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Rückrufaktion nach dem Abgasskandal Was VW-Kunden jetzt wissen müssen

Stand: 27.01.2016 19:32 Uhr

Auch wenn die Rückrufaktion bei VW jetzt anläuft - viele Betroffene werden Monate warten müssen, bis ihr Auto endlich in die Werkstatt darf. Warum ist das so? Was gilt es zu beachten? Und wie stehen die Chancen auf Entschädigung? Ein Überblick.

Ist mein Auto betroffen?

Die Schummelsoftware wurde ausschließlich in Dieselmotoren eingebaut. Bei der Kernmarke VW sind unter anderem der Golf VI, der Passat VII und der Tiguan I betroffen, bei der Tochter Audi zum Beispiel der A1, der A3, der A4, der A6 und der TT. Wer als Fahrzeughalter sichergehen will, ob sein Auto manipuliert wurde, kann dies anhand der 17-stelligen Fahrgestellnummer tun, die unter anderem im Fahrzeugschein steht. Die Hersteller haben Internetseiten eingerichtet, auf denen der Halter einfach nur die Nummer eingeben muss.

Hier die Links zu den entsprechenden Seiten:

Wann bin ich an der Reihe?

Das kann dauern. Die Kernmarke VW zum Beispiel plant, zunächst die Fahrzeuge mit 2-Liter-Motor, ab Frühjahr dann alle Autos mit 1,2-Liter-Motor und nicht vor Sommer die Wagen mit 1,6-Liter-Motor in die Werkstätten zu rufen. Dass der Rückruf in die Länge gezogen wird, hat unterschiedliche Gründe. Der banalste: Die nur knapp 2200 VW-Vertragswerkstätten in Deutschland könnten den Ansturm ansonsten gar nicht bewältigen. Laut Volkswagen-Chef Matthias Müller soll die Aktion bis Jahresende abgeschlossen sein.

Was muss ich jetzt tun?

Zunächst einmal gar nichts. Volkswagen hat angekündigt, alle Fahrzeughalter rechtzeitig anzuschreiben. Erst danach sollte man sich um einen Termin in einer VW-Werkstatt bemühen (freie Werkstätten werden nach jetzigem Stand von der Aktion ausgeschlossen). Eile ist übrigens nicht geboten. Die Gewährleistung soll bis Ende 2017 gelten. Wer will, kann den Werkstattbesuch also beispielsweise bis zum nächsten Reifenwechsel hinauszögern - und dann alles auf einmal machen lassen.

Wie lange bleibt mein Wagen in der Werkstatt?

Hängt vom Typ ab. Bei den 1,2- und 2,0-Liter-Motoren genügt laut Volkswagen ein reines Software-Update; dieses dauere rund 30 Minuten. Bei den 1,6-Liter-Motoren wird daneben ein sogenannter Strömungstransformator eingebaut. Hierfür soll eine weitere halbe Stunde anfallen. Weil daneben natürlich auch Papierkram zu erledigen ist, raten Experten, in jedem Fall gut 90 Minuten einzuplanen.

Habe ich Anspruch auf ein Ersatzfahrzeug?

Ja. Volkswagen hat angekündigt, den Betroffenen für die Zeit des Werkstattaufenthalts eine "kostenlose Ersatzmobilität" zur Verfügung zu stellen.

Entstehen mir durch den Eingriff Kosten?

Nein, auf die Betroffenen kommen keine direkten Kosten zu. Allerdings lässt sich durchaus argumentieren, dass die Fahrzeughalter durch den Skandal trotzdem Geld verlieren. Mehr dazu weiter unten bei der Frage "Bekomme ich eine finanzielle Entschädigung?".

Kann ich auf die Umrüstung auch einfach verzichten?

Technisch ginge das - denn fahrtauglich sind die betroffenen Fahrzeuge laut Volkswagen auch ohne Umrüstung. Wer den Rückruf ignoriert, läuft allerdings Gefahr, dass sein Auto die Betriebserlaubnis verliert. So zumindest sagt es das Kraftfahr-Bundesamt.

Was verändert sich durch die Umrüstung an meinem Auto?

Zur Erinnerung: Die Manipulation hatte den Zweck, das wahre Ausmaß des Stickoxid-Ausstoßes zu verschleiern. Entsprechend geht es bei der Umrüstung nun darum, die entsprechenden Emissionen auch wirklich zu reduzieren. Die Autos werden nach dem Eingriff also weniger gesundheitsschädliche Stickoxide ausstoßen, als sie das bislang tun. Es gibt Experten, die mutmaßen, dass die Motorleistung dadurch leicht sinken und der Spritverbrauch geringfügig steigen könnten. Volkswagen weist beides zurück.

Bekomme ich eine finanzielle Entschädigung?

Bislang lehnt Volkswagen dies ab. Allerdings steigt der politische Druck, in dieser Frage umzuschwenken. Hintergrund: In den USA stellt Volkswagen betroffenen Kunden 1000 Dollar in bar (umgerechnet knapp 1000 Euro) und weitere 1000 Dollar in Form von Gutscheinen in Aussicht. Offenbar will sich der Konzern damit gegen mögliche Schadensersatzforderungen wappnen; diese fallen in Amerika erfahrungsgemäß sehr üppig aus. EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska verlangt nun von VW-Chef Müller, die europäischen Kunden nicht schlechter zu stellen als die amerikanischen.

In die gleiche Richtung zielen Forderungen von Klaus Müller, dem Chef der Bundesverbraucherzentrale. Er verlangt, dass Volkswagen zum Beispiel für mögliche Wertverluste aufkommt. Dieses Argument ist durchaus stichhaltig. Denn viele deutsche Autokäufer entschieden sich in der Vergangenheit auch wegen des relativ hohen Wiederverkaufswerts für einen VW oder Audi. Experten fürchten, dass die Wiederverkaufspreise unter dem Skandal leiden werden.