RWI: Unternehmen leiden weniger als im Boom Wie viel kostet die Schweinegrippe?

Stand: 27.10.2009 11:49 Uhr

Die EU-Kommission warnt davor, die wirtschaftlichen Folgen der Schweinegrippe zu vernachlässigen. Die Erholung könnte gefährdet werden, sagte EU-Kommissarin Vassiliou. Dagegen sieht eine RWI-Studie nur begrenzte Auswirkungen: Im Boom wären die Folgen schlimmer gewesen, so das Fazit.

Die Schweinegrippe wird Deutschland einer Studie zufolge einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten. Nach Berechnungen des Versicherungskonzerns Allianz und des Essener RWI-Instituts wird je nach Stärke des Grippe-Ausbruchs mit Kosten zwischen 0,4 und 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gerechnet, also zwischen rund zehn und 40 Milliarden Euro. "Tatsache ist, dass die Unternehmen in der aktuellen schwierigen Wirtschaftslage weniger unter der Neuen Grippe leiden als im Boom", sagte der Chef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Christoph Schmidt.

RWI: "Kein allzu herber Dämpfer"

"Die Schweinegrippe dürfte der sich gerade abzeichnenden wirtschaftlichen Erholung im Herbst keinen allzu herben Dämpfer verpassen", heißt es in der Studie. Laut RWI kann eine landesweite Impfung die Erkrankungsrate deutlich reduzieren und die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung abschwächen. "In diesem Sinne folgen wir der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission", teilte die Allianz mit. Trotz der geplanten Massenimpfung müssten sich vor allem die Bereiche Transport, Gastgewerbe und Kultur auf Einbußen wegen der Schweinegrippe einstellen.

Einzig die Gesundheitsbranche wird laut Studie profitieren: Sie könne mit einer zusätzlichen Nachfrage im Gegenwert von 3,06 bis 9,2 Milliarden Euro rechnen, müsste aber gleichzeitig vor allem im Bereich der Krankenhäuser aber auch hohe Kosten verbuchen.

EU sieht Erholung gefährdet

Dagegen warnte die EU-Kommission davor, die möglichen wirtschaftlichen und sozialen Folgen zu vernachlässigen. Die wirtschaftliche Erholung in der EU könne durch die Schweinegrippe beeinträchtigt werden, sagte EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou der Tageszeitung "Die Welt": "Bestimmte Wirtschaftszweige, wie Tourismus oder Freizeitindustrie, könnten Einbußen erleiden", sagte Vassiliou. Außerdem seien eine niedrigere Produktivität und Störungen der Produktionsabläufe in den Unternehmen durch höhere Krankenstände und weniger Konsum infolge von Unsicherheit denkbar.