Erster Fall für das Bankenrettungspaket BayernLB braucht 6,4 Milliarden Euro

Stand: 21.10.2008 20:38 Uhr

Das "Geheimnis" ist gelüftet, die benötigte Summe ist nun bekannt: Die angeschlagene BayernLB nimmt 5,4 Milliarden Euro aus dem Rettungspaket des Bundes in Anspruch. Zusätzlich werden der Freistaat Bayern sowie die bayerischen Sparkassen eine Milliarde Euro zuschießen.

Bayern muss zur Stützung seiner angeschlagenen Landesbank auf eine Milliardenhilfe des Bundes zurückgreifen. Die durch die Finanzkrise gebeutelte BayernLB nimmt aus dem 480 Milliarden Euro schweren Programm der Bundesregierung allein 5,4 Milliarden Euro in Anspruch, wie Bayerns Finanzminister und Verwaltungsratschef der BayernLB Erwin Huber von der CSU gestern nach einer fünfstündigen Krisensitzung in München sagte. Eine weitere Milliarde Euro soll Deutschlands zweitgrößter Landesbank über eine Kapitalerhöhung der Eigentümer zufließen. Hiervon übernimmt das Land 700 Millionen Euro, 300 Millionen kommen von den bayerischen Sparkassen.

Künftig eine "Süd-Bank"?

Die BayernLB ist die erste Bank, die den Rettungsfonds des Bundes anzapft. Dieser soll die Finanzbranche, die in ihrer größten Krise seit Jahrzehnten steckt, stabilisieren. Damit wird sich auch das Kräfteverhältnis innerhalb der Bank verändern und der Bund neuer Eigentümer. Die genauen Anteilsverhältnisse sind noch unklar, Bund und Land dürften aber zusammen die Mehrheit haben und damit die Zukunft maßgeblich beeinflussen. Gespräche über den Einstieg privater Investoren oder eine Fusion des Münchner Geldhauses mit einer anderen Bank sollen fortgesetzt werden. Zuletzt wurden immer mehr Stimmen für eine Zusammengehen mit der größeren Landesbank Baden-Württemberg zu einer schlagkräftigen Süd-Bank laut.

Im dritten Quartal hat die BayernLB nach vorläufigen Zahlen einen Vorsteuerverlust von rund einer Milliarde Euro hinnehmen müssen, wie Vorstandschef Michael Kemmer ausführte. Die Bank muss insgesamt Lasten von mehr als fünf Milliarden Euro aus der Finanzkrise verkraften. Im ersten Quartal hatte sie einen Verlust von 770 Millionen Euro eingefahren, im zweiten Quartal stand ein Gewinn von 140 Millionen zu Buche, was Hoffnung auf ein Ende der Krise machte.

Jetzt muss gespart werden

Doch Licht am Ende des Tunnels sieht Kemmer nun nicht mehr. Im Gesamtjahr könnte sich das Minus auf drei Milliarden Euro summieren. Neue Probleme gibt es unter anderem in Island, wo das Bankensystem vor dem Kollaps stand. Finanzkreisen zufolge haben die Kredite der BayernLB dort ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte davon droht auszufallen, wie eine mit der Situation vertraute Person sagte.

Um einen eigenen Beitrag zu leisten, will die BayernLB in den nächsten drei Jahren 400 Millionen Euro einsparen. Auch die Eigentümer der Bank könnten noch mit einem eigenen Risikoschirm ins Spiel kommen. Sie hatten bislang Garantien für riskante Wertpapiere von zusammen 4,8 Milliarden Euro zugesagt. Die konkrete Ausgestaltung der Pläne stockte aber in Brüssel. Dieser Schirm sei nun zunächst entbehrlich, hieß es. Sollte er aber doch noch gespannt werden, könnte das Volumen, das die Bank vom Bund aufnehmen will, noch sinken. Die Eigentümer wollen in den nächsten Wochen prüfen, ob ein eigener Schirm Vorteile zu den Hilfen des Bundes hat.

Hoffnung auf privaten Investor vergeblich?

Kemmer sagte, die Bank werde auf die Zahlung einer Dividende verzichten. Solange das Haus Hilfen des Bundes bekomme, werde es auch keine Boni für den Vorstand mehr geben. In Finanzkreisen hieß es am Dienstag zudem, dass mit dem Einstieg des Bundes die Suche nach einem privaten Investor sich de facto erledigt habe. "Wenn der Staat mit ins Boot kommt, wird der Verkauf von Teilen der BayernLB abgeblasen", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Den Kreisen zufolge haben sich zuletzt noch vier Investoren die Bücher der BayernLB angesehen, und zwar TPG, Lone Star, Cerberus und JC Flowers. Allerdings laufe der Prozess seit längerem nicht gut. Die HSH Nordbank in Hamburg ist bislang die einzige deutsche Landesbank, die einen privaten Investor an Bord hat, nämlich JC Flowers.