Zusicherung auch für Opel-Standort Kaiserslautern Fiat-Garantie für Werke, nicht für Jobs

Stand: 05.05.2009 12:29 Uhr

Opel kann bei einer Zusammenlegung mit Fiat auf den Erhalt aller deutschen Werke hoffen. Fiat-Chef Marchionne sicherte den Erhalt der vier Standorte zu. Zugleich müssten aber Stellen gestrichen werden. Autozulieferer Magna bestätigte unterdessen zum ersten Mal sein Interesse an Opel.

Der italienische Konzern Fiat will im Fall eines Einstiegs bei Opel nach eigenen Angaben alle deutschen Werke des Autoherstellers erhalten. Gleichzeitig sollen aber Stellen wegfallen. "Wir wollen keines der vier Opel-Werke in Deutschland schließen. Ich brauche die Werke in der Zukunft, um genügend Autos zu bauen", sagte Fiat-Vorstandschef Sergio Marchionne der "Bild"-Zeitung.

Was wird aus dem Werk Kaiserslautern?

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte zuvor in den Tagesthemen erklärt, Fiat habe zugesichert, die drei Endmontagewerke Rüsselsheim, Bochum und Eisenach zu erhalten. Das Schicksal des Motoren- und Komponentenwerks in Kaiserslautern scheine ihm noch offen zu sein.

Dort wurden die Äußerungen des Fiat-Chefs mit Zurückhaltung aufgenommen. Wenn Fiat keine Komponentenfertigung machen wolle, sei es logisch, dass das Werk in Kaiserslautern in Frage stehe, sagte der Betriebsratsvorsitzende Alfred Klingel im rbb-Inforadio. Guttenberg müsse nun deutlich machen, dass in einem solchen Fall Opel nicht an den italienischen Autohersteller verkauft werden könne.

"Belegschaften müssen verkleinert werden"

Fiat-Chef Marchionne stellte zugleich klar, dass das Fiat-Konzept für Opel einen Personalabbau vorsehe. "Natürlich müssen die Belegschaften verkleinert werden", sagte er. "Ich kann Ihnen heute aber noch nicht sagen, wie viele Mitarbeiter wir brauchen. Aber es werden weniger sein." Opel könne in seiner jetzigen Größe niemals Geld verdienen, "und wenn man kein Geld verdient, kann man nicht überleben".

Opel verbrenne derzeit Geld. "Deshalb muss der Staat mit Bürgschaften einsteigen. Das darf aber nicht zu lange dauern. Der Staat hat bei Opel auf Dauer nichts verloren", so Marchionne. Bürgschaften sollten in spätestens drei Jahren zurückgezahlt werden.

Der Fiat-Chef will die Autosparte seines Konzerns ausgliedern und mit Chrysler sowie Opel zusammenlegen. Der italienische Konzern will Guttenberg zufolge ohne eigene Schulden bei Opel einsteigen und die Marke Opel beibehalten. Den Konsolidierungsbedarf habe Marchionne auf fünf bis sieben Milliarden Euro geschätzt, die Opel-Mutter General Motors habe aber noch keine konkreten Zahlen zu den Schulden und Pensionsverpflichtungen geliefert.

Bundesregierung: Keine Vorfestlegung für Fiat

Guttenberg machte ebenso wie Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier nach einem Gespräch mit dem Fiat-Chef deutlich, dass das Konzept geprüft werde. Die beiden Minister stellten klar, dass es keine Vorfestlegung auf einen bestimmten Investor gebe. Ziel ist es laut Steinmeier, alle deutschen Opel-Standorte langfristig zu erhalten. Guttenberg sagte, man warte weiter mit Interesse auf den Plan des kanadisch-österreichischen Autozulieferers Magna, der ebenfalls Interesse an Opel hat.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, in dessen Bundesland das Opel-Werk Bochum liegt, sagte in der ARD, es werde sich zeigen, ob die Vorschläge Marchionnes tragfähig seien. Mit Blick auf den von Fiat geplanten Superkonzern mit Chrysler und Opel sagte er: "Es gibt eine alte Erfahrung: Größe allein ist kein Wert."

Magna bestätigt Interesse

Unterdessen bestätigte der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna sein Interesse an einer Partnerschaft mit Opel. Es gehe um potenzielle Alternativen für die Zukunft von Opel, einschließlich der möglichen Übernahme einer Minderheitsbeteiligung, teilte der Konzern mit.

Die Landesregierung von Thüringen konkretisierte ihre Pläne für eine mögliche Staatshilfe bei einer Opel-Übernahme durch Fiat oder Magna. Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte der "Berliner Zeitung", wenn es ein vernünftiges Konzept gebe, sei das Land zu Hilfe bereit. Sehr gut könne er sich "staatliche Garantien und Bürgschaften vorstellen, mit deren Hilfe sich Fiat dann am Kapitalmarkt günstig mit Kredit versorgen kann".

Auch eine direkte Förderung vor Ort über Investitionsbeihilfen sei eine Möglichkeit. "Und schließlich könnten wir zum Beispiel die Immobilie des Werkes kaufen und dann an Opel und Fiat zurückvermieten. Das würde dem Konzern sofort eine hohe Bargeldsumme einbringen."