Hintergrund

Hintergrund Die Nabucco-Pipeline

Stand: 27.01.2009 15:44 Uhr

Der Gasstreit zwischen Moskau und Kiew hat ein seit Jahren auf der Stelle tretendes Energieprojekt wieder stärker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Die Europäische Union setzt Hoffnung in die geplante Nabucco-Pipeline, die von 2014 an über 3300 Kilometer Entfernung Gas vom Kaspischen Meer - unter Umgehung Russlands und der Ukraine - über die Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn nach Österreich bringen soll.

Wer liefert das Gas?

Hinter dem Projekt stehen aber weiterhin viele Fragezeichen. Hauptproblem bleibt die Ungewissheit, wer die anfangs etwa zehn Milliarden Kubikmeter und langfristig 31 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich liefern kann. Als einzig zuverlässiger Kandidat gilt bislang nur Aserbaidschan am westlichen Ufer des Kaspischen Meeres. Im Osten bietet sich Turkmenistan an, dessen Umfang der Gasreserven aber umstritten ist. Das Land hat zudem bereits einen Großteil seiner Fördermenge den Russen zugesichert. Außerdem fehlt eine Pipeline durch das Kaspische Meer, dessen Anrainer, unter ihnen Russland, seit langem über die Nutzung des Meeres streiten.

Russland betrachtet Nabucco als Konkurrenz

Als Alternative zu den Ex-Sowjetrepubliken böte sich der Iran als Gaslieferant an. Diese Variante trifft jedoch auf den Widerstand der USA, die als starke Befürworter der Pipeline gelten. Russland selbst schließt eine Beteiligung an dem Nabucco-Vorhaben aus, das als Konkurrenz zu den geplanten Gazprom-Pipelines Nord Stream durch die Ostsee und South Stream zur Versorgung Südeuropas betrachtet wird.

Acht Milliarden Euro Baukosten

Das Pipelineprojekt Nabucco, an dem auch der Essener Konzern RWE und der österreichische Versorger OMV beteiligt sind, steht auch vor hohen finanziellen Hürden. Im vergangenen Mai verkündete das in Wien ansässige Konsortium, dass die Kosten um ein Drittel auf knapp acht Milliarden Euro gestiegen seien.