ICE-Züge stehen in einem Bahnhof
FAQ

Deutsche Bahn Kann der Taktfahrplan die Probleme lösen?

Stand: 23.08.2018 16:49 Uhr

Die Deutsche Bahn soll durch Einführung eines Taktfahrplans pünktlicher werden. Wie sieht der Plan aus, wann kommt er, und werden die Fahrpreise dafür erneut erhöht? Fragen und Antworten.

Von Maiken Nielsen, tagesschau.de

Wie funktioniert der Taktfahrplan?

Bei einem Taktfahrplan verkehren die Züge einer Linie zu einem genau festgelegten Takt, zumeist zur halben oder vollen Stunde. Bahnreisende müssen dann nur wenige Minuten auf ihre Anschlüsse warten - schließlich fahren die Züge zur halben oder vollen Stunde fast gleichzeitig in den Bahnhof ein.

Wann wird der Taktfahrplan in Deutschland eingeführt?

Geplant ist die Einführung 2030. Das Bundesverkehrsministerium, das den Taktfahrplan ausarbeitet, will das Konzept dazu im Herbst vorstellen. "Dann haben wir einen Musterfahrplan für die Bahn im ganzen Land", sagte Enak Ferlemann, Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, zu tagesschau.de. Um den umzusetzen, müsse allerdings noch in erheblichem Umfang in das Schienennetz investiert werden.

Verbesserungen beim Fahrplanangebot werde es aber schon deutlich vor 2030 geben, erklärte ein Sprecher des Verkehrsministeriums.

Was tut die Deutsche Bahn, um den Taktfahrplan umzusetzen?

Die Deutsche Bahn will dafür 25 Prozent mehr Züge einsetzen als heute. "Das erweiterte Angebot umfasst dann 190 neue Direktverbindungen mit 120 neuen Doppelstock-ICs für fast alle deutschen Großstädte. Mehr als 360 ICE-Züge werden bis 2030 auch schnelle Metropolenverbindungen im Halbstundentakt bieten", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn im Gespräch mit tagesschau.de.

Das Verkehrsministerium berücksichtigt dieses Fahrplankonzept und will nach eigenen Angaben die Deutsche Bahn in die Umsetzung mit einbinden.

Werden dafür die Fahrpreise erhöht?

Der Taktfahrplan selbst gehe nicht mit höheren Ticketpreisen einher, erklärte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Die Preisgestaltung liege in der Verantwortung der Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Befragt nach einer möglichen Fahrpreiserhöhung, verweist die Deutsche Bahn auf das noch weit in der Zukunft liegende Einführungsdatum des Taktfahrplans. Zudem kenne sie das Konzept des Verkehrsministeriums noch nicht und könne von daher keine Kosten abschätzen.

Fest steht, dass der Bund die Infrastruktur ausbauen muss, um den Taktfahrplan zu ermöglichen. Um die Züge schneller fahren zu lassen, müssen Strecken ausgebaut werden. Und damit mehr Züge gleichzeitig in Bahnhöfe einfahren können, müssen mehr Schienen gebaut werden. Wie diese Infrastrukturkosten finanziert werden, ist derzeit unklar.

Schließt der Taktfahrplan Verspätungen aus?

Auf die Pünktlichkeit der Züge hat das System keinen Einfluss. Der Taktfahrplan soll lediglich die Ankunft und Abfahrt von Zügen an sogenannten Knotenpunkten in periodischen Abständen regeln.

In der Schweiz reisen Bahngäste seit Einführung des Taktfahrplans in der Regel pünktlich. Neun von zehn Reisenden erreichen ihr Ziel in der Alpenrepublik mit weniger als drei Minuten Verspätung.

Wird der Nahverkehr mit eingebunden in den Taktfahrplan?

Das ist das Ziel. Anschlüsse und Fahrpläne sollen bundesweit im Schienenpersonenverkehr aufeinander abgestimmt werden. Das Verkehrsministerium stimmt sich derzeit mit den Bundesländern ab.

Gibt es Absprachen mit angrenzenden Ländern?

Ja, auch diese Absprachen bereitet das Verkehrsministerium derzeit vor. Der Taktfahrplan, auch "Deutschland-Takt" genannt, soll über das Land hinausgehen. "Wir sind dazu mit den Dänen und Niederländern im Gespräch, wie man beispielsweise Kopenhagen oder Amsterdam an das System anschließen kann", erklärte Ferlemann.

Was passiert, wenn eine Reisezeit nicht in den Takt passt?

Um die Reisezeiten an die Taktung anzupassen, muss das Schienennetz so ausgebaut werden, dass die Züge schneller fahren können. Ziel des "Deutschland-Takts" seien grundsätzlich kürzere Fahrtzeiten und stabile Umsteigeverbindungen, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Der Zielfahrplan werde so entwickelt, dass möglichst viele Bahnhöfe in Deutschland zum Knotenpunkt werden können.

Welche Erfahrungen haben Reisende in der Schweiz mit dem Taktfahrplan gemacht?

Überwiegend sehr gute. Reisende, die mit den Schweizerischen Bundesbahnen SBB verkehren, loben vor allem die Verlässlichkeit. So müssen sie sich nicht mehr unterschiedliche Abfahrtzeiten merken. Dadurch, dass die Züge fast gleichzeitig in den Bahnhöfen eintreffen, verkürzen sich die Wartezeiten. Der Taktfahrplan wurde im Lauf der Jahre zum Halb- und sogar Viertelstundentakt verdichtet. Auch viele Privatbahnen und Busse wurden in den Taktfahrplan eingebunden. Mittlerweile hat die Schweiz das Taktsystem auch für den Güterverkehr eingeführt.

Warum führt Deutschland den Plan erst 2030 ein?

Die Schweiz ist kleiner und hat weniger Metropolen als Deutschland. Hier war es einfacher, die für den Taktfahrplan notwendigen Knotenpunkte aufzubauen. Zudem ist ein großer Teil der Schweiz gebirgig und nutzt lineare Verkehrsachsen, etwa bei der Untertunnelung. Diese linearen Achsen vereinfachen den Taktfahrplan.

Mit Informationen von Dietrich Karl Mäurer, ARD-Studio Zürich

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. August 2018 um 17:00 Uhr.