Nick Reilly tritt bei Opel an "Im Taunus ist es sehr schön"

Stand: 15.01.2010 12:04 Uhr

Er gilt als ruhig, sachlich und gelassen - und soll, nach dem Hin und Her von GM beim geplatzten Opel-Verkauf, nun in Deutschland für bessere Stimmung sorgen: Nick Reilly, der neue starke Mann bei Mann bei Opel. Er lobt den Autobauer, freut sich auf den Taunus - aber gibt noch keine Details seines Sanierungsplans preis.

Von Klaus Kastan, BR-Hörfunkstudio Washington

Er ist der neue starke Mann bei Opel: Nick Reilly. Seit einigen Wochen ist er schon Europa-Chef von General Motors – und jetzt soll er auch bei Opel die Verantwortung übernehmen. Seine Frau, das erzählte er bei einem Pressegespräch am Rande der Autoshow in Detroit, suche zurzeit ein Haus in der Nähe von Rüsselsheim. Im Taunus sei es "sehr schön", meinte der Top-Manager, der vor seinem Engagement in Europa für GM in Asien tätig war.

Blick nach vorne

Reilly wurde für den Posten ausgesucht, weil die Konzernführung in Detroit ganz konkrete Erwartungen an ihn hat: Er soll mit seiner ruhigen und sachlichen Art in Deutschland bei den Opel-Beschäftigten, aber auch unter deutschen Politikern für eine bessere Stimmung sorgen. Die undurchsichtige Konzernpolitik GMs im Hinblick auf die Opel-Zukunft löste bei den Betroffenen Verärgerung und Entsetzen aus.

Klaus Kastan, K. Kastan, BR Washington, 15.01.2010 11:29 Uhr

Reilly gibt sich gelassen, er weiß, dass in den vergangenen Monaten von Seiten Detroits viel falsch gelaufen ist. Doch er will nicht zurück, sondern nach vorne schauen. Er sieht eine Perspektive für Opel an der Seite von GM. In Detroit meinte er in dieser Woche: "Jedes Auto, das das Opel-Emblem trägt, wird sowohl bei Opel entwickelt als auch gebaut werden, auch dann, wenn man Teile benötigt, die aus dem Ausland zugeliefert werden."

Viel Lob, aber keine Sanierungsdetails

Noch in diesem Monat will Reilly ein Zukunftskonzept für Opel vorlegen - und auch sein neues Führungsteam benennen. Darin soll auch der bisherige Opel-Chef Hans Demant eine Rolle spielen. Ansonsten werde es sicherlich einige neue Gesichter an der Spitze des hessischen Unternehmens geben. Zurückhaltend äußerte sich Reilly in Detroit zu der Frage, welche Werke man schließen werde. Dies sei noch nicht entschieden, sagte er.

Allerdings kann man davon ausgehen, dass zwischen 8000 und 9000 Stellen abgebaut werden - die meisten davon in Deutschland. Die Kapazität will Reilly um rund 20 Prozent reduzieren. Der Frage, ob die Belegschaft an dem Unternehmen beteiligt werden soll - so wie es der Opel-Betriebsrat fordert - wich  der gebürtige Brite eher aus: "Nein, notwendig ist das nicht. Wir diskutieren über unterschiedliche Aspekte – und dieses Thema gehört dazu. Aber geklärt ist das noch nicht."

"Opel steht für Hochwertigkeit"

Eine wichtige Zukunftsrolle gesteht Reilly dem technischen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim zu. "Es wird sowohl eine globale als auch eine Rolle für Opel spielen", meinte Reilly. Denn fest steht auch, dass Opel in Zukunft auf dem asiatischen und noch intensiver auf dem russischen Markt angeboten werden soll. Die Voraussetzungen hierfür seien gut: "Opel hat in vielen Ländern einen hervorragenden Ruf. Es ist ein in Deutschland von Ingenieuren gebautes Fahrzeug - und das steht für Hochwertigkeit, vor allem auch in Asien."

Doch klar ist für den designierten Opel-Chef auch: Die Bundesregierung muss General Motors helfen, Opel zu sanieren, denn die Verluste in der Vergangenheit seien von den amerikanischen Steuerzahlern bezahlt worden. Jetzt müsste sich auch der deutsche Staat an einem Neuaufbau von Opel beteiligen: "Die Autoindustrie ist in einer schweren Krise - und zwar auf der ganzen Welt. So haben die französischen Hersteller Unterstützung von der französischen Regierung erhalten, Toyota hat von der japanischen Regierung Hilfen bekommen - und die US Firmen erhielten Unterstützung von der amerikanischen Regierung", so der GM-Mann.

Den Antrag auf eine staatliche Bürgschaft habe man in Berlin gestellt - über die Höhe sagte Reilly nichts, aber Experten gehen davon aus, dass GM 2,7 Milliarden Dollar benötigt. Das wäre deutlich weniger, als der einstige Opel-Kauf-Interessent Magna beantragt hatte.