Sanierungsplan für Opel vorgestellt Staatshilfe beantragt - Stellenabbau angekündigt

Stand: 09.02.2010 14:48 Uhr

Der angeschlagene Autobauer Opel hat 1,5 Milliarden Euro für seine Sanierung beim deutschen Staat beantragt. Zugleich gab das Unternehmen seine Personalpläne bekannt: In Deutschland sollen mehr als 3900 Stellen eingespart werden, europaweit sind es 8300.

Deutschland soll sich mit 1,5 Milliarden Euro an der Sanierung des angeschlagenen Autobauers Opel beteiligen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle bestätigte, dass ein entsprechender Antrag bei der Bundesregierung gestellt worden sei. Dieser werde nun geprüft.

An seinen deutschen Standorten will der Autobauer mehr als 3900 Stellen streichen, teilte Opel-Chef Nick Reilly bei der Vorstellung seines Sanierungsplans mit. Am stärksten ist demnach das Werk in Bochum mit 1799 gestrichenen Jobs betroffen. Am Stammsitz Rüsselsheim sollen den Angaben zufolge 862 Stellen gestrichen werden, in Kaiserslautern und Eisenach jeweils 300. Zudem will Opel rund 650 Stellen in der Verwaltung streichen.

Europaweit sollen insgesamt 8300 der knapp 50.000 Arbeitsplätze abgebaut werden - betroffen sind 1300 Stellen in der Verwaltung und 7000 in der Produktion. Opel bekräftigte auch die Absicht, das Werk im belgischen Antwerpen schließen zu wollen.

Weitere Staatshilfe will die US-Mutter General Motors (GM) auch in den anderen europäischen Ländern mit Opel-Standorten einsammeln. Der Konzern hofft auf rund 2,7 Milliarden Euro. GM beziffert die Sanierungskosten für die europäische Tochter Opel/Vauxhall auf 3,3 Milliarden Euro.

Sanierungsplan sieht Investitionen von elf Milliarden Euro vor

Der Mutterkonzern will im Zuge der Sanierung von Opel bis 2014 elf Milliarden Euro in den Rüsselsheimer Autobauer investieren. Damit sollen 80 Prozent der Produkte erneuert werden, erläuterte Reilly. Das Konzept wurde gemeinsam mit einem Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Bundesregierung zugestellt.

Weiter Streit um Lohnverzicht

Reilly räumte ein, dass er sich mit dem Betriebsrat bislang nicht auf einen Beitrag zur Sanierung einigen konnte. Opel hatte die Belegschaft zu einem Lohnverzicht von 265 Millionen Euro pro Jahr aufgefordert. Das lehnen Betriebsräte und Gewerkschaften ab, weil sie das Aus des Standortes Antwerpen nicht mittragen wollen.

Opel-Gesamtbetrisbratschef Klaus Franz sagte der Zeitung "Die Welt", es sei unklar, wann es zu Verhandlungen über einen Beitrag der Arbeitnehmer kommen werde: "Es sind keine Gesprächstermine derzeit vereinbart." Der Betriebsrat fordert als Gegenleistung für den Lohnverzicht eine Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen.

IG Metall gegen Sanierungsplan

Die IG Metall forderte Bund und Länder auf, den Opel-Sanierungsplan nicht mit Staatsgeldern zu unterstützen. Es bleibe weiter unklar, wie der Autobauer zukunftsfähig gemacht werden solle, kritisierten die für die Opel-Standorte zuständigen Bezirksleiter der IG Metall, Armin Schild und Oliver Burkhard. "Wir wollen, dass Opel unterstützt wird, wenn ein entsprechendes Konzept vorliegt", betonte Schild. "Aber den Plan, den wir kennen, werden wir so nicht unterstützen, insbesondere nicht durch Beiträge der Arbeitnehmer." Beide forderten, das Opel-Management müsse frühere Zusagen einhalten und die Pläne für eine Schließung des Opel-Werks Antwerpen zurücknehmen.

Kritik aus der Politik

Die Politik reagierte mit Kritik. "Nach unserer ersten Einschätzung wird es geboten sein, dass GM als Eigentümer seine Beteiligung an der Sanierung und Neuaufstellung deutlich erhöht", ließ Hessens Ministerpräsident Roland Koch mitteilen.

Die Grünen lehnten eine Bürgschaft des Bundes für die Opel-Sanierung ab. "Ein Opel-Zuschuss durch den Bund ist falsch", sagte der Vize-Chef der Grünen-Bundestagsfraktion, Fritz Kuhn, der dpa. Der Bund sollte lieber die ökologische Modernisierung der gesamten Autoindustrie unterstützen. Anders sehe es in den Bundesländern mit Opel-Standorten aus: "Ob es Landeszuschüsse geben soll, hängt von einem Gesamtkonzept der Länder ab", sagte Kuhn.

Die Linke forderte eine härtere Gangart der Bundesregierung gegenüber dem General-Motors-Management. Es sei nicht vermittelbar, wenn mit Steuermitteln die massenhafte Entlassung von Steuerzahlern subventioniert werde, sagte Vize-Parteichef Klaus Ernst. Eine mögliche Bürgschaft müsse mit einer Jobsicherung verbunden werden.

Opel-Standorte in Deutschland

Der Autobauer Opel hat neben dem Bund auch die Länder Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz um Hilfe gebeten. Die deutsche Tochter des schwer angeschlagenen amerikanischen Autokonzerns General Motors hat in diesen vier Bundesländern folgende Werke:

Hessen: Rüsselsheim ist der Stammsitz des 146 Jahre alten Unternehmens. Hier arbeiten 18.300 Mitarbeiter. Neben der Zentrale ist in Rüsselsheim das internationale Entwicklungszentrum sowie ein neu errichtetes Werk angesiedelt. Bis zu 270.000 Autos jährlich laufen in dem Werk vom Band.

Nordrhein-Westfalen: Seit 1962 ist Opel auch am Standort Bochum tätig, mittlerweile werden drei Werke auf einem ehemaligen Zechengelände betrieben. Beschäftigt sind hier 5300 Mitarbeiter, die vor allem die Modelle Astra und Zafira sowie Achsen und Getriebe herstellen. 2007 wurden in Bochum rund 240.000 Fahrzeuge gebaut.

Rheinland-Pfalz: In Kaiserslautern stellen rund 2300 Mitarbeiter Vierzylinder-Leichtmetall-Ottomotoren und Vierzylinder-Turbodieselmotoren mit Commonrail-Kraftstoffeinspritzung her. Im Komponentenwerk sind weitere 2300 Mitarbeiter tätig. Opel betreibt den Standort Kaiserslautern seit 1966.

Thüringen: Bei der Opel Eisenach GmbH produzieren 1900 Mitarbeiter den neuen Corsa. Das Werk startete 1992 kurz nach der Wende.