500.000 Autos müssen in die Werkstatt Manipulation könnte VW Milliarden kosten

Stand: 19.09.2015 02:12 Uhr

Die US-Behörden werfen VW Betrug vor. Eine Software habe bei offiziellen Tests niedrigere Emissionswerte vorgetäuscht. Volkswagen muss nicht nur fast 500.000 Autos in die Werkstatt rufen. Es droht eine Milliardenstrafe.

Für Volkswagen ist es ein Desaster. Die Verkaufszahlen in den USA sind sowieso schon schlecht, und jetzt noch das: der Vorwurf, bei den Abgaskontrollen für eine ganze Reihe von Diesel-PKW betrogen zu haben.

Der US-Branchenexperte Justin Hyde sagt im Interview mit der ARD: "Das ist schon ziemlich ernst." Es betreffe nicht die Kunden, die das Auto Tag für Tag nutzten. "Aber für das Unternehmen ist das schon eine schwierige Situation - ich gehe davon aus, dass das VW am Ende hunderte Millionen Dollar kosten wird", so Hyde.

Niedrigere Emissionen vorgetäuscht

Und darum geht es konkret: Die EPA, die amerikanische Umweltschutzbehörde, wirft dem VW-Konzern vor, in Fahrzeugen der Modelle Jetta, Käfer, Golf, Passat und Audi A3 eine Software eingesetzt zu haben, die erkennt, wenn das Auto auf seine Emissionen getestet wird. Die Software habe dann dafür gesorgt, dass beim 2-Liter-Diesel Motor dieser Modelle die Emissionen so niedrig gewesen seien, dass sie den strengen Vorschriften genügt hätten. Doch im Normalbetrieb sei der Schadstoffausstoß dieser Autos 10 bis 40 Mal so hoch, sagt die EPA.

Die Fahrzeuge verstießen damit gegen die Zulassungsvorschriften - die logische Folge, so die Behörde in einer Pressemitteilung. "Es obliegt jetzt Volkswagen, den Prozess einzuleiten, mit dem die Abgassysteme der Autos repariert werden", erklärte die EPA. Mit anderen Worten: die 482.000 betroffenen Fahrzeuge müssen über kurz oder lang in die Werkstatt.

Die EPA und die Partnerbehörde CARB aus Kalifornien hatten schon im Mai vorigen Jahres die Ermittlungen gegen Volkswagen begonnen. Das Unternehmen konnte nicht überzeugend erklären, wie es zu den Diskrepanzen zwischen Testbetrieb und Alltagsbetrieb kam. Als die Behörden Volkswagen schließlich damit drohten, den Autos des Baujahrs 2016 wegen dieser Unklarheiten die Zulassung zu verweigern, hat VW eingestanden, die Software eingesetzt zu haben.

VW will mit Behörden zusammenarbeiten

In einer Mitteilung der Nordamerika-Zentrale des Unternehmens heißt es, man arbeite mit den Behörden zusammen, könne aber keinen weiteren Kommentar abgeben. Für VW droht das Ganze sehr teuer zu werden. Zum einen wegen der Nachrüstungsarbeiten, die es für fast eine halbe Million Autos wird geben müssen. In ähnlichen Situationen konnten andere Hersteller das Problem mit einem Softwareupdate lösen - es gab aber auch Fälle, in denen sehr teure Anpassungen vorgenommen werden mussten, damit die Abgasregeln eingehalten werden können.

Wenn für alle Autos, die mit diesem Problem verkauft wurden, die Höchsstrafe verhängt würde, drohten VW 18 Milliarden Dollar an Strafzahlungen.

Doch so weit werde es nicht kommen, sagt Hyde. Die 18 Milliarden würden die Behörden in den anstehenden Verhandlungen darüber, wie es weitergehen kann, aber als Druckmittel gegen VW verwenden. Zum Vergleich: Hyundai und KIA mussten Ende vorigen Jahres Strafzahlungen von insgesamt 300 Millionen Dollar leisten, weil ihre Autos mehr Benzin verbrauchen als angegeben. Allerdings hat dieser Skandal wie einige ähnliche vorher auch eines gezeigt, was VW bei dieser Affäre in die Karten spielen könnte: "Amerikanische Kunden sind ziemlich nachsichtig. Ich gehe davon aus, dass - wenn erstmal eine Lösung gefunden ist - dass sich die Verkaufszahlen von VW nicht besonders verändern werden", glaubt Hyde.

Rolf Büllmann, Rolf Büllmann, ARD Washington, 19.09.2015 02:40 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 18. September 2015 um 21:45 Uhr.