Hintergrund

Neuzulassungen auf niedrigstem Stand seit 20 Jahren Katerstimmung nach dem Abwrackrausch

Stand: 02.02.2010 14:27 Uhr

Es kommt wohl so, wie es die meisten Experten befürchtet hatten: Die Abwrackprämie, die 2009 für volle Autohäuser sorgte, lässt nun die Verkäufe auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren sinken. Viele Kunden, die dank Prämie bereits Kaufverträge unterschrieben, waren keine zusätzlichen Kunden - sondern fehlen nun.

Hat die Abwrackprämie, wie von den meisten Experten vorhergesagt, lediglich für ein milliardenschweres Strohfeuer auf dem Automarkt gesorgt? Die Zulassungszahlen aus dem Januar lassen das vermuten: Die Pkw-Verkäufe in Deutschland sind zu Jahresanfang auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren eingebrochen. Mit rund 181.500 Neuzulassungen sei im Januar das schwächste Ergebnis seit der Wiedervereinigung erzielt worden, teilte der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) mit. Er berief sich dabei auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes.

Das Ergebnis liege noch 4,2 Prozent unter den schwachen Zahlen des Januar 2009, kurz bevor die Bundesregierung die Abwrackprämie ins Leben rief. Der Januar 2010 zeige nun "das normale, schwache Niveau" des deutschen Automarktes, sagte VDIK-Präsident Volker Lange.

"Das dicke Ende kommt noch"

Experten warnen, es komme für die Branche noch heftiger. Weil aus den Zeiten der Abwrackprämie noch einige Aufträge abzuarbeiten sind, sei der Rückgang der Neuzulassungen zu Jahresbeginn vergleichsweise moderat ausgefallen. "Der erste Monat ist nicht dramatisch, weil die Krise im vergangenen Jahr erst angefangen hat. Das dicke Ende kommt erst," sagte Ferdinand Dudenhöffer, der das CAR-Center an der Uni Duisburg leitet. Nach dem Einbruch vor einem Jahr hatte die Bundesregierung der gebeutelten Branche ab Februar mit der Abwrackprämie unter die Arme gegriffen, die im September auslief.

Ein Auto wird verschrottet.

Die Abwrackprämie sorgte lediglich für einige Monate für vollere Auftragsbücher.

"Die ersten Monate dieses Jahres werden schlimm"

Wegen der staatlichen Anreize hatten viele Kunden im vergangenen Jahr früher ein neues Auto gekauft als ursprünglich geplant. Diese vorgezogenen Käufe fehlen nun der Branche im laufenden Jahr. Hinzu kommt die Angst vor Arbeitslosigkeit, die viele Verbraucher nach Meinung von Experten vor größeren Anschaffungen wie der eines Autos zurückschrecken lässt. Der Wirtschaftserholung, die von Ökonomen und der Bundesregierung für dieses Jahr vorhergesagt wird, trauten viele nicht, sagte Dudenhöffer.

"Man kann noch nicht von einer Konjunkturerholung sprechen", sagte auch Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Er erwarte in der Automobilindustrie auf absehbare Zeit kein selbsttragendes Wachstum. "Die ersten Monate dieses Jahres werden schlimm", sagt Bratzel voraus. Wegen der Abwrackprämie waren im vergangenen Jahr mehr als 3,8 Millionen Autos auf Deutschlands Straßen neu zugelassen worden, so viele wie seit 17 Jahren nicht mehr. Für das laufende Jahr rechnen Experten mit einem Rückgang um bis zu eine Million Pkw.