Die Zentrale von United Internet

United Internet Konkurrenz für die großen Drei

Stand: 19.03.2019 05:22 Uhr

Der 1&1-Mutterkonzern United Internet will Mobilfunk-Netzbetreiber werden - zum Ärger der Konkurrenten. Das Unternehmen hofft auf ein gutes Geschäft mit den lukrativen Lizenzen.

Es ist ein Frontalangriff auf Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland. Geführt wird er von United Internet aus Montabaur. Mit seiner Tochter 1&1 Drillisch bietet das Unternehmen um die 5G-Mobilfunklizenzen mit. Damit will sich die Firma "erfolgreich und dauerhaft" als Mobilfunkbetreiber auf dem deutschen Markt positionieren, sagt Gründer und Haupteigner Ralf Dommermuth. "Mit 5G wird ein neues Kapitel des Mobilfunks aufgeschlagen. Das verspricht ein gutes Geschäft zu werden. Da wollen wir dabei sein".

United Internet ist vor allem als Betreiber von Internetdiensten wie 1&1, web.de, GMX oder Strato bekannt. Seit der Gründung 1988 hat sich das Unternehmen zum erfolgreichsten Internetkonzern Deutschlands entwickelt. Bislang verfügt es über kein eigenes Netz.

Abhängigkeit von Netzanbietern beenden

Stattdessen nutzt United Internet Fremdnetze, für Mobilfunk vor allem das Netz des Anbieters Telefónica, der 30 Prozent seiner Kapazität an United Internet vermietet hat. In der Branche gilt Dommermuth deshalb als "Trittbrettfahrer", der die Infrastruktur der Konkurrenten für seine eigenen Geschäfte nutzt. Doch der Vertrag mit Telefónica läuft nur noch gut zehn Jahre - United Internet muss sich also für die Zeit danach wappnen. Ein wichtiger Grund, sich für den Ausbau eines eigenen Netzes aufzustellen.

Dazu kommt der finanzielle Aspekt: Die Miete für Fremdnetze macht jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro aus. Hier gäbe es Einsparpotenzial, wenn der Konzern in ein eigenes Netz investiert. Unternehmenssprecher Mathias Brandes bestätigt, dass man bereits mit zwei großen Netzausrüstern in engeren Gesprächen sei, dem Vernehmen nach sind es das chinesische Unternehmen ZTE sowie Nokia.

Die Zentrale von United Internet

United Internet ist den meisten als Internetanbieter 1&1 bekannt.

Gerüstet für den Angriff

Für das Pokern um die 41 Frequenzblöcke hat sich United Internet bei Banken viel Geld eingesammelt - 2,8 Milliarden Euro hoch ist die Kreditlinie. Die Anleger an der Börse reagierten kritisch auf die Ankündigung des Unternehmens, sich an der Auktion zu beteiligen. Die Aktienkurse von United Internet und seiner Tochter Drillisch brachen im Januar um mehr als 20 Prozent ein. Investoren befürchten, dass sich der Mittelständler mit dem Einstieg ins Netzbetreibergeschäft übernehmen könnte. Kein Grund, beunruhigt zu sein, so Unternehmenssprecher Brandes. Es handele sich um eine Investition in die Zukunft, mindestens auf die kommenden acht bis zehn Jahre angelegt.

Risiken und Chancen

Der Ausbau des 5G-Netzes bedeutet für alle Netzanbieter enorme Investitionen. Die bestehenden Netze müssen aufgerüstet werden, dazu müssen unzählige neue Mobilfunkantennen aufgestellt und ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Nur so kann die nötige Bandbreite für 5G erreicht werden. Die Bundesnetzagentur hat geringere Auflagen für Neueinsteiger im Markt festgelegt als für die etablierten Betreiber - das sorgte im Vorfeld für großen Unmut und Klagen vor Gericht.

Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, verteidigt die Vorgehensweise: "United-Internet ist ein Newcomer. Es hat also im Gegensatz zu den Anderen noch kein Netz, auf das es aufbauen kann. Und deswegen hat der Neuankömmling einfachere Bedingungen bekommen, damit er überhaupt den Aufholprozess organisieren kann." In jedem Fall wird United Internet viel Geld in den Aufbau einer eigenen Infrastruktur stecken müssen.