Schwerer Verdacht gegen Großbanken Währungskurse massiv manipuliert?

Stand: 04.12.2013 11:26 Uhr

Internationale Banken sollen im großen Stil Währungskurse manipuliert haben, um Gewinne einzufahren. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Aufsichtsbehörden in Europa und Asien ermitteln. Das Ausmaß der Manipulation könnte den Libor-Zinsskandal noch übertreffen.

Gegen mehrere internationale Großbanken besteht der Verdacht, in großem Maße Währungskurse manipuliert zu haben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, ermitteln Finanzbehörden in Europa, den USA und Asien in diesem Fall.

Die Banken sollen Geschäfte mit fremden Währungen in der Absicht getätigt haben, den Kurs zu einer bestimmten Uhrzeit zu beeinflussen und so mittels Kurswetten Gewinne einzunehmen. Sollte sich der Verdacht erhärten, könne der Skandal größere Ausmaße annehmen als der Libor-Skandal, bei dem Banken die Referenzzinsen manipuliert haben sollen. Der Devisenmarkt ist riesig. Pro Tag werden weltweit Devisen im Wert von mehr als fünf Billionen Dollar umgesetzt. Wichtige Akteure in diesem Bereich sind unter anderem die Schweizer UBS, Credit Suisse, die Deutsche Bank und die Citigroup.

Untersuchungen laufen seit Monaten

Anhaltspunkte für den Verdacht auf eine Manipulation der Referenzkurse für Währungen gibt es bereits seit Monaten. Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA prüft die Vorwürfe seit dem Frühjahr. Auch die Schweizer Bankenaufsicht und die EU untersuchen die mögliche Manipulation durch die Banken. Auch die in Deutschland für den Devisenmarkt zuständige Finanzaufsicht BaFin untersucht seit den Sachverhalt seit einigen Monaten.

Noch kein Verdacht gegen eine deutsche Bank

Der bei der BaFin für die Bankenaufsicht zuständige Exekutivdirektor Raimund Röseler sagte der "SZ": "Wir haben bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass Händler einer deutschen Bank in Manipulationen involviert waren." Die Untersuchungen seien aber noch nicht beendet. Die Deutsche Bank hat nach Informationen der Zeitung umfangreiche interne Ermittlung aufgenommen.

Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte dem Blatt: "Sollten sich die ersten Vermutungen bestätigen", könne es nötig werden, die Regeln für den Devisenmarkt zu ändern.

Referenzkurse als Basis für viele Geschäfte

Referenzkurse sind wichtig für die Abrechnung zahlreicher Geschäfte auf dem Devisen- und Finanzmarkt. Weltweit werden verschiedene Referenzkurse ermittelt, die für verschiedene Bewertungen und Marktteilnehmer relevant sind. Dazu gehören in Europa etwa Referenzkurse der Europäischen Zentralbank oder das Referenzkurssystem EuroFX für die Kurse des Euro gegenüber anderen wichtigen internationalen Währungen. Als einer der wichtigsten Referenzkurse weltweit gilt das sogenannte "WM/Reuters"-Fixing, das täglich um 16 Uhr Londoner Zeit errechnet wird. Dazu nutzt der Konzern Thomson Reuters Handels- und Auftragsdaten aus dem eigenen und konkurrierenden Systemen. Nach der Feststellung aller Kurse innerhalb einer "Fixing"-Minute wird daraus ein Mittelwert errechnet, der als Referenzkurs angegegeben wird.

Im Zentrum der Ermittlungen stehen elektronische Nachrichten von Händlern. Die Aufseher durchforsten Tausende dieser kurzen Botschaften, um der Frage nachzugehen, ob diese sich unerlaubt über die Kurse ausgetauscht haben. Auf diese Weise waren die Behörden schon den Manipulationen des Libor- und Euribor-Interbankenzinssatzes auf die Spur gekommen.