Schufa-Auskunftsformular

Auskunftei Schufa Unverschuldet als Risikofall eingestuft?

Stand: 08.09.2020 06:01 Uhr

Es ist Deutschlands bekannteste Auskunftei. Doch wie Schufa-Bewertungen zustande kommen, ist unklar. Eine Datenauswertung von BR und "Spiegel" zeigt: Viele Menschen werden offenbar unverschuldet zum Risikofall erklärt.

Von Oliver Schnuck und Maximilian Zierer, BR

Wie kreditwürdig sind Verbraucher? Das bewerten sogenannte Auskunfteien. Die bekannteste ist die Schufa. Sie verfügt über Daten zu 67,5 Millionen Personen in Deutschland und errechnet, mit welcher Wahrscheinlichkeit Verbraucher Zahlungsforderungen begleichen werden. Wie sie dabei genau vorgeht, ist ihr Geschäftsgeheimnis.

Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunks und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" haben jetzt gemeinsam mehr als 2000 Schufa-Auskünfte ausgewertet. Diese hatte die Initiative Open-Schufa gesammelt und anonymisiert zur Verfügung gestellt. Repräsentativ ist der Datensatz nicht - Männer sind überrepräsentiert, ältere Menschen unterrepräsentiert - aber er gibt Hinweise, wie das Scoring funktioniert.

Verbraucher mit positiven Vertragsinformationen

Die Schufa selbst gibt an: Von mehr als 90 Prozent aller Verbraucher habe sie nur positive Vertragsinformationen gespeichert. "Und das ist auch gut so", heißt es auf der Schufa-Website, denn das könne dem Verbraucher das Leben leichter machen.

Doch die Auswertung von BR und "Spiegel" zeigt: Nur positive Informationen bedeuten noch lange keinen einwandfreien Score. Von jenen Verbrauchern im Datensatz, bei denen etwa keine Zahlungsausfälle vorliegen, bescheinigt die Schufa jedem Achten dennoch ein nur zufriedenstellendes bis erhöhtes oder gar hohes Risiko im Basisscore.

Das kann dazu führen, dass Verbraucher keinen Handyvertrag bekommen oder ihren Kreditrahmen nicht erhöhen können.

Auf BR-Anfrage zu ihrer Arbeitsweise antwortet die Schufa schriftlich, will aber nicht, dass aus dem Schreiben zitiert wird.

Basiert es auf Zahl der Girokonten?

Ob dieses Urteil etwa auf der Zahl der Girokonten basiert, oder ob vielleicht doch die zweite Kreditkarte den Ausschlag gab, erfahren die Verbraucher von der Schufa nicht.

Oft weiß die Schufa zudem weniger als gedacht. Bei fast einem Viertel der Personen im Datensatz beruht die Bewertung auf drei oder weniger Informationen aus dem Wirtschaftsleben, zum Beispiel, ob die Person ein Girokonto oder eine Kreditkarte hat. Trotzdem berechnet die Schufa auch in diesen Fällen eine genaue Prognose der Kreditwürdigkeit.

Experten fordern mehr Transparenz

Verbraucherschützer kritisieren, die Berechnungen seien undurchschaubar. Professor Gerd Gigerenzer hat als Sachverständiger für das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz ein Gutachten über Scoring mitverfasst. Er fordert mehr Transparenz:

Ich glaube, wir müssen ein Umdenken haben in unserem Land, dass wir nicht immer mehr Auskunfteien schützen, sondern die Verbraucher schützen. Und die Verbraucher schützt man am besten, wenn man ihnen offen sagt, was passiert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Magazin Plusminus am 28. November 2018 um 21:45 Uhr.