen GM-Boss Akerson steht jetzt die Aufgabe des Börsengang bevor. Als erfolgreicher Finanzmanager des US-Großinvestors Carlyle bringt er dafür gute Vorraussetzungen mit.