TTIP-Abkommen und regionale Spezialitäten EU-Schutz nur für einige Produkte

Stand: 06.01.2015 17:40 Uhr

Die EU-Kommission will bei den TTIP-Verhandlungen für den Schutz regionaler Produkte kämpfen. Doch alle Regionalspezialitäten werde man nicht schützen können, sagte nun ein Sprecher der Brüssler Behörde. Ein innereuropäischer Streit um die wichtigsten Produkte droht.

Hart kämpfen will die EU-Kommission bei den Freihandelsverhandlungen mit den USA, damit keine Nürnberger Rostbratwurtst aus Kentucky, kein Holsteiner Katenschincken aus Iowa, kein angeblicher Champagner aus Kalifornien und kein Pseudo-Schwarzwälder Schinken von US-Rindern auf den europäischen Markt kommt. Seien es Nürnberger Lebkuchen oder Dresdner Christstollen: Was in der EU als regionale Spezialität geschützt ist soll auch geschützt bleiben. Und als markengeschützte Spezialität aus europäischen Regionen in die USA exportiert werden.

Allerdings seien mehr als 1000 europäische Lebensmittel in der Brüsseler EU-Datenbank als regionale Spezialitäten registriert, betont Kommissionssprecher Gabriel Rosario. Mit anderen Worten: Niemand kann ernsthaft davon ausgehen, dass die EU-Kommission sämtliche europäische Regionalspezialitäten in den TTIP-Verhandlungen mit den Amerikanern schützt. Das können wir unmöglich tun, gibt der EU-Kommissionssprecher zu: "Wir werden sehen, welche der in Europa  geschützten Regional- und Traditionsprodukte wir tatsächlich in die Verhandlungen einbringen."

Auch harte innereuropäische Verhandlungen

Vor den TTIP-Verhandlungen mit den Amerikanern stehen also in Brüssel mindestens ebenso harte innereuropäische Verhandlungen bei der EU-Kommission an: Typische Produkte aus deutschen Landen wie Kölsch, Düsseldorfer Senf und  Aachener Printen werden mit französischem Champagner und einer britischen Pastete namens Cornish Pasty darum konkurrieren, als schützenswert auserwählt zu werden und auf die TTIP- Verhandlungsliste zu kommen.

Nur die wirtschaftlich erfolgreichsten der 79 EU-intern geschützten deutschen Erzeugnisse werden es auf die Liste schaffen. "Die EU Kommission wird nur jene geschützten EU-Produkte auf den Verhandlungstisch legen, die wirtschaftlich bedeutsam sind", sagt der EU-Kommissionssprecher Gabriel Rosario.

Weiter Streit um modifizierte Lebensmittel

Weit problematischer als der mögliche transatlantische Streit um die Exklusivität von Käse aus Holland und bayrischem Bier ist aus Sicht der EU-Kommission jedoch die bisherige Weigerung der USA, gentechnisch modifizierte Lebensmittel auch als solche leicht erkennbar zu deklarieren. Bei einem Besuch in Washington erfuhr Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt jetzt, wie sich die amerikanischen TTIP-Unterhändler die Deklaration vorstellen. Europas Verbraucher sollen in der TTIP-Zukunft beim Gang in den Supermarkt ein Smartphone mitnehmen. Und zwar mit einer App, die in der Lage ist den Barcode auf der Schinkenverpackung zu dechiffrieren. 

Ralph Sina, R. Sina, WDR Brüssel, 06.01.2015 17:15 Uhr