Ratingagentur Moody's bezweifelt Sparanstrengungen Portugals Anleihen auf "Ramsch"-Niveau

Stand: 05.07.2011 21:08 Uhr

Die US-Ratingagentur Moody's hat langfristige Staatsanleihen Portugals auf "Ramsch"-Niveau herabgestuft. Es sei wahrscheinlich, dass das Land bald neue Hilfen benötige, begründete die Agentur ihre Entscheidung. Sie warnte vor einer weiteren Abwertung. Derweil wächst die Kritik an den Ratingagenturen.

Moody's hat als erste Ratingagentur die Bonitätsnote des schuldengeplagten Portugal auf Ramschstatus gesenkt und eine weitere Abwertung angedroht.

Die Herabstufung spiegele das Risiko wider, dass Portugal bald einen zweiten EU-Rettungsplan benötigen könnte, wie dies bereits bei Griechenland der Fall ist. Auch sei es möglich, dass sich private Gläubiger beteiligen müssten, teilte Moody's mit. Es bestehe zudem das Risiko, dass das Land seine Sparzusagen nicht erfüllen könnte, die es im Gegenzug für Hilfen in Höhe von 78 Milliarden Euro von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) gemacht hatte.

Die Kreditwürdigkeit Portugals wurde um vier Stufen von Baa1 auf Ba2 gesenkt. Das bedeutet, dass Moody's prinzipiell davon ausgeht, dass Portugal seine Verbindlichkeiten bedienen kann; Investitionen werden aber als "spekulativ", also riskant, angesehen. Händler an den Finanzmärkten reagierten mit Euro-Verkäufen. Der Euro fiel auf ein Tagestief. An der Lissaboner Börse erlebten Bankenwerte einen Kurssturz. Banco BPI, Millennium BCP und Banco Espirito Santo brachen um vier bis fast sechs Prozent ein.

Portugiesische Regierung will Sparkurs einhalten

Portugals Regierung erklärte, Moody's berücksichtige die jüngst eingeführte Sondersteuer und die politische Unterstützung für den Sparkurs nicht. Zugleich versicherte sie, es werde alles getan, um die verschärften Sparanstrengungen zu bewältigen. Anders als die griechische Regierung wird die Koalition in Lissabon in ihrem Sparkurs von der Opposition - den kürzlich abgewählten Sozialdemokraten - unterstützt.

Das hoch verschuldete Portugal hatte die Hilfskredite von EU und IWF im April beantragt und diese im Mai zugesagt bekommen. Portugal war damit nach Griechenland und Irland das dritte EU-Land, das unter den Euro-Rettungsschirm der Europäischen Union und des IWF schlüpfen musste. Zuvor hatte Moody's die Kreditwürdigkeit Portugals von A3 auf Baa1 herabgestuft, weil die Agentur davon ausging, dass das Land fremde Hilfe benötigen würde.

Debatte um Macht der Ratingagenturen

Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte die Macht der Ratingagenturen bei der Bewertung von Ländern in Frage. Die Staaten dürften sich ihre eigene Urteilsfähigkeit nicht "wegnehmen lassen", sagte sie in Berlin. Merkel äußerte sich nach den Querschüssen der US-Ratingagentur Standard & Poor's gegen die europäischen Rettungspläne für Griechenland, die eine freiwillige Beteiligung privater Gläubiger vorsehen.

Auch der Wirtschaftsexperte Peter Bofinger kritisierte die Schlüsselstellung der Ratingagenturen. In der "Saarbrücker Zeitung" forderte er ein Gegensteuern der Euro-Länder. "Das Hauptproblem ist die mangelnde Bereitschaft der Politik zu grundlegenden Lösungen."

Seiner Meinung nach würde es schon genügen, griechische Anleihen in Anleihen des Euro-Rettungsfonds zu tauschen. "Dann wäre die Macht der Ratingagenturen über Griechenland gebrochen", sagte Bofinger. "Nur handelt es sich dabei um eine Art Vorstufe für Euro-Bonds, und da winken finanzstarke Euro-Länder wie Deutschland ab", fügte er einschränkend hinzu.