Arbeitskampf der Piloten Lufthansa will Streik gerichtlich stoppen lassen

Stand: 08.09.2015 11:45 Uhr

Die Lufthansa will den Streik ihrer Piloten gerichtlich stoppen lassen. Nach Informationen der tagesschau wird das Arbeitsgericht Frankfurt am Main am Nachmittag über einen entsprechenden Antrag des Konzerns entscheiden.

Die Piloten der Lufthansa haben wie angekündigt ihre 13. Streikrunde gestartet. Heute beschränkt sich der Ausstand zunächst noch auf die Fernflüge, von denen Lufthansa knapp die Hälfte gestrichen hat. Definitiv ausfallen werden nach offiziellen Angaben 84 Übersee-Flüge von und nach Frankfurt am Main, München und Düsseldorf. Damit sitzen mehr als 20.000 Lufthansa-Gäste fest. 90 von insgesamt rund 170 Flugzeugen nach Übersee sollen aber abheben. Dies will die Airline mit Hilfe freiwilliger Crews und aushelfender Piloten aus dem Management gewährleisten.

Nach Informationen der tagesschau hat die Lufthansa mittlerweile eine Einstweilige Verfügung gegen den Streik eingereicht. Das Arbeitsgericht Frankfurt am Main werde am Nachmittag darüber entscheiden, sagte ein Gerichtssprecher.

Schon am Montagabend hatte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit angekündigt, den Streik bis Mittwoch Abend auch auf die zahlreicheren Kurz- und Mittelstrecken auszudehnen. Zudem würden Flüge der Tochter Germanwings bestreikt, sofern mit ihnen Lufthansa-Flüge ersetzt werden sollten.

Die Lufthansa kritisierte, dass der Streik zum Ferienende in Bayern und Baden-Württemberg vor allem Familien treffen könnte, die auf der Rückreise von den Sommerferien seien. Personalvorstand Bettina Volkens erklärte: "Wir können uns bei unseren Kunden nur entschuldigen. Wir bedauern diese weitere Eskalation der Tarifauseinandersetzung, die nun schon fast zwei Jahre ohne erkennbaren Fortschritt geführt wird." Volkens warf Cockpit einen mangelnden Einigungswillen vor.

Cockpit-Sprecher Markus Wahl erklärte, trotz des "weitreichenden Angebots" der Gewerkschaft von rund 500 Millionen Euro gebe es "keinen Einigungswillen seitens der Lufthansa". Es bleibe "festzustellen, dass die Verhandlungen zur Übergangsversorgung weiterhin gescheitert sind".

Die Lufthansa plant täglich rund 1500 Flüge, die meisten davon auf den Kurz- und Mittelstrecken. Der Arbeitskampf am Mittwoch dürfte demnach bei wesentlich mehr Passagieren die Reisepläne durcheinanderwirbeln. Er werde "deutlich mehr Flugstreichungen zur Folge haben" als der Streik auf den Langstreckenflügen heute, erklärte der Konzern. Für Mittwoch gebe es 1520 geplante Flüge, davon 1350 innerdeutsche und Europaflüge sowie 175 Langstreckenflüge mit insgesamt 180.000 gebuchten Passagieren.

Die Piloten drohten zugleich mit weiteren Arbeitsniederlegungen. "Streiks in dieser Woche können wir nicht ausschließen", sagte Markus Wahl, Vorstandsmitgleid der VC. Auch in der Zeit danach seien Arbeitsniederlegungen möglich. "Generell ist in jeder Woche mit Streiks zu rechnen."

Zentrale Streitpunkte zwischen Lufthansa und Cockpit

Übergangsversorgung: Bis Ende 2013 konnten Piloten frühestens mit 55 Jahren in Rente gehen, für bis zu 60 Prozent der Bezüge. Die Lufthansa will die Altersgrenze auf 61 Jahre erhöhen und die Piloten stärker an der Finanzierung beteiligen. Cockpit lehnt dies ab.

Betriebsrente: Lufthansa hatte die Vereinbarungen über die Betriebsrenten gekippt. Begründung: Die Zahlungen seien wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten nicht mehr finanzierbar. Falls keine Einigung kommt, gehen Lufthansa-Neueinsteiger leer aus. Für andere Angestellte ändert sich nichts. Nicht nur Cockpit, auch andere Gewerkschaften protestieren gegen die gekippte Betriebsrente bei der Lufthansa.

Vergütung: Cockpit pocht auf zehn Prozent mehr Gehalt über 24 Monate. Die Lufthansa bietet zunächst eine vom Geschäftserfolg abhängige Steigerung an, ab 2016 dann ein Plus von drei Prozent.

Festgefahrene Tarifgespräche

In dem Tarifkonflikt wird über das Sparkonzept "Wings" und die Altersversorgung der Piloten gestritten. Die Lufthansa will im Konkurrenzkampf mit den Wettbewerbern auf mehr Strecken Billigflüge anbieten. Das Personal von "Wings" soll nicht nach den Lufthansa-Tarifen bezahlt werden, sondern schlechter. Die Kosten für die sogenannte Übergangsversorgung will die Lufthansa künftig nicht mehr übernehmen und die Altersgrenze dafür erhöhen.

Anfang Juli, zu Beginn der Ferienzeit, war das Schlichtungsverfahren zwischen den Piloten und der Lufthansa gescheitert. Zunächst sah es nach neuen Streiks der Pilotenvereinigung aus, doch Ende Juli legte Cockpit der Airline einen neuen Vorschlag vor. Vergangene Woche waren die daraufhin aufgenommenen Gespräche jedoch gescheitert und die Gewerkschaft hatte Streiks angekündigt.

Neben der Verfügung gegen den laufenden Streik will das Unternehmen die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit auf 60 Millionen Euro Schadenersatz verklagen. Die Piloten hätten bei der ersten Runde im April 2014 nicht rechtmäßig gestreikt, weil damals zumindest bei der Tochtergesellschaft Lufthansa Cargo der angegriffene Tarifvertrag noch gültig gewesen sei, erklärte der Konzern. Eine entsprechende Klage werde man beim Arbeitsgericht Frankfurt am Main einlegen.